Jugend und Beruf

Bringt’s das noch?!

Verlagsthema Viele zentrale Aufgaben von Berufen lassen sich automatisieren – ob Bankkauffrau, Verkäufer oder medizinische Fachangestellte. Was das für die Ausbildungswahl heißt.  

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Ja ist der Traumjob überhaupt zukunftssicher?  | Foto: kitty (stock.adobe.com)
Ja ist der Traumjob überhaupt zukunftssicher? Foto: kitty (stock.adobe.com)
Na toll: "Sieben der acht Kerntätigkeiten in diesem Beruf sind – Stand heute – automatisierbar": Das ist das Ergebnis, das der Job-Futuromat zum Beruf Versicherungskaufmann ausspuckt. Die Automatisierbarkeit liegt demnach bei 88 Prozent. Das Online-Tool des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) soll bei der Beantwortung der Frage helfen, ob digitale Technologien einen Job verändern werden. Bei diversen gängigen Ausbildungen sieht es ähnlich aus: Bankkauffrau 78 Prozent, Verkäufer 88 Prozent, medizinische Fachangestellte 80 Prozent.

Ist es also ratsam, noch Bankkaufmann zu werden, wenn Banken Filialen schließen und zentrale Tätigkeiten wie Bonitätsprüfung oder Zahlungsverkehr bereits jetzt überwiegend mit maschineller Unterstützung erledigt werden?

"Ich hoffe, dass es auch in Zukunft noch Bankkaufleute geben wird", sagt Monika Hackel vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Zwar würden es weniger, aber ganz abschaffen ließe sich der Beruf nicht. "Sonst geben wir uns blind in die Hand einer Maschine, die manipuliert werden kann." Dazu kommt: Die Kompetenzen, die man beispielsweise in der Banklehre erwirbt, wird man auch in Zukunft brauchen. Damit ließe sich etwa in die Industrie oder in den Bereich Steuer wechseln. "Vielleicht verändern sich Tätigkeiten oder fallen weg, aber es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass gleichzeitig neue entstehen", so Hackel. "So lange ein Beruf angeboten wird, gibt es auch einen Markt dafür."

Bernd Fitzenberger vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), nennt den IT-Bereich als Beispiel. "Programmierer ist einer der anspruchsvollsten Berufe, sehr modern und attraktiv." Reine Programmiererstellen ohne Bezug zu fachlichen Anwendungen würden aber mit zunehmender Digitalisierung weniger. Immer wichtiger dagegen werden Stellen, die spezifische IT-Kenntnisse erfordern – etwa KI für ein konkretes Fachgebiet. "Es muss ja jemand die KI inhaltlich testen und Qualitätschecks machen."

Und es gibt neben den Ausbildungen, in denen das Automatisierungspotenzial sehr hoch ist, auch solche Berufe, die in den kommenden Jahren wohl kaum maschinell ersetzt werden können. Für den Pflegefachmann etwa spuckt der Job-Futuromat einen Wert von 11 Prozent aus – nur zwei der 19 Kerntätigkeiten sind diesem Beruf automatisierbar.

"Bei den meisten Gesundheitsberufen laufen wir in einen Mangel rein", sagt Hackel. Gesundheitshandwerker, Physiotherapeuten, medizinische Fachangestellte, Logopäden, Diätassistentin oder medizinische Fußpflege für Menschen mit Altersdiabetes – all das seien in einer alternden Gesellschaft zukunftssichere Berufe mit viel Kundenkontakt.

Ein Problem ist oft die Berufsorientierung: In Deutschland gibt es über 320 Ausbildungen – viele kennen nur einen Bruchteil davon. Woher sollen Jugendliche also wissen, welcher Beruf für sie persönlich passt und im besten Fall auch in Zukunft hat? "Viele Jugendliche sind lost in space und haben Angst, durch eine falsche Entscheidung ihr Leben zu verpatzen", sagt Hackel. Diese Angst sei aber unbegründet.

"Jede Erfahrung, die ich auf dem Arbeitsmarkt sammle, ist etwas wert und es gibt immer eine Möglichkeit, in eine andere Richtung abzubiegen, das ist das Schöne an unserem Bildungssystem", sagt Hackel. Ob durch Fortbildung, Umschulung, ein Studium oder Verkürzung von Lernzeiten.

Fitzenberger rät, sich an den eigenen Vorlieben zu orientieren und zwischen Neigungen und Möglichkeiten im Markt abzuwägen. Und statt die Entscheidung aus Angst vor der Zukunft ewig vor sich herzuschieben, können sich Jugendliche auch einfach mal ausprobieren und sehen, was zu ihnen passt, so der Fachmann.

Und wie stellt man nun sicher, dass man am Puls der Zeit lernt, wenn es eine kaufmännische Ausbildung sein soll? Für die Qualität der Ausbildung gelte ein bundesweiter Mindeststandard, der eingehalten werden müsse, so Hackel. Die zuständigen Kammern überwachen die Qualität, sind Anlaufstellen und bieten Unterstützung etwa bei einem Wechsel des Ausbildungsbetriebs innerhalb der Branche.

Wie attraktiv und modern eine Ausbildung ist, hängt auch vom Unternehmen ab, sagt Fitzenberger. "Es gibt viele Beispiele, die zeigen, dass Betriebe mit neuen Konzepten, neuem Image und hoher Qualität im urbanen hippen Umfeld Auszubildende anziehen."
Aktuelle Ausbildungsplätze gibt es auf dem Jobmarkt der Badischen Zeitung.
Schlagworte: Monika Hackel, Bernd Fitzenberger
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