Jugend und Beruf

Hoch hinaus

Verlagsthema Dachdecker geben anderen ein festes Dach über den Kopf – das sollte man für den Job mit Aus- und Weitblick mitbringen und so läuft die Ausbildung ab.  

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Leonie Schneider ist auf dem Dach in ihrem Element.  | Foto: Anita Fertl
Leonie Schneider ist auf dem Dach in ihrem Element. Foto: Anita Fertl
Wie der Name schon sagt, machen Dachdeckerinnen und Dachdecker vor allem eines: Dächer decken. Zu ihren Aufgaben zählt außerdem, Flachdächer abzudichten, Wärmedämmungen zu verbauen, Fassaden zu verkleiden und Dachsysteme, wie etwa Solaranlagen, Dachfenster und Regenrinnen zu montieren. "Wir kümmern uns auch um die Instandhaltung der Dächer und Reparaturen – es ist also ein ziemlich abwechslungsreicher Beruf", findet Leonie Schneider. Die 22-Jährige muss es wissen, denn sie hat 2024 ihre Gesellenprüfung als Innungsbeste abgeschlossen, wurde zudem Kammer- und Landessiegerin sowie Vierte beim Bundeswettbewerb.

Dass sie einmal eine handwerkliche Karriere einschlagen würde, wusste Schneider auch nach dem Abitur noch nicht und schrieb sich für ein Studium ein. Zuvor jobbte sie in der vorlesungsfreien Zeit in der Dachdeckerfirma ihres Vaters. "Ich hatte ehrlich gesagt keine Lust darauf, weil ich dachte, Dachdecker ist ein unschöner Männerberuf", sie lacht. Aber in der Praxis merkte sie schnell, dass sie mit ihren Vorurteilen falsch lag. "Ich war so begeistert, dass ich das Studium gegen die Ausbildung eintauschte." Und welche Voraussetzungen sollten künftige Azubis für den Beruf mit Weitblick mitbringen? "Schwindelfrei sollte man auf jeden Fall sein. Außerdem teamfähig, motiviert und ausdauernd. Ein technisches Grundverständnis ist natürlich auch von Vorteil", zählt Schneider auf.

Die Azubis sind wechselweise im Betrieb, in der Berufsschule und bei der Überbetrieblichen Ausbildung. Bei Letzterer erlernen auch Auszubildende in spezialisierten Betrieben die geforderten Ausbildungsinhalte. Bei der Ausbildung im Betrieb werden im ersten Lehrjahr zunächst die Grundlagen geschult. Die Azubis lernen die unterschiedlichen Werkzeuge und Materialien kennen, beobachten und unterstützen mit Anpacken oder Werkzeugreichen. Aber auch einfachere Arbeiten, wie das Zuschneiden von Schweißbahnen, werden von ihnen übernommen.

Natürlich würden die Ausbildungsinhalte auch vom Talent und Lernfortschritt jedes Einzelnen abhängen, so Schneider. "Im zweiten Jahr geht es dann mehr in Richtung selbstständiges Arbeiten. Durch nahe Betreuung und Anweisungen von Ausgelernten werden beispielsweise Latten oder Bleche eigenständig montiert."

Im dritten Lehrjahr können die Azubis dann gewisse Arbeiten und kleine Baustellen komplett selbst erledigen und haben so die Möglichkeit, ihr erlerntes Wissen anzuwenden. Dabei besteht aber jederzeit die Möglichkeit, jemand Erfahrenen um Rat zu fragen.

Wie erfolgreich auch weibliche Auszubildende eine Karriere auf dem Bau starten können, dafür ist Schneider das perfekte Vorbild. Und tatsächlich sei es gar nicht so selten, dass Frauen in der Ausbildung gut abschneiden, sagt sie; außer Schneider selbst wurden 2024 auch noch zwei weitere Frauen Landessiegerinnen.

Nicht zuletzt deshalb sagt Schneider selbstbewusst: "Das, was ich nicht in den Muskeln hab’, das hab’ ich im Kopf und kann da vielleicht was gut machen." Sie grinst. Heutzutage gibt es viele Techniken und Hilfsmittel, die die Arbeit vereinfachen – für Männer und Frauen. "Präzision und Leidenschaft sind so viel wichtiger als reine Kraft. Ansonsten gibt’s nichts, was man nicht auch mit Teamarbeit lösen kann."

Den Beruf spannend macht auch die Digitalisierung. Viele Betriebe nutzen Tablets mit passenden Apps, um Pläne zu konstruieren, Maße aufzunehmen und Baustellenfortschritte zu dokumentieren. Oder sie setzen Drohnen ein, um Dächer zu begutachten.

Schneider selbst will ihren Meister in 2026/27 ablegen. Und ist noch immer begeistert von ihrem Job: "Jeder Tag ist anders als der vorherige. Ich bin an der frischen Luft, bewege mich und sehe, was ich geleistet habe", sagt sie. Weniger schön sei das Arbeiten bei schlechter Witterung. Und eintönigere Aufgaben wie das Reinigen von Dachrinnen. Doch das werde ausgeglichen. "Tatsächlich finde ich Reparaturen echt spannend – da weiß man nie, was einen erwartet. Man muss rätseln, woher der Schaden kommt und eine gute Lösung finden", sagt die Gesellin. "Und nicht zu vergessen sind die Aussichten, die sind unbezahlbar."
Aktuelle Ausbildungsplätze gibt es auf dem Jobmarkt der Badischen Zeitung.
Schlagworte: Leonie Schneider
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