Hilferuf
Die Lahrer Tafel benötigt dringend Helfer - sonst drohen Einschränkungen
Seit 2006 ist die Lahrer Tafel Anlaufstelle für Menschen, die vergünstigt Lebensmittel kaufen möchten. Sie benötigt dringend ehrenamtliche Unterstützung, sonst drohen Einschränkungen.
Gala Grobst
Sa, 26. Jul 2025, 20:00 Uhr
Lahr
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Freitag, 10 Uhr. Vor dem Eingang der Tafel Lahr hat sich längst eine Schlange gebildet. Die Stimmung ist locker, das Publikum heterogen, Kundschaft wie Mitarbeitende wirken eingespielt. Im Hinterhof wird zur gleichen Zeit eine Großspende entladen: Getränkepaletten, geliefert von der überregionalen Verteilertafel. Fahrer in orangefarbenen Westen hieven Kisten aus dem Lieferwagen. Drinnen läuft der Betrieb bereits. Jeder Meter Verkaufsfläche ist effizient genutzt, damit die täglich rund 160 Kunden ihren Einkauf zügig nacheinander erledigen können. Von Backwaren über frisches Gemüse bis hin zu Pflegeprodukten hat alles seinen Platz. Der Einlass erfolgt über Kundenkarten und Zeitfenster; pro Person bleibt eine Stunde.
Zwischen Eingang, Lager und Büro bewegt sich Ingrid Schatz, die Leiterin der Lahrer Tafel. Sie ist seit 8 Uhr vor Ort, koordiniert, telefoniert und packt mit an. Die Tafel, so Schatz, stehe in erster Linie für zwei Dinge: Gegen das Verschwenden von Lebensmitteln und dafür, Menschen in finanziell schwierigen Situationen zu unterstützen. "Beides Dinge, die unserer Meinung nach so eigentlich gar nicht nötig sein sollten – aber so lange sie so sind, macht die Tafel da einen wichtigen Job." Was die Lebensmittelverschwendung betrifft, sieht sie eine positive Entwicklung: "Damit wird in den vergangenen Jahren insgesamt sorgfältiger umgegangen, was ja grundsätzlich gut ist."
Zugleich steige aber die Zahl der Menschen, die mit regulären Preisen kaum noch zurechtkommen können. Ein wachsender Bedarf, der auch in Lahr spürbar ist. Doch intern steht die Einrichtung, die seit 2009 in der Schwarzwaldstraße 6 zu finden ist, vor Herausforderungen: Besonders im Fahrdienst fehlen aktuell Ehrenamtliche. Unerwartete Krankheitsfälle und das Ausscheiden langjähriger Fahrer aus Altersgründen haben Lücken im Team hinterlassen.

Im Laden lässt sich bei Engpässen noch improvisieren, Stationen können hier notfalls wegfallen. Im Fahrdienst hingegen ist das deutlich komplizierter. Wenn nicht genug Fahrer da sind, bleiben im schlimmsten Fall ganze Touren auf der Strecke. Die Tafelmitglieder geben ihr Bestes, um alle Fahrten trotzdem abzudecken, doch dabei lassen sich zusätzliche Belastungen für Einzelne nicht vermeiden. "Wenn sich jemand findet, um drei bis vier Stunden die Woche mitzuhelfen, wird das für alle schon überschaubarer. Das wäre toll", sagt Schatz.
Wer helfen möchte, sollte einen Führerschein besitzen, oder alternativ bereit sein, als Beifahrer oder Beifahrerin mitzufahren. Ansonsten braucht es vor allem Freundlichkeit und Teamgeist. "Gefahren wird in Zweierteams, in einer Schicht werden dann zwischen 12 und 15 Stationen abgefahren, vor allem Supermärkte und Bäckereien. Das dauert zwei bis drei Stunden, und dann wird hier gemeinsam mit den anderen ausgeladen", erklärt Marc Reuter, der seit zweieinhalb Jahren bei der Lahrer Tafel arbeitet. Er selbst hatte sich damals nach seinem Umzug bei der Tafel gemeldet, um Menschen kennenzulernen. Er beschreibt die Arbeit im Fahrdienst als angenehm: "So fährt man halt gemütlich zusammen übers Land".
Man wird eingelernt und begleitet, bis man sich sicher fühltIngrid Schatz
Der Einstieg für Interessierte erfolgt direkt über Ingrid Schatz und beginnt mit einem unverbindlichen Schnuppern. "Man wird eingelernt und begleitet, bis man sich sicher fühlt", versichert die Leiterin. Die Einteilung ist sehr flexibel: "Wie viel Zeit jemand mitbringt, entscheidet die Person selbst, und wir versuchen dann, einen passenden Job zu finden." Ingrid Schatz ist es sehr wichtig, die Mitarbeitenden zu schützen, den Einsatz gut in den persönlichen Alltag zu integrieren und Wertschätzung zu vermitteln.
