Sommer-Spezial 2021
Plötzlich arbeitslos
Verlagsthema Wer seinen Arbeitsplatz verliert, ist oft verunsichert und schwer zu motivieren
Marina Uelsmann (dpa)
Sa, 28. Aug 2021, 1:57 Uhr
Verlagsthema
Thema: Die perfekte Bewerbung
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Mit dem Wegfall des Jobs bleibt viel Zeit für Gefühle wie Angst, Verunsicherung, Frust und Trauer. Wie können Betroffene mit dieser emotionalen Herausforderung umgehen?
Soziales Netz gegen Einsamkeit
Vielen gibt ein sicheres soziales Netz aus Partnerschaft, Familie und Freunden Stabilität. Es hilft, der Einsamkeit entgegenzuwirken und ersetzt soziale Anerkennung und Bestärkung, die bisher vor allem am Arbeitsplatz vermittelt wurden. Doch gerade in engen privaten Beziehungen kann eine dauerhafte Vermischung der Rollen ungesund sein. Das Gespräch mit dem Ehemann oder der Schwester kann die Selbstwirksamkeit, also die Überzeugung, auch schwierige Situationen meistern zu können, im kollegialen Umfeld nicht ersetzen. Und sollte es auch nicht müssen, betont Jobcoach Hirth. Manchmal ist es hilfreicher, sich einer "fremden" Person anzuvertrauen, die einen sachlicheren Blick auf die Lage zwischen Bangen und Hoffen, Bewerbungen und Absagen hat. Das kann etwa ein Bekannter sein, ein Berufsberater oder Jobcoach.
Rückbesinnung und Neuorientierung
Jüngeren Arbeitslosen, für die Corona die erste bewusst miterlebte Krise ist und die noch nicht fest in einem Beruf verankert sind, kann der Austausch mit Älteren helfen. Sie haben zum Beispiel durch die Wiedervereinigung oder die Bankenkrise ihre Arbeit bei Umstrukturierungen verloren. Wer zeitlichen Abstand und mehr Lebenserfahrung hat, kann letztendlich die aktuelle Phase der Unsicherheit relativer sehen. "Oder man fragt sich: Wie sehe ich diese Zeit selbst in zehn Jahren?", rät Hirth. Die Phase der Arbeitslosigkeit nimmt man dann vielleicht als Phase der Rückbesinnung und Neuorientierung wahr. In dieser Phase lassen sich neue Wege ausloten. Tobias Güldenring vom Jobcenter im Main-Kinzig-Kreis bei Frankfurt rät, Alternativen zu prüfen: Wo liegen Talente und Vorlieben, die im bisherigen Job nicht gebraucht wurden? Und kann man diese in einem anderen Beruf gut einbringen? In der Pflegebranche beispielsweise gibt es einen Fachkräftemangel, so dass eine Umschulung ein dauerhafter Weg aus der Arbeitslosigkeit heraus sein kann. Generell empfiehlt Güldenring, Fortbildungsangebote zu nutzen, im Jobcenter oder anderswo.
Tagesrhythmus finden und zwischendurch entspannen
Während der Alltag bisher vor allem durch die Arbeitszeiten strukturiert wurde, fehlt nach dem Jobverlust ein fester Rhythmus. "Schaffen Sie sich einen wellenförmigen Tagesablauf, indem Sie mehrmals von aktiven zu passiven Phasen wechseln. Sie können nicht zehn Stunden am Tag von Angst getrieben Bewerbungen schreiben und sich zur Arbeit zwingen", sagt Hirth. Neben einer festen Anfangszeit für Arbeitsplatzrecherche sollte man auch den Feierabend festlegen, um irgendwann auch loslassen zu können. Und zwischendurch kreative Pausen einlegen. Wann hatte man jemals Zeit, Gitarre zu lernen oder zu malen?
Ein Alltag mit festen Strukturen motiviert
Güldenring weiß, wie wichtig es ist, trotz fehlender Lohnarbeit feste Termine und eine sinnhafte Tätigkeit zu haben. Die Erfahrungen des Jobcenters in der Hochphase der Krise hätten gezeigt, dass Arbeitslose, die engagiert waren, durch die mehrmonatige Pause schwerer zu motivieren waren. Ein Alltag mit festen Strukturen hilft, der Eintönigkeit und Antriebslosigkeit entgegenzuwirken.
Wichtig ist auch, sich darüber klar zu werden, was man aus seinem Arbeitsalltag vermisst. Neben der festen Struktur kann das die Anerkennung durch Vorgesetzte sein oder der Plausch am Kaffeeautomaten. Einen Ersatz – regelmäßige Telefonate oder Erfolgserlebnisse beim kreativen Arbeiten – kann man in die neue Tagesstruktur einbinden. Gleichzeitig sollte man sich überlegen, was man bei seiner bisherigen Arbeit gar nicht mochte – und was man gar nicht vermisst.