Schädling

Die Behörden sorgen sich vor der Ausbreitung des Japankäfers in Baden-Württemberg

Er ist klein und schimmert grünlich. Eigentlich könnte der Japankäfer ein Sympathieträger sein. Wäre da nur nicht sein immenser Appetit. Die Sorge, dass sich der Schädling ausbreitet, ist groß.  

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Der Japankäfer ist kaum größer als ein Marienkäfer.  | Foto: Uli Deck (dpa)
Der Japankäfer ist kaum größer als ein Marienkäfer. Foto: Uli Deck (dpa)

Wer aus dem Italienurlaub zurückkehrt, bringt oft allerhand mit. Olivenöl, Rotwein oder Käse etwa. Oder auch einfach einen Sonnenbrand. Aus diesem Sommerurlaub könnten Urlauber aber aus Versehen etwas mitbringen, das noch unangenehmer als ein Sonnenbrand ist und zu einer regelrechten Bedrohung für Winzer, Landwirte und Gärtner werden könnte. Es handelt sich um einen kleinen Käfer, kaum größer als ein Marienkäfer. Dafür ist sein Appetit fast grenzenlos und zudem tritt er in Massen auf. Der Japankäfer ist in Norditalien bereits zu einer echten Bedrohung geworden und könnte jederzeit auch als blinder Passagier im Gepäck von Urlaubsrückkehrern nach Deutschland eingeschleppt werden – darauf weist auch eine offizielle Warnung des Bundeslandwirtschaftsministeriums hin, die am Montag verschickt wurde.

Bislang wurde in Freiburg keine Population nachgewiesen

In Freiburg war das schon der Fall. 13 Käfer wurden allein in diesem Jahr in eigens dafür aufgestellten Fallen gefunden – so viele wie niemals zuvor. Seit 2021 wurden laut Aussage des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg (LTZ) Karlsruhe, das für das Monitoring des gefräßigen Käfers verantwortlich ist, pro Jahr nur ein, zwei Exemplare in ganz Baden-Württemberg gefunden. Nun sind es also 13 alleine in Freiburg. "Das ist viel", sagt die beim LTZ für den Japankäfer zuständige Mitarbeiterin Frauke Rinke. "Wir sind schon besorgt und suchen jetzt fieberhaft, ob es eine Fläche gibt, von der die Käfer stammen." Erst wenn man mit Sicherheit sagen kann, dass die Käfer tatsächlich in Freiburg geschlüpft sind, spreche man von einer Population.

"Wir sind schon besorgt und suchen jetzt fieberhaft, ob es eine Fläche gibt, von der die Käfer stammen."Frauke Rinke

Dass dies trotz der relativ hohen Zahl gefundener Käfer noch nicht gesichert ist, liegt an dem Areal, in dem man die Tiere gefunden hat. Alle 13 sind nämlich in Fallen getappt, die im Umkreis des Freiburger Güterbahnhofs liegen. Da dort auch die Endstation der Rollenden Landstraße ist, bei der Lkw aus Norditalien über die Schiene nach Deutschland transportiert werden, wäre es gut möglich, dass die Käfer aus Norditalien nach Freiburg eingeschleppt wurden.

Japankäfer können hohe wirtschaftliche Schäden verursachen

Die Schäden für die Landwirte könnten immens sein. Laut dem Schweizer Bundesamt für Landwirtschaft frisst der Japankäfer über 400 Nutz- und Zierpflanzenarten – darunter Apfel, Brombeere, Weinreben, Kirsche, Ahorn, Pfirsich und Rosen. In den USA, wo der Käfer bereits vor längerer Zeit eingeschleppt wurde, soll der Käfer laut einer Untersuchung der US-Landwirtschaftsbehörde USDA jährlich einen Schaden von rund 230 Millionen US-Dollar (rund 210 Millionen Euro) hinterlassen.

Und der Käfer breitet sich aus. 2014 entdeckte man die ersten Käfer bei Mailand, seit 2017 verbreitet er sich im Tessin. Dort verzehnfacht sich jedes Jahr die Zahl der Tiere, die man in eigens aufgestellten Fallen vorfand. "Im Tessin kann das Aufkommen des Japankäfers lokal nicht mehr getilgt werden und es wird seit 2021 eine Eindämmungsstrategie verfolgt", schreibt die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft.

In Basel gibt es bereits eine Population

Auch in Basel gibt es seit Juni des Vorjahrs eine Population. Seitdem gehen die Behörden vehement dagegen vor. Da man davon ausgeht, dass es eine Population von Larven im Rasen eines Fußballfelds in Münchenstein im Kanton Basel-Landschaft gibt, wurde die Stelle im Vorjahr großflächig von Folien bedeckt, die die Tiere austrocknen sollen. Der Radius von einem Kilometer um die Stelle wurde zur Befallszone erklärt. Diese wurde im Juli erweitert, als man weitere Käfer im Stadtgebiet fand. Betroffen sind nun große Teile der Basler Innenstadt südlich und nördlich des Rheins.

Für die Menschen innerhalb der Befallszone gehen seither damit restriktive Maßnahmen einher. Sie dürfen etwa ihren Rasen nicht mehr bewässern, da man davon ausgeht, dass die Käferlarven bevorzugt an die Graswurzeln gehen und ein feuchtes Habitat bevorzugen. Traktoren und andere Fahrzeuge zur Bodenbearbeitung müssen gesäubert werden und dürfen keine Erdreste mit sich tragen, wenn sie das Feld verlassen. Und es darf kein pflanzliches Material aus der Befallszone nach außen gebracht werden. Besonders Großgärtnereien, Baumschulen und Baumärkte mit angeschlossener Gartenabteilung sind davon betroffen. Solange ihr Betrieb in der Befallszone ist, dürfen sie praktisch keine Grünwaren mehr verkaufen .

Mögliche Maßnahmen gegen eine Population existieren bereits

In Deutschland stellt man sich seitdem nicht die Frage ob, sondern wann auch in Deutschland eine Population nachgewiesen wird. Um die vier bis fünf Kilometer würde ein Japankäfer pro Jahr wandern, sagen Experten. Und auch der Rhein stellt, wie man in Basel sehen kann, kein Hindernis dar.

Es könnte also jeden Tag so weit sein, dass der Pflanzenschutzdienst eine Population sieht und das Regierungspräsidium (RP) dann entsprechende Maßnahmen einleiten muss. Diese liegen bereits in den Schubladen, wird von RP-Seite bestätigt. Umgesetzt würden sie dann von Landratsämtern der Landkreise. Immerhin – ein Verkaufsverbot für Grünwaren in Befallsgebieten stehe derzeit nicht zur Debatte, sagt das RP. Wohl aber ein Verbot, den Rasen zu bewässern. Das gelte auch für Fußballvereine oder Golfplätze. Auch hier könnten die wirtschaftlichen Schäden enorm sein.

Schlagworte: Frauke Rinke
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