Und das scheint gut zu funktionieren. Joachim Ohnemus fährt seit knapp einem Jahr für die Tafel. Im Ruhestand suchte er eine sinnvolle Aufgabe, nun ist die Tafel für ihn längst eine "große Familie". Er erzählt von positiven Begegnungen mit Kolleginnen und Kollegen sowie mit den Mitarbeitenden der Spenderstellen. Nach einer Schicht geht er mit gutem Gefühl nach Hause – wegen der sinnstiftenden Arbeit und der Menschen. Auf etwas Durchmischung freut er sich trotzdem. "Es ist schön, wenn nette Leute dazukommen, bei denen die Chemie stimmt."
Möglichkeiten zur Mitarbeit in allen Bereichen
Natürlich werden nicht ausschließlich Fahrerinnen und Fahrer gesucht, auch wenn dort im Moment der größte Bedarf besteht. Die Tafel bietet Möglichkeiten zur Mitarbeit in allen Bereichen, für ganz unterschiedliche Menschen. Studenten treffen hier auf Berufstätige, FSJler auf Rentner, Menschen mit Sozialstunden auf solche, die einfach etwas zurückgeben möchten. "Es begegnen sich hier Menschen, die sich sonst vielleicht nie treffen würden", beobachtet Ingrid Schatz. Durch diese neuen Konstellationen komme die Erkenntnis für viele, dass sich die Bedürfnisse der meisten Menschen eigentlich sehr gleichen – eine Perspektive, die Gelassenheit schenkt.
"Wir sind enorm dankbar, dass wir in Lahr seit 20 Jahren immer Mitarbeiter gefunden haben, um den Betrieb am Laufen zu halten. Das ist schon eine Riesengeschichte, die die Lahrer da auf die Beine stellen", sagt Leiterin Schatz. Mit etwas frischem Wind und einigen neuen Gesichtern lässt sich der Betrieb der Tafel auch in Zukunft gut weiterführen.
Kontakt: Ingrid Schatz, 0176-23881065, Email: [email protected]
Bei der Tafel können an vier Tagen pro Woche vergünstigt gerettete Lebensmittel erworben werden. Zusätzlich gibt es Angebote wie günstiges Schulmaterial, Weihnachtspäckchenaktionen und Weitervermittlung zu Beratungsangeboten. Verkaufszeiten: Mo bis Mi und Fr von 13:00 bis 16:30 Uhr. Bürozeiten: Di und Mi von 13:00 bis 16:00 Uhr.
Das Café Löffel (ebenfalls eine Einrichtung des Diakonischen Werks) in der Tramplerstraße 44 in Lahr ist seit 1997 Anlaufstelle für Menschen, die aus verschiedenen Gründen in finanzieller Not sind und sich Hilfe wünschen. Es bietet preisgünstige Mahlzeiten, Dusch- und Waschmöglichkeiten sowie Beratung. Rund 50 Gäste kommen täglich. Damit der Betrieb an jedem Werktag aufrechterhalten werden kann, werden Ehrenamtliche, Bufdis und FSJler gesucht – etwa für Küche, Essensausgabe, Kleiderkammer oder Fahrdienst. Besonders wichtig ist, den Gästen zuzuhören, sagt Diplom-Sozialarbeiterin Birgit Hügel. "Ein offenes Ohr" könne schon viel bewirken: für die Menschen selbst, aber auch zur Entlastung der hauptamtlichen Mitarbeitenden, die sich dann stärker auf die fachliche Beratung konzentrieren können. Ehrenamtliche sind Hügel zufolge zentral für das Bestehen des Café Löffel. Sie übernehmen eine sinnstiftende Aufgabe und werden individuell eingebunden und unterstützt. Wer sich für die ehrenamtliche Mitarbeit oder die Mitarbeit als Bufdi oder FSJ-ler interessiert oder Fragen dazu hat, kann sich bei der Leiterin der Lahrer Geschäftsstelle des Diakonischen Werkes, Ulrike Haeusler, unter Telefon 07821/9237641 oder Email [email protected], oder bei Birgit Hügel im Café Löffel unter Telefon 07821/271577 oder Email cafe.loeffel@diakonie-ortenau, melden.
Daniela Nußbaum-Jacob