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Glückliche Heimkehr

Verlagsthema Den Schauspieler Joscha Kiefer zog es nach vielen Jahren Großstadtleben wieder in seine südbadische Heimat.  

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Schauspieler Joscha Kiefer, aufgewachsen in Müllheim, hat in Südbaden seine Wohlfühlstadt gefunden. Foto: Sascha Wünsch
Dieses Foto. Palmen vor einer Gasthausterrasse, stahlblauer Himmel, weiße Wolken. Der Rhein so nah und in dieser Perspektive so gewaltig, dass er weniger wie ein Fluss, sondern fast schon wie der Ausläufer eines Meeres wirkt. Wie bitte, das soll Breisach sein? Das sieht doch vielmehr aus wie irgendwo im Süden Frankreichs.

Zumindest dachte sich das Joscha Kiefer, als er das Bild zum ersten Mal betrachtete. Der Schauspieler, der zu diesem Zeitpunkt nach vielen Großstadtjahren in Berlin, Köln und München wieder irgendwohin in seine südbadische Heimat zurückkehren wollte, war auf der Suche nach einem neuen Zuhause.

Als ihm seine Mutter die so mediterran wirkende Aufnahme nebst einem passenden Wohnungsangebot in Breisach schickte, war das für ihn und seine Familie dann so etwas wie ein Wink des Schicksals. Recht schnell fiel die Entscheidung für das sympathische Städtchen als künftigen Wohnort.

Gut eineinhalb Jahre ist das jetzt her, dass der dunkelblonde Schauspieler mit seiner Frau und den beiden Kindern dorthin gezogen ist. "Es war das Beste, was uns passieren konnte", sagt der 39-Jährige, der erst vor wenigen Wochen in "Bullenstall", der Pilotfolge von "Breisgau" zu sehen war. Das ist jener in Freiburg spielende Fernsehkrimi, in dem Kiefer den smarten Ermittler Dennis Danzeisen spielt, den Neffen der Revierleiterin Dorothea Danzeisen, und dessen Ausstrahlung dem ZDF so immense Einschaltquoten bescherte. "Breisgau ist ein Krimi mit Augenzwinkern", wie Joscha Kiefer erzählt.

Aber beginnen wir doch am Anfang. Der TV-Darsteller stammt eigentlich aus Müllheim, dort betrieb seine Mutter die "Alte Münz". Gut erinnert er sich an den Gastronomen-Alltag der Familie, aber mehr noch an die gut gefüllte Truhe mit den verlockenden Eiscremes, aus der er sich –"das war das Größte" – als kleiner Junge eigenständig bedienen durfte. Den größten Teil der Jugend verbrachte Kiefer dann in Buggingen, wohin die Familie irgendwann zog.

Von der Provinz in die Großstadt

Die Jugendlichen aus der Umgebung trafen sich regelmäßig und manchmal mit Pizza am Wiesendamm, mit einem der besten Freunde trommelte der damalige Teenager lautstark und begeistert in einer Guggenmusik und beschloss nach Ende der Schulzeit ("Ich war nicht der Fleißigste"), sich fortan zunächst dem Zivildienst im Krankenhaus in Müllheim und dann der Schauspielerei zu widmen.

"Für Letzteres habe ich mich ganz spontan entschieden, als Kind hatte ich darüber nie nachgedacht", berichtet der Fernsehkommissar im Rückblick. Er schaffte es dann aber auf Anhieb an die Internationale Schauspielakademie Stuttgart und damit auch von der südbadischen Provinz in die Großstadt. Eine tolle Zeit sei das damals gewesen, mit vielen neuen Erfahrungen und netten Leuten. Mit kaum Geld in der Tasche, dafür aber mit einem großen Stück Freiheit und irgendwann auch mit einem babyblauen Seat Marbella, mit dem er ab und zu die Angehörigen zu Hause in Südbaden besuchte.

Die nächste Station war dann Berlin. "Ich glaubte nach meinem Abschluss, dass alle Schauspieler in Berlin wohnen müssten", erinnert sich Joscha Kiefer und schmunzelt noch heute über diese Annahme. Aber damals stand sein Entschluss fest.

Er packte seine Habseligkeiten, die gerade einmal in einen Sprinter gepasst hätten, und machte sich auf den Weg in Richtung Nordosten. Der Jungschauspieler zog nach Berlin-Wedding, hatte einige Gelegenheitsjobs, aber auch erste Rollen zum Beispiel bei Hochschulfilmen und lernte damals schon den Agenten Sascha Wünsch kennen, mit dem er immer noch zusammenarbeitet.

