Insektensterben
EU bestätigt: Neonicotinoide sind eine Gefahr für die Bienen
Europäische Behörde bestätigt, dass Neonicotinoide die nützlichen Insekten töten können. Am 22. März könnten die EU-Mitglieder nun über ein Verbot der Stoffe im Freiland abstimmen.
Do, 1. Mär 2018, 9:00 Uhr
Wirtschaft
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Nach dem Glyphosat-Streit müssen sich Union und SPD wieder über Regeln für den Einsatz von Chemie auf dem Feld einigen. Am Mittwoch hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, Efsa, die Gefahr von drei Insektenvernichtungsmitteln für Bienen bestätigt. Voraussichtlich werden die EU-Mitglieder nun am 22. März über ein Verbot der Stoffe im Freiland abstimmen.
Die Geschichte der Neonics beginnt in den 90er-Jahren. Damals brachte Bayer mit Imidacloprid das erste Mittel dieser Art auf den deutschen Markt. Es galt als sehr wirksam. Also bespritzten die Bauern ihre Apfelbäume, ihren Hopfen, ihre Kartoffeln mit der Chemie. Vor allem kauften sie auch Mais- und Rapssaatgut, das bereits mit dem Gift ummantelt ist. Im Jahr 2008 starben im baden-württembergischen Rheintal plötzlich jedoch massenhaft Bienen, rund 12 000 Völker. Die Ursache: Mais-Saatgut, das mit einem Neonicotinoid behandelt worden war. Als die Landwirte das auf ihren Äckern ausbrachten, bildete sich eine Wolke aus Staub und Insektengift, die sich verteilte.
Der Fall zeigte erstmals in Deutschland, dass Neonics nicht nur gegen lästige tierische Feinde ihre tödliche Wirkung entfalten. Sie machen auch Bienen zu schaffen. Umweltschützer fordern darum schon lange den Stopp der Insektengifte. Vor gut vier Jahren schränkte die EU-Kommission den Einsatz von Imidacloprid, Clothianidin und Thiamethoxam auch bereits ein – auch basierend auf einer Bewertung der Efsa.
Diese Bewertung hat die EU-Behörde mit Sitz in Parma nun noch mal aktualisiert, neue Daten und Fakten ausgewertet. Die Präsidentin des Umweltbundesamtes, Maria Krautzberger, spricht von einem fundierten Überblick. Neonics müssten "schleunigst verboten werden". Tatsächlich hatte die EU-Kommission schon 2017 vorgeschlagen, den Gebrauch der drei Insektenvernichter in der Natur zu verbieten und sie nur noch im Gewächshaus zuzulassen. Eine Abstimmung war im Dezember verschoben worden.
Wie positioniert sich nun Deutschland? Zu den drei Wirkstoffen gegen Insekten sagte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks: "Die EU-Mitgliedstaaten sollten über so ein Verbot bald abstimmen, und die Bundesregierung muss dann Ja sagen." Und: Sie nehme den Bundeslandwirtschaftsminister "beim Wort". CSU-Mann Christian Schmidt, dem Julia Klöckner von der CDU folgen soll, äußerte sich am Mittwoch nicht. der Minister hatte aber zuvor versichert, ein Verbot zu befürworten, wenn sich "die Schädlichkeit dieser Stoffe" bestätige.
Der Bayer-Konzern erklärte "die Efsa-Schlussfolgerungen rechtfertigen keine weiteren Einschränkungen" – steht damit aber allein. Der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied, erkannte die Expertise an: "Wir haben immer erklärt, dass für uns der Maßstab für eine Zulassung von Pflanzenschutzmitteln eine fundierte wissenschaftliche Bewertung ist. Daher werden wir dieser Neubewertung der Efsa folgen." Es sei aber "eine echte Herausforderung", eine wirksame Alternative zu entwickeln.
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