"Ich hatte schon immer an allem Interesse"
ZISCH-INTERVIEW mit Andreas Hügle, dem Ortsvorsteher von Kiechlinsbergen, darüber, warum er schon immer eine kleine Gemeinde am Kaiserstuhl führen wollte.
Livia Willmann, Klasse 4, Maria-Sibylla-Merian-Schule (Endingen)
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Was genau sind die Aufgaben eines Ortsvorstehers? Und wie wird man das eigentlich? All diese Fragen stellt Zisch-Reporterin Livia Willmann aus der Klasse 4 der Maria-Sibylla-Merian-Schule in Endingen dem Ortsvorsteher von Kiechlinsbergen Andreas Hügle, der gleichzeitig der stellvertretende Rechungsamtsleiter von Bahlingen ist.
Hügle: Ich hatte schon immer an allem Interesse, was mit der Gesellschaft zu tun hat und wie sie funktioniert und zusammenhängt. Von Wohnen über öffentliche Finanzen, Wasser- und Abwasserversorgung, ordnungs- oder baurechtliche Fragestellungen bis hin zu Öffentlichkeitsarbeit. Das ist ein Beruf, der das Leben eins zu eins abbildet.
Zisch: Was macht man als Ortsvorsteher so?
Hügle: Das Aufgabengebiet umfasst eigentlich alles. Man ist erste Anlaufstelle für die Anliegen jeglicher Art und muss sich in der Breite überall auskennen. Daneben natürlich viel Öffentlichkeitsarbeit, Sitzungen führen und vorbereiten und verwaltungsinterne Termine und Besprechungen. Alles hier aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Eigentlich ist ein Ortvorsteher Verwaltungsmitarbeiter, Politiker, Diplomat mit offenem Ohr, Ansprechspartner für das Dorf und manchmal ein bisschen Handwerker. Zudem treffe ich mich regelmäßig mit den Ortsvorstehern und Bürgermeistern der Nachbargemeinden.
Zisch: Warum haben Sie sich für den Beruf entschieden und wie gefällt er Ihnen?
Hügle: Ich habe mich dafür entschieden, weil der Beruf so vielfältig ist. Kein Tag ist wie der andere. Ich habe es insbesondere in den Sprechstunden mit viel Unvorhersehbarem zu tun, das macht meinen Beruf so spannend. Die Aufgaben sind bunt gefächert. Die Leute, die hier reinkommen, haben alle andere Anliegen. Der Beruf macht mir Spaß. Es ist wichtig, dass man den Beruf gern macht. Ich wohne schon seit meiner Kindheit in Kiechlinsbergen und wollte schon immer Ortsvorsteher oder Bürgermeister einer kleinen Gemeinde vom Kaiserstuhl werden. Ich habe Verwaltung an der Hochschule in Kehl studiert und bin parallel 2009 in den Ortschaftsrat gewählt worden. Ab 2014 war ich stellvertretender Ortsvorsteher und seit 2019 bin ich Ortsvorsteher in Kiechlinsbergen. In meinen Augen ist das der schönste Job der Welt. Alle Bewohnerinnen und Bewohner von Kiechlinsbergen ab sechzehn Jahre durften an der Kommunalwahl aktiv wählen.
Zisch: Haben Sie Mitarbeiter?
Hügle: Grundsätzlich nicht. Ich kann mich hier bei Bedarf an Mitarbeiter der Verwaltung von Endingen wenden. In anderen Orten, wie zum Beispiel in Sasbach oder Vogtsburg gibt es Bürokräfte in den Ortsverwaltungen. Kiechlinsbergen gehört aber zu Endingen. Endingen verwaltet uns zum Teil noch mit und auch der Bauhof von Endingen muss zu uns kommen, bei größeren Aufgaben. Ich habe nur zwei direkte geringfügig-beschäftigte Mitarbeiter auf 450-Euro-Basis. Sie kümmern sich um viele kleine, wichtige Aufgaben, zum Beispiel stuhlen für Hochzeiten und die wöchentliche Reinigung der Wassertretanlage. Zusätzlich helfen uns die Schülerinnen und Schüler der Maria-Sybilla-Merian-Grundschule einmal im Jahr den Müll im Dorf einzusammeln. Ich bin sehr froh darüber. Dann gibt es noch Hausmeister und die Putzkräfte des Rathauses.
Zisch: Wurden Sie schon oft interviewt?
Hügle: Ja. Also, die meisten Interviews sind Pressesachen. Aber ein bis zwei Mal im Jahr kommen Schüler und wollen ein Interview.
Zisch: Haben Sie eine Familie?
Hügle: Ich hab eine Freundin, mit Anna bin ich schon seit zehn Jahren zusammen. Kinder haben wir noch keine.
Zisch: Werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesiezt oder geduzt?
Hügle: Mit 98 Prozent der Menschen bin ich per du.
Zisch: Sind Ihre beiden Jobs stressig?
Hügle: Ja schon, aber wenn die Arbeit Spaß macht, sieht man das nicht als Stress. Ich arbeite auf dem Rathaus in Bahlingen in der Kämmerei. Allerdings konnte ich zum Glück dort meine Stunden reduzieren und arbeite dort jetzt nur noch 80 Prozent. Das sind ungefähr 140 Stunden im Monat. Hier in Kiechlinsbergen arbeite ich auch etwa 100 Stunden. So ist das ein gutes Maß. Spannend ist vielleicht noch zu erwähnen, dass jetzt der Umbau des Rathauses (Ortschaftsamt) in Kiechlinsbergen ansteht. Wie das mit meinem Büro dann wohl wird? Vielleicht müssen wir dann einen Bauwagen draußen auf die Wiese stellen oder ich muss in ein anderes Gebäude.
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