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"Das erste Tier war der Esel Moritz"

  • Zora Spillner und Julia Zaiss, Klasse 4a, Johannes-Schwartz-Schule (Freiburg)

  • Fr, 26. März 2021
    Zisch-Texte

     

ZISCH-INTERVIEW mit Matthias Hiltmann, dem Obertierpfleger des Freiburger Mundehofs, über Tiernamen und seinen Alltag.

Matthias Hiltmann hat Julia Zeiss (lin...stall und die jungen Zicklein gezeigt.  | Foto: privat
Matthias Hiltmann hat Julia Zeiss (links) und Zora Spillner den Ziegenstall und die jungen Zicklein gezeigt. Foto: privat

Matthias Hiltmann (47) ist Obertierpfleger des Freiburger Tiergeheges Mundenhof. Die Zisch-Reporterinnen Zora Spillner und Julia Zaiss aus der Klasse 4a der Johannes-Schwartz-Schule haben ihn interviewt.

Zisch: Wie sind Sie dazu gekommen, das Tiergehege am Mundenhof zu leiten?
Hiltmann: Das ist ein etwas längerer Weg. Ich habe zuerst Jura studiert, habe gemerkt, dass mich das nicht so erfüllt, habe dann verschiedene Praktika gemacht, unter anderem in Zoos, habe ein Freiwilliges Ökologisches Jahr in einer Papageienauffangstation gemacht, und da hat sich der Wunsch verfestigt, Tierpfleger zu werden. Dann habe ich die Tierpflegerausbildung gemacht und zunächst in Karlsruhe als Tierpfleger gearbeitet. Kurz danach bin ich hier nach Freiburg zum Mundenhof gekommen, und dann habe ich während meiner Arbeit die Prüfung zum Zootiermeister gemacht, habe also einen Meisterabschluss in der Tierpflege gemacht. Und mit dem Meisterabschluss habe ich dann, als mein Vorgänger in den Ruhestand gegangen ist, die Tiergehegeleitung übernommen.

Zisch: Haben Sie ein Lieblingstier auf dem Mundenhof?
Hiltmann: Ich kann mich für jedes Tier begeistern. Aber ich habe jahrelang hier, bevor ich die Tiergehegeleitung gemacht habe, den Exotenbereich geleitet, also Affen, Erdmännchen, Strauße und so weiter, und da sind es bei mir vor allen Dingen die Vögel auf dem Mundenhof und die Affen, die ich ganz besonders finde. Und mein absoluter Star ist der Tibor. Tibor ist der Stier von den ungarischen Steppenrindern. Den mag ich ganz besonders.

Zisch: Welche Tiere kommen bei den Gästen am besten an?
Hiltmann: Das sind einige und das kommt ein bisschen auf die Gäste an. Bei den Familien sind häufig die Ziegen, die Meerschweinchen, Kaninchen und auch die Affen ganz beliebt, weil man da auch nahe zu den Tieren hinkommt und weil die quirlig sind und da viel los ist. Oder auch die Erdmännchen. Dann haben wir aber auch Besucher, die alleine sind oder mit ihren Partnern kommen oder vielleicht sogar auch biologisch an Tieren interessiert sind. Bei ihnen sind zum Beispiel die Buntmarder ganz besonders beliebt, weil die etwas Spezielles sind. Beliebt sind auch die Kamele mit dem Kamelreiten, das wir machen.

Zisch: Wie viele Tiere gibt es auf dem Mundenhof?
Hiltmann: Das wechselt immer so ein bisschen und kommt natürlich darauf an, wie viel Nachwuchs da ist. Aber es sind normalerweise so zwischen 300 und 400 Tiere insgesamt. Jetzt gerade ist auch wieder Nachwuchszeit, jetzt kommen die ganzen Schaf- und Ziegenlämmer.

