Interview
"Bei Kuscheltieren wird es emotional"
Jochen Arnold leitet das Fundbüro im Europa-Park. Im Interview mit der BZ erzählt von den seltsamsten Fundstücken und wie Besuchende vermeiden können, ihre Gegenstände zu verlieren.
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BZ: Wie genau verläuft der Weg eines verlorenen Gegenstandes?
Gegenstände werden nicht nur bei Großattraktionen wie der Achterbahn gefunden – auch in der Gastronomie oder ganz klassisch auf einer Parkbank gehen regelmäßig Dinge verloren. Gefundene Gegenstände werden zunächst zum nächstgelegenen Informationsschalter gebracht. Dort erfolgt die erste Registrierung, bevor der Fund schließlich ins zentrale Fundbüro weitergeleitet wird. Verliert ein Gast einen Gegenstand, muss eine Verlustmeldung ausgefüllt werden. In diesem Formular werden Details wie der genaue Verlustort, der Zeitpunkt, die Farbe sowie die Marke des Gegenstands abgefragt – um diesen möglichst eindeutig identifizieren zu können.
BZ: Was passiert mit den Gegenständen, die nicht abgeholt werden?
Es kommt darauf an: Gegenstände, die nicht zugeordnet werden können und mit denen man nichts weiter anstellen kann, werden entsorgt. Gegenstände, die hingegen noch einen Zweck erfüllen, werden gespendet, wie etwa Kleidung an die Tafel. Dinge werden auch für den Charity-Flohmarkt vom Santa Isabel e.V. gespendet. Es sind oft Gegenstände, die nicht viel gekostet haben, die oft nicht abgeholt werden, eine Mütze für fünf Euro zum Beispiel. Generell werden Fundsachen nicht länger als sechs Monate archiviert.
BZ: Was war ein Erlebnis, das besonders bewegend war?
Bei Kuscheltieren wird es emotional – nicht selten fließen Tränen bei den Kindern. Auch Erwachsene melden sich häufig im Fundbüro, etwa wenn sie glauben, ihren Autoschlüssel verloren zu haben. Manchmal stellt sich später heraus, dass der Schlüssel doch nur in der Jackentasche war – die anfängliche Panik ist dann schnell verflogen.
BZ: Können Sie sich an eine besonders lustige Geschichte aus dem Fundbüro erinnern?
Einmal war ein Kind mit seinen Großeltern im Europa-Park unterwegs – nach drei Stunden waren die Großeltern völlig aufgelöst, weil ihr Enkel plötzlich verschwunden war. Die Auflösung: Der Junge war längst bei der Information und spielte dort seelenruhig Karten mit den Mitarbeitenden.
BZ: Welche Tipps haben Sie für Besucherinnen und Besucher, damit sie ihre Gegenstände nicht verlieren?
Es ist besonders wichtig, sich an die Regeln zu halten. An allen Attraktionen weisen Schilder darauf hin, keine losen Gegenstände mit in die Achterbahn zu nehmen. Bei einem Looping kann sich beispielsweise die Kette vom Hals lösen oder das Handy aus der Brusttasche fallen.
BZ: Was schätzen Sie besonders an Ihrem Job?
Es wird nie langweilig, denn kein Tag ist wie der andere. Besonders Freude macht es mir, wenn ich den Menschen helfen kann – sei es bei Fragen oder einfach dabei, ihren Tag im Europa-Park zu genießen.
BZ: Was sind die größten Herausforderungen des Fundbüros?
Wir sind stets bestrebt, uns weiterzuentwickeln. Unser Ziel ist es, Wege zu finden, wie verlorene Gegenstände noch schneller zu ihren Besitzerinnen und Besitzern zurückgelangen können. Gleichzeitig wächst der Europa-Park stetig – und damit auch die Anzahl der Orte, an denen Dinge verloren gehen können.
BZ: Welche Entwicklung können Sie bei der Art der verlorenen Gegenstände feststellen?
Mittlerweile sehen auch sehr viele elektronische Gegenstände wie Airtags – das sind diese runden Tracker, mit denen sich Gegenstände per Smartphone orten und wiederfinden lassen. Dann kann es geschehen, dass jemand darauf besteht, die Achterbahn anzuhalten. Diese kann in solchen Fällen aber aus Arbeitsschutzgründen nicht gestoppt werden – der verlorene Gegenstand kann dann erst nach Ende des Tagesbetriebs geborgen werden.