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2920 Tage

Michael Neubauer
  • Fr, 04. Oktober 2019
    Gesundheit & Ernährung

BZ-SERIE "GESUND IM JOB" (1): Wir verbringen viel Lebenszeit bei und mit der Arbeit – wie kommt man da gesund durch?.

Foto: Karo Schrey
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Arbeit ist das halbe Leben, heißt ein Sprichwort. Doch es stimmt nicht. Vor einigen Jahren hat die Zeitschrift P.M. verschiedene Statistiken analysiert und nachgerechnet. Das Ergebnis: 24 Jahre und vier Monate verbringen Erwachsene bei rund 80 Jahren Lebenszeit mit – na? Mit Schlaf, also im Bett. Zwölf Jahre unterhalten wir uns – darunter sind angeblich zwei Jahre und zehn Monate, in der wir Tratsch und Witze erzählen. Ebenso zwölf Jahre sitzen wir vor dem Fernseher (das Smartphone war bei dieser Statistik noch gar nicht aufgelistet). Und die Arbeit? Ganze acht Jahre Lebenszeit – 2920 Tage – verbringen die Deutschen mit ihrem Job.

Solche Statistiken sind schön zu lesen. Aber der Alltag fühlt sich oft anders an. Knapp acht Stunden pro Tag verbringen viele Erwachsene mit bezahlter oder unbezahlter Arbeit. Gerade jetzt, wenn es wieder früher dunkel wird, hat man tatsächlich den Eindruck: Arbeit ist das halbe Leben.

Immerhin gibt es eine gute Nachricht für die Menschen hier im Südwesten: Sie scheinen im Vergleich zu denen in anderen Bundesländern noch viel Freude an ihrem Job zu haben. Laut einer Analyse des Arbeitgeber-Bewertungsportals Kununu liegt Baden-Württemberg auf Platz vier, was die Arbeitnehmer-Glücklichkeit betrifft. Berlin führt die Liste an, gefolgt von Hamburg und Bayern.

Doch was macht Arbeitnehmer glücklich? Für viele ist es immer noch die Sicherheit des Arbeitsplatzes, ein unbefristeter Vertrag, ein zufriedenstellendes Gehalt, gut führende Chefs. Und Kollegen, mit denen das Zusammenarbeiten Spaß macht. Diese grundsätzlichen Happiness-Faktoren sind für viele laut einer Studie entscheidend. Außerdem schätzen es Beschäftigte sehr, wenn ihr Betrieb Sportangebote möglich macht oder unterstützt.

Letzteres ist ein Hinweis, worauf immer mehr Arbeitnehmer im Work-Life-Balance-Zeitalter viel Wert legen: Dass sie gesund bleiben bei ihrem Tagwerk. Vielleicht auch, weil die Situation häufig ganz anders ist: Jeder dritte Angestellte fühlt sich laut einer Umfrage des Personaldienstleisters Manpower häufig erschöpft und müde. 17 Prozent klagen über regelmäßig wiederkehrende Schlafstörungen und Nacken- oder Kopfschmerzen. Selbst am Wochenende und im Urlaub, so 15 Prozent der Befragten, könnten sie nicht mehr abschalten von der Job-Grübelei.

Die BZ-Serie "Gesund im Job" nimmt in den kommenden drei Wochen die Arbeitswelt in den Blick. Wie kommen wir zufrieden und gesund durch unser Arbeitsleben? Ärzte und Wissenschaftler, aber auch einige Beschäftigte geben zahlreiche Tipps, was man tun kann, um in bestimmten Jobs einen Ausgleich zu Stress und körperlicher Anstrengung zu finden. Oder um mit dem Pendeln zurechtzukommen, mit der Einsamkeit im Homeoffice, mit den Bildern im Kopf von schlimmen Unfällen, die manchmal Sanitäter oder Feuerwehrmänner nicht mehr loslassen. Auf was müssen zum Beispiel Arbeiter achten, die sogenannte Knochenjobs machen? Ein Gerüstbauer wird in der Serie erzählen, wie er mit dieser schweren Arbeit umgeht.

Ein anderer Job, der auf die Knochen geht – nämlich vor allem auf die Wirbelsäule – ist der Schreibtischjob. Viele kleine Büro-Zipperlein könnte man gut vermeiden, wenn man sich ein paar Ratschläge zu Herzen nähme. Wir sitzen zu viel, bewegen uns zu wenig. Der ärztliche Leiter des Instituts für Bewegungs- und Arbeitsmedizin am Uniklinikum Freiburg wird in der zweiten Woche der Serie erklären, worauf es ankommt bei der Einstellung des Schreibtischs und des Bildschirms. So können einseitige Arbeitshaltungen und Verspannungen vermieden werden, die häufig zu Schmerzen im Rücken, an Schultern, Nacken, Armen oder im Kopf führen.

Auch regelmäßige Pausen während des Arbeitsalltags helfen, gesund zu bleiben und die Arbeit gut hinzubekommen. Doch die Pause scheint vielerorts auszusterben: Gerade in der Dienstleistungsbranche bleibt den Angestellten oft keine Zeit dafür. Auch die Arbeit vieler Pflegekräfte ist so eng getaktet, dass sie einfach nicht zum Durchschnaufen kommen. Eine Serienseite wird deshalb der guten Pause gewidmet.

Etwas, das die wertvollen und oft seltenen Pausen gerne stört oder gar verhindert, ist das Smartphone. Er macht die Dauererreichbarkeit möglich, und diese ist mal Segen, mal Fluch für den modernen Beschäftigten. Eine Freiburger Wirtschaftspsychologin sagt in dem Beitrag darüber, dass viele Beschäftigte wieder stärker Grenzen zögen zwischen Arbeit und Freizeit – und nennt einige nützliche Tipps dafür.

Viele Unternehmen haben längst begriffen, wie wichtig es ist, in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu investieren: etwa in den Betriebssport oder in eine Kantine, die gesundes Essen anbietet. Auch das wird Thema sein. Außerdem betrachten wir den Arbeitsplatz der Schüler: Lehrer einer Schule in Südbaden haben uns gezeigt, mit welchen Ideen und Aktionen sie den Schulalltag bewegter gestalten. Nicht zuletzt geht es um den Zeitpunkt, an dem das offizielle Arbeitsleben endet: Wie schafft man einen gesunden Übergang in die Rente?

Zwischendurch zeigen wir Ihnen zehnmal auf dem unteren Teil der Seite je zwei Übungen für eine aktive Pause, die Sie leicht in den Arbeitsalltag einbauen können. Wir wünschen Ihnen viel Bewegung – und viel Spaß beim Lesen.

Ressort: Gesundheit & Ernährung

Dossier: Gesund im Job

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 04. Oktober 2019: PDF-Version herunterladen

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