Zisch: Gibt es für alle Tiere Namen, wie im Kontiki, also der Bildungseinrichtung Kontakt-Tier-Kind?
Hiltmann: Im Tiergehege gibt es für die Tiere auch Namen. Allerdings arbeiten wir hier ja nicht mit den Tieren wie im Kontiki, wo Kindergruppen kommen. Deswegen sind unsere Namen manchmal anders. Wir haben zum Beispiel feste Namen für die Affen und Kamele. Die haben meistens Namen aus ihren Heimatgebieten, also asiatische Namen zum Beispiel. Aber es gibt auch Namen wie Einhorn oder Sternchen. Für uns sind die Namen wichtig, damit wir wissen, von welchem Tier wir reden, wenn wir uns als Tierpfleger unterhalten. Und es gibt natürlich besondere Tiere wie den Tibor, den ich eben genannt habe. Der hat dann auch einen besonderen Namen, der heraussticht.

Zisch: Wer gibt den Tieren die Namen?
Hiltmann: Die Namen werden normalerweise von den Tierpflegern vergeben, die mit den Tieren arbeiten. Jede Tiergruppe hat einen Tierpfleger, der besonders für sie zuständig ist.

Zisch: Welches waren die ersten Tiere auf dem Mundenhof?
Hiltmann: Das erste Tier auf dem Mundenhof war der Esel Moritz. Dazu gibt es eine Geschichte. Der ist über den damaligen Bürgermeister, Herrn Keidel, damals vor 50 Jahren hierhergekommen. Mit ihm wurde das Tiergehege gegründet.

Zisch: Gibt es deshalb auch das Eselfest?
Hiltmann: Nein, das Eselfest gibt es nicht deswegen. Das Eselfest kommt von einem Eselverein aus Deutschland, und weil jemand aus dem Eselverein immer mal wieder auf dem Mundenhof ist, führt er das durch.

Zisch: Wie alt ist der Mundenhof?
Hiltmann: Die älteste Urkunde, die es vom Mundenhof gibt, ist älter als die erste Urkunde der Stadt Freiburg, also über 1000 Jahre. Damals war das aber natürlich kein Tiergehege, sondern ein Stadtgut, das der Kirche überschrieben wurde von einem Bauern, der sein Gebiet – das hieß damals Muntichova – an die Kirche vermacht hat. Das gehörte lange der Kirche, da war dort Landwirtschaft. Später ist das Gebiet an die Stadt Freiburg gegangen, dann waren da Rieselfelder. Das Tiergehege gibt es seit 53 Jahren.

Zisch: Wie alt ist das Kontiki?
Hiltmann: Das Kontiki ist 29 Jahre alt.


Zisch: Wie viele Mitarbeiter hat der Mundenhof?
Hiltmann: Der Mundenhof hat zwischen 20 und 30 Mitarbeiter, dazu gehören das Kontiki, die Verwaltung, die Gärtner, eine Werkstatt und die Tierpfleger. Es gibt 14 Tierpfleger, fünf davon sind Auszubildende.

Zisch: Was macht man als Tierpfleger den ganzen Tag?
Hiltmann: Das ist sehr viel. Es gibt Routinearbeiten. Man muss natürlich alle Gehege und Stallungen saubermachen und die Tiere füttern. Darüber hinaus muss man sich um die Gehege kümmern, das heißt, man muss Gehege kontrollieren und reparieren, die Zäune, die Türen, die Tore, Schieber und Tränkebecken. Man muss Gehege einrichten und sie so gestalten, dass sie für die Tiere gut sind. Das kann sehr aufwändig sein, wie zum Beispiel bei den Affen, wo man Bäume und Seile anbringen muss. Es kann aber auch weniger Arbeit sein, wie bei den großen Koppeln. Dann gibt es natürlich die ganzen tiermedizinischen Dinge, wie Geburten, Trächtigkeit, Verletzungen, Krankheit – für alles das ist man da. Es gibt dann auch noch Training: Einmal trainieren wir die Tiere, so dass sie sich vom Tierarzt behandeln lassen, dass wir sie einsperren können, dass sie zu uns kommen – das ist Vertrauenstraining. Und es gibt das Training der Pferde und Kamele, so dass man sie reiten kann. Wir haben den ganzen Tag rund um die Uhr zu tun.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 26. März 2021: PDF-Version herunterladen

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