Jugend und Beruf
Geborgenheit für Gebärende
Verlagsthema Doulas sind dafür da, Frauen bei der Geburt emotional zu unterstützen. Wie sie das machen – und was sie von Hebammen unterscheidet.
Sabine Meuter (dpa)
Mo, 22. Sep 2025, 12:19 Uhr
Verlagsthema
Thema: Jugend und Beruf
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Der Weg in den Beruf
"Eigentlich bin ich Tischlerin und Architektin. Viele Jahre habe ich als Bauleiterin gearbeitet. Dann bin ich schwanger geworden. Ich brachte mein Kind damals in einem Geburtshaus zur Welt. Es war eine sehr kraftvolle, selbstbestimmte und wohlbehütete Geburt bei Kerzenlicht, bei der mich eine Hebamme sehr zugewandt und liebevoll begleitet hat. Als mein Kind älter war, arbeitete ich zunächst wieder auf dem Bau und stellte fest, dass meine Arbeit in Teilzeit nicht wertgeschätzt wurde – und fasste den Entschluss, künftig in einem Beruf zu arbeiten, in dem auch ich Frauen begleite. So kam ich auf den Beruf der Doula.
Die Ausbildung
Während meiner Ausbildung habe ich eine Reihe von Seminaren besucht. Dort lernte ich, wie ich Schwangere und deren Partner vor, während und nach der Geburt umsorgen kann. Ich habe gelernt, verschiedene Wohlfühltechniken zu praktizieren und wurde auch für nonverbale Kommunikation sensibilisiert.
Thema ist dort auch, dass ich als Doula nicht in medizinische Belange eingreifen darf. Außerdem habe ich sehr viel gelesen – circa 30 bis 40 Bücher. Und ich habe an einem Geburtsvorbereitungskurs teilgenommen. Zusätzlich dazu habe ich drei Geburten begleitet und anonymisiert dokumentiert.
Ich habe dann ein Doula-Zertifikat zur zertifizierten DiD Doula bekommen. Es lehnt sich an internationale Standards an. Aussteller ist der Verein Doulas in Deutschland. Doulas nehmen zudem regelmäßig an Weiterbildungen teil.
Der Berufsalltag
Vor der Geburt treffe ich mich mit der Schwangeren und ihrem Partner etwa dreimal. Dabei geht es darum, welche Vorstellungen und Wünsche die Schwangere an mich hat, damit sie sich in der Phase vor der Geburt und danach geborgen und gut aufgehoben fühlt. Die Wünsche sind dabei sehr unterschiedlich und reichen von Ruhe haben über Musik hören, Hypnose oder Massage bis hin zu gemeinsam Kuchen backen. Auch die Wünsche des Partners sind bei den Treffen ein wichtiges Thema. Fünf Wochen um den errechneten Geburtstermin bin ich dann an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr in Rufbereitschaft. Sobald die Wehen einsetzen, bin ich an der Seite der Gebärenden. Ich massiere sie, wenn sie das möchte, lese ihr etwas vor oder bin einfach nur da. Während der Geburt bin ich die ganze Zeit dabei und unterstütze die Frau emotional – und zwar so, wie sie es möchte. Ich weiß ja dann, wovor sie Angst hat und kann dementsprechend etwas entgegensetzen. Nach der Geburt kommt es dann noch zu ein bis zwei weiteren Treffen, wenn die Eltern dazu bereit sind.
Unterschied Doula Hebamme
Es gibt klare Abgrenzungen zwischen den Berufen. Wir Doulas dürfen keinerlei medizinische Behandlungen vornehmen, die medizinische Verantwortung rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett liegt bei den Hebammen. Doulas sind "nur" dafür da, Gebärende emotional zu unterstützen und zu begleiten. Aber wir Doulas verstehen uns durchaus als Team mit den Hebammen.
Das schönste Erlebnis
Viele kennen Doulas gar nicht. Wenn ich Frauen, die schon Mütter sind, von meinem Beruf erzähle, sagen nicht wenige: "Wenn ich gewusst hätte, dass es Doulas gibt, hätte ich auch eine gebucht." Mein Highlight war, als ich meine beste Freundin bei der Geburt ihres Kindes als Doula begleiten durfte – und dann ihr Baby in den Händen hielt.
Gehaltsaussichten
Die Verdienstmöglichkeiten sind nicht sonderlich gut. Pro Auftrag gibt es im Schnitt 1000 Euro plus Umsatzsteuer – für Vor- und Nachtreffen, eine permanente Rufbereitschaft rund um den errechneten Geburtstermin und für die Geburtsbegleitung. Wer als Doula gut gebucht ist, kommt auf etwa 30 Aufträge im Jahr.
Aber mir ist nicht wichtig, viel Geld zu verdienen. Für mich steht im Vordergrund, Gebärenden Nähe, Wärme und Geborgenheit zu spenden."