Sozialdemokraten und Liberale wählten am 21. Oktober 1969 Willy Brandt zum ersten SPD-Kanzler der Bundesrepublik. Ebenso wie für die Ampel-Partner von heute war es ein riskantes Projekt.
An den Abend der Bundestagswahl am 28. September 1969 denkt Wolfgang Gerhardt mit einem gewissen Unbehagen zurück. "Das war wirklich eine Zitterpartie", sagt der frühere FDP-Vorsitzende, der damals in Marburg studierte und den Wahlabend am Radio verbrachte. Gerade mal 5,6 Prozent der Wähler hatten sich für die Liberalen entschieden, die somit nur knapp den Sprung in den Bundestag schafften. Das habe an dem Risiko gelegen, das Parteichef Walter Scheel kurz vor der Wahl eingegangen war. Scheel hatte angedeutet, dass die FDP für eine Koalition mit der SPD bereit sei – ein Signal, das viele Anhänger der ...