Vor 40 Jahren schließt sich zwischen Stuttgart und Neu-Ulm eine 108 Kilometer lange Kette aus Menschen. Dieser Protest hat die politische Kultur im Land verändert. Manche Teilnehmer prägt das bis heute.
Man könnte diese Geschichte freilich aus Stuttgart erzählen. Aus der Schlossstraße 79, dem Ort der Planung. Sie könnte genauso gut in Neu-Ulm spielen. An der Wiley-Kaserne, dem vermeintlichen Schoß der atomaren Katastrophe. Man kann sie aber auch von der Strecke dazwischen erzählen. Jener Strecke, an der am 22. Oktober 1983 etwa 400.000 Frauen, Männer und Kinder standen, händchenhaltend auf der Bundesstraße 10. Aufgereiht auf 108 Kilometern – zur längsten Menschenkette, die es in Deutschland je gab.
Einer der Orte auf diesem Weg ist Urspring. Dort steht Gottfried Härle an einem verregneten Oktobertag im hellbraunen Cord-Zweiteiler am Bahnhof und schaut sich um. Er hat diesen Ort für das Gespräch vorgeschlagen. Denn die Menschen dieses Dorfs, das zur Gemeinde Lonsee gehört, hatten vor 40 Jahren wohl die größte ...