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Rosenmontag

3600 Hästräger ziehen bei Herrgottswetter durch Freiburg

Simone HöhlKonrad Ringleb
  • &

  • Mo, 24. Februar 2020, 19:10 Uhr
    Freiburg

Die Narren haben die Macht: Rund 80.000 Zuschauer stehen für den Fasnetmendig-Umzug in Freiburg Spalier und feiern bei Sonnenschein und bester Stimmung mit den Narren und Musikern.

Sonnenschein und super Stimmung: Beim Fasnetmendig-Umzug verbreitet ein Neuenburger Altstadtglunki in Freiburgs oberer Altstadt gute Laune. Foto: Rita Eggstein
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Beim Höhepunkt der Freiburger Fasnet sind rund 3600 Narren und Musiker durch das Stadtzentrum gezogen. Etwa 80.000 Zuschauer standen an der Strecke zwischen Schwabentor und Wertmannstraße Spalier für den Fasnetmendig-Umzug und feierten friedlich. Die Sonne strahlte mit den Narren um die Wette. So manchem Hästräger wurde ganz schön warm.

Biergartenwetter
Am Mittag sitzen Narren entspannt in Straßencafés und Hästräger heben einen im Bermudadreieck: Die Sonne scheint, es ist warm – kurz: Herrgottswetter im Februar. Einen richtigen Winter können die Fasnachter dieses Jahr nicht austreiben, vielmehr treibt es ihnen den Schweiß ins Kostüm. Die Brauerei Feierling eröffnet spontan die Biergarten-Saison – im Februar! Ein Bierchen genehmigen sich auch die schwäbische "Daagdieab Lompa" – und die Bisinger Lumpenkapelle spielt sich im Feierling auch gleich warm.

Berliner und küssende Bäume
Zwei Angler stehen in voller Montur in Oberlinden im Bächle, an der Angel baumelt ein Stofffisch. Das Bächle führt kein Wasser, aber auf dem Trockenen sind die Männer nicht: Schorle sei dank. Im Bächle an der Linde bunkern Helferinnen vom Roten Kreuz ihre Ausrüstung. Hinter ihnen auf dem Brunnen stehen zwei Jungs in Strohschuhen und Ringelstrümpfen und kläppern zum Takt der vorbeiziehenden Daagdiab Lompa. Ansgar (14) hat die Kläpperle mit dem Vater von Noah (13) selbstgemacht. Die beiden kamen aus Waldkirch zum Umzug, wo sie Krakeelia-Mitglieder sind und das Klanghölzer-Schlagen erste Narrenpflicht ist.

John Fioravanti ist Amerikaner und lässt sich den ersten Berliner seines Lebens schmecken. Für den 21-jährigen Studenten aus Nashville, Tennessee, ist der Umzug eine angenehme Abwechslung zum Uni-Alltag. Er staunt etwas über Hexen und Dämonen und interpretiert Fasnet als schönes, spaßiges Spiel – sogar eine amerikanische Gruppe habe er erkannt. "Es ist eine tolle und ausgelassene Stimmung", findet er.

Eine Fußballerin in kurzen Hosen geht mit dem Umzug an der Straße entlang. Die Strecke, die über den Münster- und Rathausplatz, über Kajo und Bertoldstraße führt, ist dicht gesäumt von Zuschauern. Sie tragen Elfenohren, Totenköpfe, Lockenwickler, Cowboyhüte und sogar Weihnachtskugeln: Am Bertoldsbrunnen begrüßen zwei Christbäume Bekannte mit Küsschen. Eine Kapelle spielt Ruckizucki, der Musikzug der Freiburger Feuerwehr "Oh Susanna" und immer wieder ertönt die Schwarzwaldmarie. Die Schweizer Schwellbaum-Schränzer haben ein närrisches Jubiläum: Sie laufen zum elften Mal beim Fasnetmendig-Umzug mit. Zum ersten Mal dabei: Ein lustiges ZDF-Team aus dem Stadtteil Haslach, das mit Kamera und allem Drumunddran täuschend echt aussah.

Berichten für Daheimgebliebene
Stadthistoriker Peter Kalchthaler und sein Fasnetrufer-Kollege Ralf Sailer begleiten zusammen mit den BZ-Redakteuren Anika Maldacker und Joachim Röderer den Umzug: Nonstop liefern sie für den BZ-Live-Stream Wissenswertes über die Zünfte, Geschichte und Geschichtchen und interviewen Hexen, Glunki und Schurdis. Wie er’s in Freiburg findet? Leider etwas zu warm, meint der Hästräger vom Karnevalsverein Rheinbischofsheim – aber: "Sowas von schee."

Livestream zum Nachgucken: Der Fasnetmendig-Umzug in Freiburg

Zünfte und Besenwagen
120 Zünfte und Musikgruppen aus Freiburg, der Region, aus dem Schwäbischen, aus Bayern und der Schweiz ziehen mehr als drei Stunden lang durch die Stadt. Sie scheinen etwas mehr Wagen als in den Vorjahren dabei zu haben. Das letzte Gefährt stammt traditionell von der der Zunft der Straßenfeger: Die Freiburger Abfallwirtschaft und Stadtreinigung fährt mit dem Besenwagen hinter dem Umzug her und reinigt das Pflaster.

Breisgauer Narrenzunft und Polizei
"Es war mega-voll und die Zuschauer waren sehr gut drauf, die Stimmung – von Anfang bis Schluss richtig gut", sagt Uwe Stasch, der Sprecher der Breisgauer Narrenzunft, dem Dachverband der Freiburger Zünfte. "Für uns ist die Fasnet 2020 erfolgreich beendet", meint Stasch erleichtert. Die BNZ hat den Rathaussturm neu aufgezogen, eine "Nacht der Narren" organisiert und nun sei auch der große Umzug hervorragend gelaufen: Bisher habe er nichts Negatives von Sicherheitsdienst und Polizei gehört. Die sagt: Im Großen und Ganzen blieb alles friedlich. Die Zahl der Zuschauer schätzt sie auf etwa 80 000.

14 Patienten und ein Orden
Gut 30 Helferinnen und Helfer vom Deutschen Roten Kreuz und den Maltesern standen ebenfalls an der Umzugsstrecke. Sie betreuten 14 Patienten, drei mussten ins Krankenhaus, der Notarzt war auch im Einsatz, teilt DRK-Sprecher Matthias Reinbold am Abend mit. Damit sei es beim größten närrischen Aufmarsch der Region vergleichsweise ruhig gewesen.

An der Ehrentribüne vor dem Basler Hof erhielten Notarzt Jürgen Lambert und der Leiter der Freiburger Rot-Kreuz-Dienste Dieter Brodmann vom Herrenelferrat einen Orden für ihren fast 30-jährigen Einsatz beim Freiburger Rosenmontagsumzug.

Bei Fasnachtsveranstaltungen in der ganzen Region haben fast 1000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer des DRK-Kreisverbands Freiburg seit Anfang des Jahres über 200 Patienten betreut – weniger wegen Alkohol, meist wegen Schnittverletzungen und Erschöpfung – und eine vorwiegend friedliche Saison erlebt.

Ressort: Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 25. Februar 2020: PDF-Version herunterladen

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