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Am Montag schickt sie ihren Mann zum Arzt, Blut abnehmen. Denn wenn sie erst weg ist, dann wird er nicht gehen, sie kennt ihn ja. Sie liest gedruckt auf Briefpapier aus einem ärztlichen Labor, was sie schon ahnte. Dass sie sich sorgen muss um ihn. 58 Jahre alt, zu viel Cholesterin, zu hoher Blutdruck, die Zigaretten, der Wodka, das Herz. Sie kauft die Medikamente, die er nun, sie kann es nur hoffen, regelmäßig nehmen wird. Sie kocht vor, sie putzt die Wohnung, drückt den Sohn fest an sich, wenn der sich mal nicht wehrt, abends auf dem Sofa, weil er fernsieht. Am Donnerstag betupft sie einen roten Pickel am Kinn mit weißer Zahnpaste. Der kam über Nacht, kommt jedes Mal, es ist immer dasselbe, sagt sie und lacht.
Am Freitag, 12 Uhr, wird sie in Polen in einen Reisebus nach Deutschland steigen. Sie wird ihre Familie verlassen, um einer anderen zu helfen. "Ich will nicht", sagt sie. "Aber ich muss ja."
Sechs Wochen lang fehlt in einem kleinen Dorf in den Masuren dann eine Ehefrau, Mutter, Oma. Sie ist das Puzzlestückchen, das immer mal wieder herausbricht aus dem ...