Zisch-Interview

"Bis das Zelt steht, dauert es sieben Tage"

Seit 19 Jahren ist Adelheid Hetzel-Mack Zirkusdirektorin des Circolo. Ein Blick in ihren Alltag.  

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Akrobaten bei der Premiere des Zirkus Circolo im Dezember 2022. Foto: Michael Bamberger
Zisch: Wie kamen Sie zu Ihrem Job?
Hetzel-Mack: Ich war zuerst Grundschullehrerin, habe aber keine Anstellung bekommen. Mein Mann hat damals ein Zaubertheater gegründet und wollte das beruflich machen. Da ich keine Stelle hatte, haben mein Mann und ich das Zaubertheater zusammen geführt. Nach ein paar Jahren habe ich dann eine Agentur für Firmenfeiern gegründet.

Zisch: Müssen Sie als Zirkusdirektorin oft improvisieren?
Hetzel-Mack: Ja, als Direktorin improvisiere ich sehr oft, weil ein Zirkuszelt so seine Tücken hat. Auch die vielen Zuschauer, die kommen, haben Fragen, und da muss man oft spontane Lösungen finden. Zum Beispiel, wenn jemand mit einer Gehbehinderung kommt und einen ungünstigen Sitzplatz gebucht hat, muss man schnell schauen, wo man ihn besser unterbringt. Denn er käme ja nur sehr schwer auf den ursprünglich gebuchten Platz. Manchmal reißt der Wind auch die Planen auf. Dann wird es ziemlich kalt im Zelt. Und sehr selten gibt es auch Artistenunfälle, die so schlimm sein können, dass der ganze Nachmittag und Abend durcheinander gebracht werden können. Sowas ist uns aber zum Glück erst einmal in den letzten 18 Jahren passiert.

Zisch: Wie sind Sie auf den Namen Circolo gekommen?
Hetzel-Mack: Der Name war ein Vorschlag unserer Werbeagentur. Uns hat Circolo einfach wahnsinnig gut gefallen. Das heißt "Kreis" auf Italienisch. Insofern eine schöne Verbindung mit unserer Manege: Die ist ja auch rund.

Zisch: Warum ist der Circolo nur ein Weihnachtszirkus und kein Vollsaisonzirkus, den man das ganze Jahr über besuchen kann?
Hetzel-Mack: An Weihnachten haben die Gäste mehr Zeit. Außerdem wollen sie an Weihnachten mit ihren Familienangehörigen etwas Schönes erleben. Und daher eignet sich Weihnachten einfach am besten.

Zisch: Wie lange dauert es, das Zirkuszelt aufzubauen?
Hetzel-Mack: Bis nur das Zirkuszelt steht, dauert es sieben Tage. Der Innenausbau geht drei Wochen und der Abbau dauert ungefähr fünf Tage.
Zisch: Wie lange dauert es, eine Show zu planen?
Hetzel-Mack: Wir brauchen ungefähr ein halbes Jahr, bis wir alle Artisten zusammenhaben. Die Regie nimmt nochmal vier Wochen für sich in Anspruch und dann noch eine Woche Probezeit. Es dauert ziemlich lang. Und durch den Ukrainekrieg mussten beim letzten Mal vier Gruppen absagen, weshalb es noch länger dauerte und die Planung viel komplizierter war als sonst.

Zisch: Wie viele Artisten braucht man ungefähr für eine Show?
Hetzel-Mack: Es müssen mindestens 20 Artisten sein und drei Stagehands. Dazu kommen fünf Musiker. Die alle braucht man ungefähr für eine gute Show. Wir hatten aber auch schon 30 Artisten.

Zisch: Gab es mal eine Show, die komplett schiefgegangen ist?
Hetzel-Mack: Die ganze Show ist noch nie schiefgegangen. Aber es kann passieren, dass einzelne Artisten wegen einer Krankheit oder Verletzung nicht auftreten können. Aber die ganze Show kann nicht schiefgehen, weil jeder Artist seine eigene professionelle Nummer aufführt, die er sehr lang geübt hat. Es kann natürlich mal passieren, dass einzelne Nummern nicht perfekt laufen.

Zisch: Warum verzichten Sie auf wilde Tiere?
Hetzel-Mack: Wir nehmen schon mal gern Haustiere wie Hunde, Katzen, Ziegen oder Gänse ins Programm. Vor allem wegen der Kinder. Pferde können wir nicht nehmen, weil wir für die Akrobaten einen festen Boden brauchen. Aber wilde Tiere, die in Käfige gesperrt werden und keinen großen Auslauf haben, möchten wir nicht.

Zisch: Wie lange gibt es den Circolo schon?
Hetzel-Mack: Unser Vorgänger hat ihn zehn Jahre gehabt. Wir sind jetzt im 19. Jahr. Also gibt es den Circolo schon 29 Jahre.

Zisch: Haben Sie mal überlegt, eine Show nur mit Kinderartisten zu machen?
Hetzel-Mack: Ja, das haben wir am Anfang gemacht. Die Kinder vom Zirkus Harlekin waren einen ganzen Tag in unserem Programm und haben es sehr gut gemacht. Aber der Zirkus Harlekin hatte davor im Oktober einige Male gespielt, sodass wir zu wenig Publikum hatten und es sich irgendwie verlaufen hat.

Zisch: Was sind Ihre Aufgaben als Zirkusdirektorin, wenn nicht Circolo-Saison ist?
Hetzel-Mack: Dann arbeite ich in unserer Künstleragentur, bei der ich für Firmenfeiern Artisten, Musiker, Zauberer, Kindertheater, Moderatoren und viele mehr vermittle und diese Veranstaltungen plane.

Zisch: Gibt es eine Zirkuskunst, die Sie besonders mögen? Und können Sie sagen warum?
Hetzel-Mack: Ich mag Akrobatik, ganz besonders Handstandakrobatik und auch Strapaten, das Schwingtrapez und Trampolin. Ich bewundere dabei diese Körperbeherrschung. Ich würde das auch gern können. Leider konnte ich als Kind sowas nicht lernen, weil es damals noch keine Zirkusschulen gab.
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