Der britische Popstar Marlon Roudette trat in Freiburg auf

Mehr als 10000 Menschen wären am Mittwochabend gerne zum Konzert von Marlon Roudette ins Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehren Oberwiehre und Oberstadt gekommen.  

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Am Ende sang Marlon Roudette „New Age“ inmitten der Fans. Foto: swr 3

Zugelassen waren 250, denn das Konzert des britischen Popsängers, der einen Teil seiner Kindheit im Karibikinselstaat St. Vincent and the Grenadines verbracht hat, fand in der SWR-3-Konzertreihe "Hautnah" statt. Deren Markenzeichen sind Konzerte in intimem Rahmen und an ungewöhnlichen Orten mit Pop- und Rockstars, die sonst Auftritte vor Tausenden von Menschen gewohnt sind.

Das Gerätehaus an der Urachstraße ist keine etablierte Konzerthalle, und Martin Engler, Kommandant der Feuerwehrabteilung Oberstadt, will auch gar nicht, dass es eine wird. Es sei "etwas Außergewöhnliches", dass hier überhaupt ein Konzert stattfinde. Seit es publik geworden ist, hätten bereits zwei Veranstalter angefragt. Vergeblich, sagt Engler eine halbe Stunde vor Konzertbeginn. Ausnahme bleibt Ausnahme, ein Gerätehaus ist keine Konzertlocation. "Das geht nicht, und wir wollen das auch nicht."

Engler ist auch ein bisschen Stolz, dass die Wahl des Senders auf den Arbeitsplatz seiner Abteilung fiel. Er weiß: "So etwas hat man einmal im Leben." Der 45-Jährige, selbst Hornist, räumt ein, dass man die Halle allein mit den Familien, Freunden und Verwandten der 60 Feuerwehrleute, die hier arbeiten, voll bekommen hätte. Doch auch die gastgebenden Löschmänner sind von der Exklusivität, die dem Popsender aus Baden-Baden am Herzen liegt, nicht ausgenommen: Auch sie haben nur ein kleines Kartenkontingent bekommen. Denn für das Konzert – so das Prinzip der "Hautnah"-Reihe – kann man Tickets nicht kaufen, sondern nur gewinnen; mehr als 10 000 hatten sich online auf der Homepage des Senders registriert.

Die Konzertdeko bezieht die eigentliche Funktion der Halle mit ein: Drei Tage lang wurde das denkmalgeschützte Gebäude, das früher als Straßenbahndepot fungierte, konzerttauglich gemacht. Sechs Löschfahrzeuge mussten weichen, ebenso Schmutzwasserpumpen und allerlei anderes Feuerwehrequipment. Nur das historische Gefährt in der hinteren rechten Ecke der Halle, ein benzinelektrischer Leiterwagen aus dem Jahr 1913, durfte bleiben. Nun hängen Löschschläuche dekorativ vom Bühnengerüst, und die vom Sender aufgestellten, Blau leuchtenden Türme und Lichtspots verleihen der Halle, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet wurde, viel Flair. Auch Sänger Roudette mag das Gerätehaus: "Was für ein eindrucksvolles Gebäude", sagt er in einem am Nachmittag geführten Interview, das kurz vor dem Konzert eingespielt wird. Darin schwärmt er von der Aussicht auf das Münster, die er von seinem Zimmer im Panorama-Hotel Mercure aus habe. Und noch ein weiteres Mal, so ist später im Radio zu hören, lobt er Freiburg: Das Gulasch im Wiehrebahnhof sei das beste Essen auf der ganzen Tournee gewesen.

Um kurz vor 20 Uhr kommt SWR-3-Moderatorin Anetta Politi auf die Bühne und sorgt für Stimmung. Die ist zweifellos vorhanden beim Publikum, den ganzen Abend über. "Ihr sollt euch wohlfühlen, viel Spaß haben, rumtanzen und rumkuscheln", sagt Politi. Wenig später eröffnet ihr Kollege Fred Peters die TV-Übertragung, Einsplus sendet live. Über den Köpfen des Publikums schwenkt eine Kamera an einem beweglichen Arm hin und her.

Dann steht "der süße Schnuckel" (Politi) plötzlich in einer Ecke. Die Besucher bilden eine Gasse – und Marlon Roudette marschiert hindurch. Mit "New Age" war er in diesem Jahr acht Wochen auf Platz eins der deutschen Charts. Der Song hat die Solokarriere des ehemaligen Frontmanns der Band Mattafix beflügelt. Auf der Bühne ist der 30-Jährige überzeugend: Er hat Charme, kann sehr gut singen, ist authentisch, gefühlvoll und gut gelaunt – was sich in gelegentlichen Tänzen äußert und das Publikum ansteckt. "Ich fühle mich wie 16", sagt später, beim Rausgehen, die 39-jährige Tatjana Kalupke aus Freistett bei Kehl. Dabei gehört dieser Sänger, der ein bisschen aussieht wie Formel-1-Star Lewis Hamilton, gar nicht zu den exaltierten, flippig-lärmenden Showmännern. Lieber trinkt er zwischen den Songs gepflegt eine Tasse Tee und lacht. Roudette ist einer jener Musikstars, die ihr Publikum respektieren – oft spricht er an diesem Abend ein dankbares "Wow" und "Thank you so much" aus. Mehrfach zeigt er, seine Gitarre Kopf nach unten schulternd, was er an den Steel Drums kann – jenem Instrument, das in seiner karibischen Heimat quasi jedes Kind lernt. "Ich bin so stolz, es auf der Bühne zu haben", sagt er ehrfürchtig.

Mit "Big City Life" – jenem Gute-Laune-Hit von 2005 – beschließt Marlon Roudette schließlich sein Freiburger Konzert. Ehe er dann "New Age" ein zweites Mal singt – unplugged und inmitten der beseelt dreinblickenden Zuschauer.

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