Freiwilligendienst
Das Betheljahr hat sich in 20 Jahren gut entwickelt
Mi, 28. Juni 2023, 11:24 Uhr
Verlagsthema
Verlagsthema Es war ein bescheidener Anfang: Mit 25 Teilnehmenden war 2002 die erste Auflage des Betheljahrs gestartet. Heute, 20 Jahre später, ist ihre Zahl rund 20 Mal so hoch.
Was ist Bethel?
Für Menschen da sein: Das ist der Auftrag Bethels seit der Gründung 1867. Heute engagieren sich die von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in vielen Bundesländern für behinderte, kranke, alte oder benachteiligte Menschen. Bethel ist eine der größten diakonischen Einrichtungen Europas. In mehr als 150 Jahren ist ein vielfältiges Netz der Hilfe entstanden. Zu ihm gehören Assistenz- und Pflegeleistungen im eigenen Zuhause, besondere Wohnformen, Pflegeeinrichtungen, Kliniken und Hospize, Angebote zur Teilhabe an Bildung, Rehabilitation und Arbeit sowie Schulen, Ausbildungsstätten und Hochschulen. Mit Herz und Know-how setzen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein, um Menschen zu betreuen und zu fördern, sie zu beraten oder zu behandeln. So ist Bethel bis heute diakonisch geprägt und sozial engagiert.
Konzipiert wurde das Betheljahr bei seinem Projektstart als Alternative für den Zivildienst. "Schon damals gab es Überlegungen, dass der Zivildienst möglicherweise einmal aufgelöst werden könnte", sagt Diakon Stefan Homann, Leiter der Freiwilligenagentur Bethel. "Und weil es in Bethel um die 150 Zivildienstleistende gab, wollte man für diesen Fall vorbereitet sein."
Fortan war Bethel nicht mehr nur Einsatzstelle für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ), sondern auch Träger – und damit verantwortlich für Bewerbungsverfahren, Seminarangebote und die pädagogische Begleitung der Teilnehmenden. Tatsächlich abgeschafft wurde der Zivildienst schlussendlich erst im Jahr 2011. "Aber zu diesem Zeitpunkt hatte Bethel alles Organisatorische in trockenen Tüchern", so Stefan Homann. Heute hat man die Wahl zwischen FSJ und Bundesfreiwilligendienst; Unterschiede gibt es vor allem hinsichtlich der Altersgrenzen und der Möglichkeit, den Dienst auch in Teilzeit zu erfüllen.
"Die jungen Menschen sind für Bethel enorm wichtig", sagt Stefan Homann. "Bei ihren Einsätzen übernehmen sie viele zusätzliche Tätigkeiten, die ohne sie gar nicht geleistet werden könnten." Positive Effekte in Bethel hinterließen sie aber nicht allein durch ihre Arbeitskraft. "500 junge Leute – das bedeutet auch 500 neue Ideen und viel frischen Wind." Mit dem unbefangenen Blick von außen würden auch eingespielte Prozesse hinterfragt und neu gedacht werden.
Ein stattlicher Teil der Teilnehmenden bleibt Bethel auch über den Freiwilligendienst hinaus verbunden. Allein im Jahrgang 2021/2022 hätten sich rund 70 von ihnen dazu entschieden, im Anschluss eine Ausbildung in Bethel zu beginnen. "Wenngleich das nicht das vorrangige Ziel des Programms ist", so Stefan Homann. "Aber selbst wenn die Leute nach ihrem Betheljahr fortgehen, bleiben sie für uns gute Multiplikatoren – weil sie Bethel kennen und über uns und unsere Arbeit berichten."
Zwei persönliche Rückblicke
Tobias Holzwarth hat sein Betheljahr in der Werkstatt Basan absolviert. Heute ist er Gesundheits- und Krankenpfleger im Krisenteam von Bethel.regional in Bielefeld. "Das Betheljahr war für mich eine sehr aufregende und schöne Zeit. Im Vergleich zu heute waren wir damals noch eine ziemlich kleine Gruppe mit 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Trotzdem hat man tolle neue Leute kennengelernt. Besonders gut fand ich die Möglichkeit, neben meiner Einsatzstelle in der Werkstatt Basan auch in andere Bereiche hineinzuschnuppern. Dabei war eine Station das damalige Sport- und Kulturzentrum SPuK in Eckardtsheim, wo ich verschiedene Angebote begleitet habe. Eine zweite war das Krankenhaus Mara, wo ich auf einer Station für Menschen mit Epilepsie im Einsatz war. Für mich aus dem Jahr mitgenommen habe ich die Sicherheit, dass die Arbeit am Menschen mir viel Spaß macht und genau mein Ding ist."
2008 hat Verena Eschmann ihr Betheljahr im Fachkrankenhaus Siloah gestartet. Sie arbeitet heute als Sozialpädagogin in der Eingliederungshilfe in Kiel: "Dass ich mit erwachsenen Menschen mit Behinderung arbeiten wollte, war für mich schon vor dem Betheljahr klar. Den Werkstattbereich kannte ich aus einem Praktikum während meiner Schulzeit am Berufskolleg Bethel; für den Freiwilligendienst wollte ich dann gerne in ein Wohnangebot. Absolviert habe ich das Jahr im Fachkrankenhaus Siloah. Dort habe ich bei der Pflege der Bewohnerinnen und Bewohner geholfen, sie aber auch im Alltag und in der Freizeitgestaltung unterstützt. Rückblickend hat mich diese Zeit in meiner Entscheidung bestärkt, im sozialen Bereich zu bleiben. Im Anschluss habe ich in Bethel eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin gemacht und noch eine Weile als Wochenendhelferin in Siloah weitergearbeitet. Danach bin ich nach Kiel gezogen, um dort Soziale Arbeit zu studieren."
Das Betheljahr soll die Möglichkeit bieten, sich für andere Menschen zu engagieren. Zugleich soll es einen Einblick in soziale Berufen und in die diakonische Arbeit vermitteln. In den bundesweit rund 500 Einsatzstellen Bethels begleiten die Betheljahr-Freiwilligen Menschen mit Behinderungen in ihrem Alltag, leisten im Krankenhaus Beistand oder kümmern sich um Senioren sowie um Kinder- und Jugendliche. Bewerben können sich Menschen ab 17 Jahren. Interessenten bis 27 Jahren können das Betheljahr als Freiwilliges Soziales Jahr leisten, ältere Bewerber können es als Bundesfreiwilligendienst absolvieren.
Weitere Informationen unter: http://www.betheljahr.de
Im Stellenportal der Badischen Zeitung finden Sie, neben vielen anderen Jobs, mit dem Suchbegriff "Freiwilligendienst" aktuelle freie Stellen in diesem Bereich