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Zischup-Interview

"Das war total überflüssig"

  • Milla Hermann, Klasse 8d Max-Planck-Gymnasium (Lahr)

  • Fr, 24. Juli 2020, 10:15 Uhr
    Schülertexte

     

Wie hat das mit dem Homeschooling geklappt? Das und mehr wollte Milla Hermann aus der Klasse 8d des Max-Planck-Gymnasiums in Lahr von einer Schülerin des Technischen Gymnasiums in Lahr wissen.

Corona hat Schule in den vergangenen M...uf dem Foto ist nicht die Interviewte.  | Foto: Carsten Rehder (dpa)
Corona hat Schule in den vergangenen Monaten sehr verändert. An vielen Schulen wird Maske getragen. Die Jugendliche auf dem Foto ist nicht die Interviewte. Foto: Carsten Rehder (dpa)
Zischup: Was hielten Sie davon, am Montag noch einmal zur Schule zu müssen?
Schülerin: Ich fand es unnötig. Am liebsten wäre ich nicht zur Schule gegangen. Sonst gehe ich natürlich gerne in die Schule, aber unter solchen Umständen nicht. Kaum zu glauben, dass so etwas von der Regierung beschlossen wurde, aber wenigstens haben uns die Lehrer und Lehrerinnen in der Schule aufgesucht, um uns Aufgaben zu geben, die wir in der Zeit der Isolation bearbeiten sollen.
Zischup: Hatten Sie Angst davor, sich vielleicht in der Zeit, in der Sie sich am Montag in der Schule oder im Bus befanden, mit dem Coronavirus anzustecken?
Schülerin: Meine Mutter hatte davor Angst, mich mit dem Bus fahren zu lassen, darum wurde ich mit dem Auto zur Schule gebracht und wieder abgeholt. Ich selbst hätte auch nicht gerade mit dem Bus fahren wollen.

Zischup: Halten Sie es für sinnvoll, sich der Gefahr auszusetzen? Man hätte die Schüler ja auch über E-Mail informieren können?
Schülerin: Das hätte man per E-Mail machen sollen, wir hatten ja schon so gut wie alles am Freitag geklärt. Was mich besonders störte war, dass wir trotzdem Nachmittagsunterricht bis 16.45 Uhr hatten. Das war total unnötig. Bei anderen Klassen fiel der Unterricht nachmittags aus.
Zischup: Wie gehen die Schüler mit der Situation um? Erkennen sie den Ernst der Lage?
Schülerin: Das würde ich so nicht sagen. Es gibt einige Klassenkameraden, die sich einen Spaß daraus machen und andere Schüler anhusten.
Zischup: An einigen Schulen mussten davor schon Schüler in häusliche Quarantäne, da an an ihrer Schule Corona vorkam. Hätten Sie sich an dem Punkt gewünscht, dass auch die Schulen im Umfeld geschlossen worden wären, da die Schüler der unterschiedlichen Schulen ja auch miteinander in Kontakt standen?
Schülerin: Definitiv ja. An einer Schule hatten sie zu dem Zeitpunkt auch schon darüber gesprochen, dass sie schließen wollen, aber sie wussten ja nicht, ob sie das auch dürfen.


Zischup:
Halten Sie es für möglich, dass die Schulen auch noch nach den Osterferien geschlossen bleiben?
Schülerin: Ich denke eher nicht. Uns wurde in der Schule gesagt, dass die Regierung nur versucht, das ganze nach hinten zu verschieben, damit die Krankenhäuser nicht überlastet werden. Auch wenn die Lehrer versuchen uns zu beruhigen, meinen einige trotzdem, dass es durchaus so kommen könnte. Dann würden wir natürlich noch weitere Aufgaben bekommen.
Zischup: Wie finden Sie es, dass die Schule ausfällt? Sehen Sie die Zeit als Ferien oder wollen Sie weiter von zu Hause aus lernen?
Schülerin: Wir haben so viele Aufgaben bekommen, dass wir es gar nicht als Ferien sehen können. Jetzt, wo wir nicht zur Schule können, müssen wir uns den ganzen Unterrichtsstoff selbst beibringen. Ich persönlich finde das natürlich nicht toll.
Zischup: Können Sie sich vorstellen, dass es einige Schüler gibt, die in dieser Sache vielleicht anders denken und in dieser Zeit nichts für die Schule machen?
Schülerin: Ich kann mir nicht vorstellen, dass einige die Zeit als Ferien ansehen, jedoch gibt es immer Schüler, die doch nicht gerne arbeiten wollen. Immerhin haben wir insgesamt 51 Seiten aufbekommen und die Lehrer geben uns dann zusätzlich auch noch Aufgaben per Mail und per Messenger, das ist eine Schul-App, mit der Lehrer und Schüler in kleinen Gruppen kommunizieren können. Für all diese Aufgaben gibt es außerdem Abgabefristen. Wenn man einmal ausschlafen will, muss man sich ranhalten, um mit den Aufgaben auch fertig zu werden, deshalb wäre es besser, früh aufzustehen, um noch etwas vom Tag haben zu können. Am schönsten fände ich es, einfach ganz normal Schule zu haben.

Zischup: Wie stark werden die verschiedenen Klassen mit der Schule hinterherhinken?
Schülerin: Es wird erwartet, dass wir nach den Ferien alles noch können und uns auch selber Sachen beigebracht haben. Schüler, die nicht gerne zu Hause etwas erarbeiten und nicht viel machen, werden ein großes Problem haben, da man ja auch viel verlernt, wenn man nicht regelmäßig übt, aber wer ist denn schon bereit dazu, in Zeiten wie diesen zu lernen?
Zischup: Vermuten Sie bei einigen Ihrer Mitmenschen Corona?
Schülerin: Es gibt ja, wie gesagt, Leute aus meiner Klasse, die zum Spaß andere anhusten. Da bekommt man schon ein bisschen Angst. Angenommen sie haben sich infiziert und wissen es noch nicht, aber husten zum Spaß Leute an, dann ist das gefährlich. Man merkt dann auch richtig die Reaktion in der Klasse, wenn ein Mitschüler hustet. Die Schüler gehen dann leicht in Deckung und halten sich die Hände vor das Gesicht.

Ressort: Schülertexte

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