2007 ging es dann für knapp zwei Jahre nach Köln und zur Daily Soap "Verbotene Liebe" als Sebastian von Lahnstein. "Da habe ich so richtig gelernt, vor der Kamera zu stehen, manchmal bis zu 15 Stunden am Tag", sagt der heutige Wahl-Breisacher.

Und noch etwas war in jener Zeit wegweisend. Am Set lernte er seine heutige Frau, die Schauspielerin und Popsängerin
Kristina Dörfer kennen. Irgendwann hatte das Paar jedoch genug von der täglichen Soap und zog zuerst nach Berlin an den Prenzlauer Berg und schließlich in den Süden nach München. Über ein Casting war Joscha Kiefer bei der bayerischen Vorabendserie SOKO München gelandet und konnte dort fast zehn Jahre als Dominik Morgenstern Mordfälle lösen. Auch in einigen anderen Serien und Filmen war er in dieser Zeit zu sehen.

Als die SOKO dann Ende 2019 überraschend eingestellt wurde und damit auch das Team, das so etwas wie eine zweite Familie geworden war, sich in alle Himmelsrichtungen verstreute, stellte sich für die junge Familie die Frage nach einem neuen Wohnort. Die alte Heimat Südbaden rückte plötzlich wieder in den Blick.

Müllheim oder Buggingen? Nein, auch die Mutter wohnte mittlerweile in Münstertal. Vielleicht dorthin? "Zu wenig Sonne im Winter, wenn sie tief steht, und für uns viel zu beengt", meint Kiefer, der dann jenes Bild von der Breisacher Uferpromenade zugeschickt bekam.

"Breisach ist perfekt, kleinstädtisch und ländlich in einem, aber nicht zu ländlich", erklärt der Schauspieler. Die Infrastruktur sei gut, die Wege seien kurz, die Menschen sympathisch und die Lage an der Grenze zu Frankreich fantastisch. Und auch die Schweiz und Italien seien ja nicht weit. Dass man sich untereinander kennt, schätzt der Fernsehdarsteller sehr, "das ist eine gute Community". Apropos schätzen: Joscha Kiefer will nicht behaupten, seine badische Heimat während seiner jahrelangen Abwesenheit vermisst zu haben, auch wenn er auf die vielen guten Erinnerungen abhebt. Dennoch sei er bewusst und sehr, sehr gerne zurückgekehrt.

Es sei ihm längst klar geworden, was diese Region an Vorteilen bietet, was sie für ihn an Positivem ausmacht. Es sind gleich eine Handvoll Pluspunkte, die ihm spontan einfallen: die Sonne, das südliche Ambiente, der Wein ("momentan am liebsten Grauburgunder") und die badische Küche. Eine seiner Leibspeisen ist der Elsässer Wurstsalat mit dünn geschnittenem Emmentaler, den er selbst ganz badisch nach dem Rezept der Mutter mit Essig und Öl und auf jeden Fall mit etwas Gurkenwasser verfeinert. "Ich mache den besten Elsässer, sagen meine Kinder."

Auch den alemannischen Dialekt hört er gern, obwohl er selbst meistens Hochdeutsch spricht. "Ich kann ihn aber problemlos ein- und ausschalten", sagt der frühere Markgräfler, manche Worte mischen sich auch in unserem Gespräch wie selbstverständlich in den Dialog.

Dass er – kaum ein halbes Jahr in der Münsterstadt – das Angebot bekam, bei "Breisgau" eine der Hauptrollen zu übernehmen, ist fast schon eine Fügung. Zumal die Reihe länger laufen und sich fest im Programm etablieren soll. Die Außenaufnahmen für den Abendkrimi finden in der Regel in Freiburg und Umgebung statt. Von Breisach aus ist das keine große Distanz, das Ganze für Kiefer als einem der Hauptdarsteller ein badisches Heimspiel.

Glück gehabt. Wie gut, dass es dieses Foto gab. Das mit den Palmen, dem stahlblauen Himmel und dem Rhein, der darauf so riesig und fast wie ein Ausläufer des Meeres aussieht. Der Süden ist in Baden eben verdammt nahe. Und Joscha Kiefer scheint angekommen zu sein – in der alten und neuen Heimat.
Wer sich jetzt überlegt, nach Südbaden zurückzukehren, kann sich hier nach den passenden Stellenangeboten umschauen.
Schlagworte: Joscha Kiefer, Kristina Dörfer, Dominik Morgenstern
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