Essay
Wo genau ist eigentlich das Markgräflerland?

Kennen Sie das Markgräflerland? Viele glauben das. Doch ein Historiker zeigt, dass der allseits bekannte Landschaftsname gar nicht so eindeutig ist, wie er klingt.
Der Autor, Jan Merk (55), ist Historiker und leitet das Markgräfler Museum in Müllheim, wo er auch Kulturdezernent ist. Eine Studie von ihm zum Thema erscheint demnächst als Sonderband des Geschichtsvereins Markgräflerland.
Viele glauben zu wissen, was es ist. Einer weiß, was es nicht ist. "Keinesfalls verstehen wir unter Markgräflerland historisch die sich in den letzten Jahrzehnten unter diesem Namen stark ausdehnende Weinprovinz, die den Freiburger Stadtteil St. Georgen mit seinen Reben als Tor zum Markgräflerland betrachten möchte", so der Archivar Martin Wellmer. Für ihn definieren die 1444 vereinigten mittelalterlichen Herrschaften Badenweiler, Sausenburg und Rötteln räumlich das Markgräflerland. Dem steht der offizielle Name für das zweitgrößte badische Weinbaugebiet zwischen Basel und Freiburg eindeutig entgegen. Liegt es nicht nahe, überall dort, wo "Markgräflerland" auf dem Etikett steht, das Markgräflerland zu vermuten?
Für Geografen endet der Naturraum "Markgräfler Rheinebene" im Norden sogar erst am Kaiserstuhl. Sprachwissenschaftler ziehen eigene Grenzen des Dialektraums, und für Touristiker konzentriert sich die Werbegemeinschaft Markgräflerland rund um Müllheim, Badenweiler und Bad Bellingen. Es ist ein zuweilen heftiger Streit um die Abgrenzung, in dem jeder ein bisschen und keiner ganz Recht hat. Denn die eine, verbindliche, trennscharfe Definition des Begriffs gibt es nicht.
Johann Peter Hebel kannte den Begriff noch nicht
Dennoch lässt sich bei genauerer Betrachtung manches klären. Zunächst das grundlegende Missverständnis: Auch wenn der Begriff für viele Ohren noch so mittelalterlich klingt, "Markgräflerland" ist kein historischer Herrschaftsbegriff. Nie gab es einen eigenständigen Territorialstaat, der die offizielle Bezeichnung ...
Viele glauben zu wissen, was es ist. Einer weiß, was es nicht ist. "Keinesfalls verstehen wir unter Markgräflerland historisch die sich in den letzten Jahrzehnten unter diesem Namen stark ausdehnende Weinprovinz, die den Freiburger Stadtteil St. Georgen mit seinen Reben als Tor zum Markgräflerland betrachten möchte", so der Archivar Martin Wellmer. Für ihn definieren die 1444 vereinigten mittelalterlichen Herrschaften Badenweiler, Sausenburg und Rötteln räumlich das Markgräflerland. Dem steht der offizielle Name für das zweitgrößte badische Weinbaugebiet zwischen Basel und Freiburg eindeutig entgegen. Liegt es nicht nahe, überall dort, wo "Markgräflerland" auf dem Etikett steht, das Markgräflerland zu vermuten?
Für Geografen endet der Naturraum "Markgräfler Rheinebene" im Norden sogar erst am Kaiserstuhl. Sprachwissenschaftler ziehen eigene Grenzen des Dialektraums, und für Touristiker konzentriert sich die Werbegemeinschaft Markgräflerland rund um Müllheim, Badenweiler und Bad Bellingen. Es ist ein zuweilen heftiger Streit um die Abgrenzung, in dem jeder ein bisschen und keiner ganz Recht hat. Denn die eine, verbindliche, trennscharfe Definition des Begriffs gibt es nicht.
Johann Peter Hebel kannte den Begriff noch nicht
Dennoch lässt sich bei genauerer Betrachtung manches klären. Zunächst das grundlegende Missverständnis: Auch wenn der Begriff für viele Ohren noch so mittelalterlich klingt, "Markgräflerland" ist kein historischer Herrschaftsbegriff. Nie gab es einen eigenständigen Territorialstaat, der die offizielle Bezeichnung ...