Gesundheit und Soziales
Chance für den Neuanfang in der Altenpflege
Fr, 06. März 2020, 17:46 Uhr
Beruf & Karriere
BZ-Interview mit dem Altenpfleger Ruben Soden, der in der Pflege seinen Platz gefunden hat
Dass in der Pflege Fachkräfte fehlen, ist bekannt. Weniger bekannt sind die Möglichkeiten, über die Agentur für Arbeit eine Förderung der Aus-, Weiterbildung oder Umschulung in einen Pflegeberuf zu beantragen. Für Ruben Soden aus Freiburg war es diese Unterstützung, die den Neueinstieg möglich gemacht hat. Der 32-jährige Familienvater ist nach seiner Ausbildung von der Evangelischen Sozialstation als Altenpfleger übernommen worden. Mit Sina Elbers hat er darüber gesprochen.
Ruben Soden: Ich wollte schon immer das Gefühl haben, etwas Sinnvolles zu tun und Feedback für meine Arbeit zu bekommen. Verkaufs- oder Geschäftstätigkeiten lagen mir nicht wirklich. Ich habe auch soziale Arbeit studiert, mich dabei aber ein bisschen verloren. Mir fehlte einfach die Orientierung, was ich nach dem Abschluss machen möchte.
BZ: Wie haben Sie Ihren Ausbildungsplatz gefunden?
Soden: Nach vielem Grübeln in der Neuorientierungsphase war mir klar, dass ich etwas im sozialen Bereich machen möchte. Dass in dieser Zeit auch die Familie dazu kam, hat mich umso mehr motiviert, etwas Passendes zu finden. Auf der Seite der Agentur für Arbeit habe ich die Anzeige der Evangelischen Sozialstation gesehen und mich beworben. Dort wurde ich dann auch direkt angenommen.
BZ: Wie haben Sie von der Möglichkeit der finanziellen Förderung erfahren?
Soden: Das war im Bewerbungsgespräch. Die Pflegedienstleitung war sehr gut über We-Geb-Au (Weiterbildung Geringqualifizierter und Beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen, Anmerkung der Redaktion) informiert, das war mein großes Glück. Vorher wusste ich davon nichts. Auch viele in meiner Schule wussten nicht, dass es diese Fördermöglichkeiten gibt.
BZ: Woraus ergab sich in Ihrem Fall die Förderung?
Soden: Ich wurde über We-Geb-Au gefördert, da ich keine abgeschlossene Berufsausbildung hatte. Meine Förderung lief über meinen Arbeitgeber. Ich musste lediglich einen Test machen und ein paar Formulare ausfüllen. Gedacht ist diese Art der Förderung auch als Anreiz für Firmen, Umschulungen und Ausbildungen quasi als zweite Chance zu ermöglichen.
BZ: Was hat die finanzielle Unterstützung für sie bedeutet?
Soden: Es war für mich und vor allem für meine Frau und Kinder natürlich eine große Erleichterung. Die Unsicherheit, eine Familie mit einem normalen Ausbildungsgehalt zu unterstützen, war sicher sehr groß. Durch die Förderung mussten wir keine riesigen Abstriche machen. Ich konnte sogar während der Ausbildung in Elternzeit gehen, das war natürlich super.
BZ: Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem beruflichen Weg?
Soden: Sehr. Rückblickend hat sich alles zusammengefügt. Die Pflege an sich erfüllt mich, außerdem übernehme ich inzwischen weitere Tätigkeiten im Büro, beispielsweise Dokumentation. Klar, ist der Beruf auch mit viel Stress verbunden. Es ist körperliche und kognitive Arbeit. Wir müssen Patienten als Ganzes erfassen und sehen, wo wir helfen können. Berührungspunkte mit unangenehmen Themen wie Gebrechlichkeit, Einsamkeit oder Tod bleiben nicht aus. Da ist es wichtig, eine professionelle Distanz zu wahren und sich im Pflegeteam über Erfahrungen austauschen zu können.
BZ: Was sollte man mitbringen, um im Pflegeberuf Erfolg zu haben?
Soden: Am allerwichtigsten ist Empathie. Einfühlsam sein und trotzdem Schwieriges gedanklich nicht mit nach Hause zu nehmen, ist unglaublich wichtig. Geduld und eine gewisse Belastbarkeit sollte man schon mitbringen.