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Lieferkettengesetz

Für fair produziertes Spielzeug gibt es ein neues Siegel

  • dpa

  • So, 08. Januar 2023, 17:58 Uhr
    Wirtschaft

Hungerlöhne, Überstunden und kaum Arbeitsschutz – auch Spielzeug wird oft alles andere als fair produziert. Nun soll es ein neues Siegel für Hersteller geben, die Sozial- und Umweltstandards einhalten.

Zum nächsten Weihnachtsfest könnte das neue Siegel im Handel sein.  | Foto: Sebastian Gollnow (dpa)
Zum nächsten Weihnachtsfest könnte das neue Siegel im Handel sein. Foto: Sebastian Gollnow (dpa)
Mit besserem Gewissen Spielzeug kaufen – das soll im Laufe des Jahres möglich sein. 2023 soll ein Siegel für fair produziertes Spielzeug vergeben werden, das die gesamte Lieferkette in den Blick nimmt. Die ersten Unternehmen sollen in diesem Jahr überprüft werden, sagt Maik Pflaum von der Fair Toys Organisation in Nürnberg. Bis Weihnachten könnten dann bereits Spielzeuge mit Siegel im Handel sein.

Mit 17 Unternehmen geht das Siegel an den Start

Verschiedene zivilgesellschaftliche Organisationen wie die Christliche Initiative Romero und Mission Eine Welt, der Deutsche Verband der Spielwarenindustrie und Spielzeugunternehmen hatten die Fair Toys Organisation im Sommer 2020 gegründet. Diese rückt vor allem die Verantwortung der Hersteller in den Mittelpunkt. 17 Unternehmen gehören zu den Mitgliedern, die sich nun anhand von Kriterien überprüfen lassen müssen. "Das ist eine gute Größe, um erste Erfahrungen zu sammeln, und eventuell nachzujustieren", sagt Pflaum. Das Ziel sei, mehr Mitglieder zu gewinnen. Dabei spielt der Fair Toys Organisation nach Sicht Pflaums das Lieferkettengesetz in die Hände. Dieses verpflichtet deutsche Unternehmen seit dem 1. Januar dazu, für die Einhaltung von Menschenrechten in ihrer Lieferkette Verantwortung zu übernehmen. "Die Fair Toys Organisation bietet eine Möglichkeit, das umzusetzen, was dort gefordert wird", sagt Pflaum.

Bereits bestehende Zertifikate konzentrieren sich auf Fabriken

Viele Verbraucherinnen und Verbraucher schauen inzwischen kritischer auf die Herkunft und Produktionsbedingungen von Waren. Orientieren können sie sich unter anderem an Siegeln für fair gehandelte Produkte. Auch in der Spielzeugbranche gibt es mit dem Ethical Toy Program und Amfori BSCI bereits Zertifizierungssysteme. Diese konzentrierten sich jedoch auf Kontrollen von Fabriken, heißt es von der Fair Toys Organisation. Das sei ein sinnvolles, aber begrenztes Instrument. Denn die Kontrollen deckten nur sichtbare Missstände auf und bezögen die Einkaufspraktiken der Auftraggeber nicht ein. Für zu lange Arbeitstage in den Fabriken seien zum Beispiel oft knapp bemessene Lieferzeiten verantwortlich, so Pflaum. Die Fair Toys Organisation setze bei den Ursachen an und ergänze die bestehenden Zertifizierungssysteme. "Ich denke, dass es sich Unternehmen ab einer bestimmten Größe und Qualität mittelfristig nicht mehr leisten können, kein Siegel zu tragen", sagt Pflaum.

Ressort: Wirtschaft

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 09. Januar 2023: PDF-Version herunterladen

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