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Radio Dreyeckland

Jugendliche machen Radio: immer wieder sonntags auf Sendung

  • Fr, 11. März 2011
    Freiburg

     

Seit Sommer haben sich 20 Jugendliche aufs Radiomachen vorbereitet – jetzt legen sie bei Radio Dreyeckland los.

Die Nervosität legt sich schnell: Carl...Jugendredaktion bei Radio Dreyeckland.  | Foto: ingo schneider
Die Nervosität legt sich schnell: Carla Eh, Marie Dressel, Falko Wehmer und Malte Brockerhoff (von links) sind vier Mitglieder der 20-köpfigen neuen Jugendredaktion bei Radio Dreyeckland. Foto: ingo schneider

Es lief fast alles glatt. Außer dass Falko Wehmer (16) beim Stand des SC-Spiels gegen Bremen versehentlich die Freiburger zu den Gewinnern machte – und das gleich nach dem nächsten Lied korrigierte. Nach der ersten halben Stunde hatte sich die größte Nervosität im Dreierteam der 20-köpfigen neuen Jugendredaktion ohnehin gelegt. Vergangenen Sonntag lief die erste Sendung beim freien alternativen Sender Radio Dreyeckland, übermorgen ist das nächste Team dran. Immer sonntags zwischen 17 und 18 Uhr sind die Jugendlichen auf Sendung.

Derzeit gibt’s noch einen Mini-Vorsprung: Falko Wehmer und Malte Brockerhoff (15) setzen die Kopfhörer im Studio auf dem Grethergelände nach ihrer ersten Sendung schon ein bisschen routinierter auf als Marie Dressel (15) und Carla Eh (15). Die zwei sind kommenden Sonntag dran. Falko und Malte sind auch schon mit manchen Tücken der Radio-Technik vertraut.

An ihren Computern daheim genügt es, ein neues Lied in die Wiedergabeliste – die "Playlist" – zu stellen, dann läuft es sofort von selbst an. Hier dagegen ist alles so eingestellt, dass erst das Lied davor zu Ende gespielt wird. Aber das sind Feinheiten. "Man gewöhnt sich an alles", sagt Malte gelassen. In ihrer ersten Sendung gab’s unter anderem eine Umfrage aus der Innenstadt zu der Frage, was Erwachsene von der Freiburger Jugend halten – die meisten Antworten fielen positiver aus, als die Radiomacher erwartet hatten. Außerdem eine Reportage aus dem international-orientalischen Lebensmittelgeschäft "Daria" am Friedrichsbau und Veranstaltungstipps. Die Stunde Sendezeit ging rasend schnell vorbei, findet Malte – "und es war cool, endlich mal alles umsetzen zu können, was wir gelernt haben". Rund 20 Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahren haben sich seit dem vergangenem Sommer aufs Radiomachen vorbereitet, in Workshops und in Redaktionssitzungen mit Niels Wätzel und Anna Trautwein, die das Projekt auf Honorarbasis unterstützen.

Gemeinsame Termine für Redaktionssitzungen hinzukriegen, ist allerdings eine Kunst für sich: Weil nie alle gleichzeitig können, finden nun verschiedene Treffen an unterschiedlichen Wochentagen statt, die Jugendlichen sind – wie in den Teams, die jeweils eine Sendung vorbereiten – in Gruppen eingeteilt. Niels Wätzel und Anna Trautwein hatten die Idee, bei Radio Dreyeckland wieder eine Jugendredaktion zu etablieren, nachdem die frühere vor ein paar Jahren aufgehört hatte. Das neue Projekt namens "Radiovercity" wird von der Sparkasse Freiburg, der Jugendstiftung Baden-Württemberg, der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der "Aktion Mensch" gefördert.

"Den Jugendlichen fehlen

Möglichkeiten, sich zu

beteiligen."

Malte Brockerhoff (15)
Ziel ist, dass Jugendliche mit möglichst unterschiedlichen Hintergründen mitmachen, aus allen Schularten und Stadtteilen. Das in begrenzter Zeit hinzukriegen ist schwer, stellen Niels Wätzel und Anna Trautwein fest: Zurzeit geht der Trend klar dahin, dass Gymnasien besonders stark vertreten sind. Speziell das Goethe-Gymnasium, wo eine Lehrerin und ein Lehrer, die selbst mal für Radio Dreyeckland gearbeitet haben, ihre Schüler motivieren. Auch Falko, Malte und Carla gehen aufs Goethe-Gymnasium, Marie kommt von der Emil-Thoma-Realschule. Es sind aber auch Jugendliche der Tuniberg-Werkrealschule in Opfingen und ein Telekom-Auszubildender der Verdi-Jugend dabei – der greift am kommenden Sonntag den Telekom-Streik auf.

Und Carla und Marie haben eine Umfrage gemacht zu einer Frage, die Marie schon länger im Kopf hat: "Was ist normal?" Das hat sich entwickelt aus einer anderen Umfrage, die bisher nicht fertig wurde. Wiehre-Bewohner sollten sagen, was sie von Weingarten und den Menschen dort halten und umgekehrt. Klar, dass in der Wiehre alle behaupteten, sie fänden Weingarten "ganz normal".

Doch dann, sagt Marie, haben sie und die anderen weitergefragt: "Würden Sie nach Weingarten ziehen?" Und schon war’s vorbei mit der angeblichen Normalität, denn in Weingarten leben wollte niemand – eine der Begründungen: "wegen der Kinder."

Die Jugendlichen wollen nicht nur jugendspezifische Themen angehen, sondern aus ihren Perspektiven über alles Mögliche berichten. Damit tragen sie neue Facetten bei: "Jugendlichen fehlen sonst überall Möglichkeiten, sich zu beteiligen", findet Malte. Den Sender Radio Dreyeckland kannten die meisten früher fast nur dem Namen nach, gehört haben sie ihn selten. Doch eines fiel Marie schon länger auf, wenn sie zufällig drauf stieß: "Man erkennt ihn sofort, denn es klingt hier alles nicht so übertrieben wie in kommerziellen Radiosendern."

"Freistunde": Sendung der Jugendredaktion auf Radio Dreyeckland, sonntags von 17 bis 18 Uhr auf 102,3 Megahertz. Die Redaktion freut sich über neue Jugendliche: [email protected] oder 0761/30407

Ressort: Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 11. März 2011: PDF-Version herunterladen

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