"Der richtige Beruf für mich"
ZISCH-INTERVIEW mit Tobias Mühlbacher, der als Oberarzt in Zürich neugeborene Babys behandelt.
Anton Weiß, Klasse 4c, Grundschule Kirchzarten (Kirchzarten)
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Zisch-Reporter Anton Weiß aus der Klasse 4c der Grundschule Kirchzarten hat Tobias Mühlbacher interviewt, der als Oberarzt auf der Neugeborenen-Intensivstation und Neugeborenen-Nachsorgestation des Universitätsspitals Zürich, in der Schweiz, arbeitet.
Mühlbacher: Ich kümmere mich – manchmal schon vor der Geburt – darum, dass die Kinder versorgt werden. Das heißt, ich spreche mit den Eltern und schaue, was ihre Kinder brauchen. Es gibt Kinder, die zu früh auf die Welt kommen und diese Kinder sind noch nicht ganz fertig ausgereift, das heißt, es gibt Organe, die noch nicht so funktionieren, wie sie funktionieren sollten. Bei manchen Kindern ist zum Beispiel der Magen so klein, dass sie noch keine ausreichenden Mengen trinken können. Diese Kinder bekommen dann über eine Infusion, also einen kleinen Plastikschlauch, zum Beispiel Zucker und Eiweiß, damit sie wachsen können, bis sie selbstständig in der Lage sind, genügend zu essen und zu trinken. Kinder, deren Lunge noch nicht ausgereift ist, unterstützen wir mit Geräten, die die Atmung erleichtern.
Zisch: Zurzeit herrscht in den Krankenhäusern bestimmt eine Ausnahmesituation. Können ungeborene Babys sich im Mutterleib mit Covid-19 infizieren?
Mühlbacher: Es gibt Hinweise, dass vereinzelt Fälle auftraten und sich ein Kind über die Plazenta – das ist der Mutterkuchen – infiziert hat, aber das ist zum Glück die absolute Ausnahme.
Zisch: Angenommen, eine Mutter ist mit Covid-19 infiziert und ihr Kind nicht – darf sie es dann auf den Arm nehmen?
Mühlbacher: Das kommt zur Zeit sehr häufig vor. In diesem Fall müssen wir mit den Eltern sprechen, denn es ist natürlich möglich, dass sich das Kind dann ebenfalls infiziert und Covid bekommt. Es ist aber so, dass die ganz kleinen Kinder meist keine Symptome entwickeln. Wir sagen deshalb, dass es dem Kind besser geht, wenn es bei der Mutter bleibt und gestillt wird und die Mutter einen Immunschutz, also Antikörper, über die Muttermilch weitergibt. Dieser sogenannte Nestschutz ist für das Kind sehr wichtig. Die Mutter sollte allerdings einen Mundschutz tragen, solange das Kind nicht gerade 1,5 Meter entfernt in einem Bettchen schläft.
Zisch: Werden die neugeborenen Kinder auf Corona getestet?
Mühlbacher: Alle Kinder, deren Mütter aktuell eine Coronainfektion haben oder vor kurzem hatten, werden getestet. Das funktioniert auch mit einem Nasenabstrich. Wir gehen dazu mit einem Stäbchen in die Nase der Kinder, um Material zu bekommen, das wir zur Untersuchung ins Labor schicken können. Zwar ist das Stäbchen etwas dünner als das, mit dem ältere Kinder getestet werden, aber die Neugeborenen finden das trotzdem nicht so schön und müssen niesen.
Zisch: Was macht Ihnen an Ihrem Beruf am meisten Spaß?
Mühlbacher: Spaß macht mir, dass ich mit Menschen zu tun habe, dass ich helfen kann, und dass ich in einer Situation, die für Eltern ganz schwierig und belastend sein kann, für sie und ihre Kinder da sein und sie begleiten kann.
Zisch: Warum sind Sie Arzt geworden?
Mühlbacher: Ich wollte nie Arzt werden, weil mein Vater Arzt war und immer so viel arbeiten musste. Als ich dann aber meinen Zivildienst als Rettungshelfer gemacht habe, wurde mir klar, dass es sehr schön ist, so vielen Menschen helfen zu können, und dass Medizin vielleicht doch der richtige Beruf für mich ist.
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