Unternehmertum
Die Stadt Lahr hat ein neues Bio-Weingut
Georg und Steffen Bader, Vater und Sohn aus Hugsweier, haben den Schritt in die Selbständigkeit gewagt und ein Bio-Weingut auf dem Schutterlindenberg gegründet – trotz widriger Marktbedingungen.
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Der 30-jährige Steffen Bader, Motor des Betriebs, hat nach seiner Ausbildung als Winzer das Studium an der renommierten Geisenheimer Weinbau-Uni erfolgreich abgeschlossen und zusätzlich praktische önologische Kenntnisse bei in- und ausländischen Praktika erworben. Er ist sich der derzeitigen marktwirtschaftlichen Lage in der Weinwirtschaft bewusst. Seine fundierten Kenntnisse und der Blick nach vorn beflügeln den jungen Familienvater, "gegen den Strom zu schwimmen". Er weiß: Nur mit individueller und außergewöhnlicher Qualität kann er sich auf dem Markt etablieren. Der Einstieg mit professionellem Marketing und gut dosierter Betriebsentwicklung ist für ihn eine der Vorgaben. Garagenwinzer nennt man solche Start-ups – oder eher Schopfwinzer: Das Betriebsgebäude aus Tank- und Fasskeller, Flaschenlager, Probe- und Verkaufsraum wurde einst landwirtschaftlich als Schuppen genutzt oder für die Viehhaltung und den Tabakbau.
Mit dem 2023er-Jahrgang machte das Duo seine ersten Gehversuche, der 24er wird nun der erste Verkaufsjahrgang mit nennenswerten Flaschenzahlen. Ab dem 25er-Jahrgang wird aus 1,8 Hektar Ertragsrebfläche "richtig Gas gegeben". Ein Resümee will der ehrgeizige und innovative Önologe im Jahr 2028 ziehen und dann die Weichen für die weitere Entwicklung stellen.
Mit diesem Masterplan gehen die Baders behutsam an das Projekt heran und setzen sich nicht unter Verkaufsdruck. Den Fehler, den Kollegen mit zu hohen Anfangserwartungen und unkontrollierter Betriebsentwicklung oftmals begehen, will Steffen Bader verhindern. Junior Steffen arbeitet als Zertifizierer mit einer 80-Prozent-Anstellung in der Lebensmittelbranche. Senior Georg ist im Nebenberuf Ortsvorsteher des Lahrer Stadtteils und bewirtschaftet noch 50 Hektar Ackerland, im Ehrenamt ist er Vorstand der trockenen Lahrer Winzergenossenschaft. Die Investitionen in die Kellerwirtschaft sind auf 1,8 Hektar Weingärtnerei-Rebfläche ausgelegt.
Richtig investiert wurde laut Steffen Bader in das Marketing mit einer professionellen Agentur und gezielter Corporate Identity (Unternehmensidentität). Das Qualitätsfundament stütze sich auf die Lahrer Renommierlage Schutterlindenberg und einen konsequent auf Qualität orientierten Weinbau im Stil einer Manufaktur. Die Firmenbezeichnung "Weingärtnerei" ist bewusst gewählt und zielt auf einen Weinbau mit penibler Anbautechnik. Bioproduktion ohne stures Festhalten an ideologischen Prinzipien ist der Leitfaden im Außenbetrieb. Dieses Metier ist für Senior Georg Bader kein Neuland. Seine pflanzenbaulichen und biologischen Kenntnisse praktiziert er mit der zeitgleich auf Bioweinbau umgestellten genossenschaftlichen Rebfläche.
Die gleiche Philosophie wird auch im Keller praktiziert. Die Weine werden als Badische Landweine deklariert, der Önologe baut die Weine ohne viele Eingriffe aus und füllt sie unfiltriert in die Flasche. In den Worten von Steffen Bader: "Hochwertiger, naturnaher Wein". Gesamtheitlich also Weine mit persönlicher Handschrift und einem unverwechselbaren Charakter. Sein Ziel: "Weine produzieren, die nachverlangen, nicht mit dem Anspruch besser zu sein, aber anders." Die Verkaufspreise im unteren zweistelligen Bereich seien dem Aufwand mit der Bioproduktion und der individuellen Qualität angepasst, finden die beiden neuen Weinmacher.
Einen gesellschaftlichen Beitrag leisten die Baders nebenbei. Ihre Rebflächen sind keine "Brachfeldkandidaten" und somit keiner Verbuschung ausgesetzt, sie bleiben dem Weinbau erhalten. Sie leisten damit ihren Anteil, dass der Schutterlindenberg weiterhin als geschlossener Weinberg ein Postkartenmotiv für die Große Kreisstadt bleibt.