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"Ein Tipp: unbedingt dranbleiben"

  • Leopold Schmidt, Klasse 4c, Schneeburgschule (Freiburg)

  • Sa, 17. Oktober 2020
    Zisch-Texte

ZISCH-INTERVIEWmit dem Künstler Dieter Weißenberger über die Lust am Malen / Besuch der Kunstausstellung "Zweite Tür links" .

Leopold Schmidt recherchiert in der Ausstellung von Dieter Weißenberger.  | Foto: Privat
Leopold Schmidt recherchiert in der Ausstellung von Dieter Weißenberger. Foto: Privat

Kunst kann man so oder so sehen. Jeder Mensch hat seinen Geschmack. Entweder findet man sie hässlich oder wunderschön. Ich, Zisch-Reporter Leopold Schmidt aus der Klasse 4c der Schneeburgschule in Freiburg, finde, Kunst ist einfach wunderbar. Deshalb habe ich in Freiburg die Ausstellung "Zweite Tür links" von Svenja Maß und Dieter Weißenberger besucht und Dieter Weißenberger anschließend interviewt.

Wenn man in die Galerie kommt, steht man in einem großen Raum. Da stehen ein PC, ein Drucker, ein riesiges Tierbild und ein Kindheitsporträt von Dieter Weißenberger. Im zweiten Raum hängt die Bilderserie "Flüchtige Gedanken". Sie besteht aus Collagen von Kinderbildern, die mit unterschiedlichen Sachen beklebt sind. Der Hintergrund ist aus bemaltem Blattgold. Ganz hinten ist ein großes Ölbild: "Hüter der Träume". Jetzt gehen wir ein paar Meter zurück und laufen eine Treppe hinunter. An der Wand der Treppe hängt ein Bild mit einer wunderschönen Wendeltreppe. Unten erwarten uns Porträts, die auf Tapete gemalt sind. Wenn man weitergeht, hängen da ein großes Badezimmerbild und noch mehr Porträts.

Wenn man nicht weiß, wie viel Arbeit in einem Bild steckt, ist es einfach nur ein normales Bild. Aber in echt ist es lange und schwere Arbeit. Jedes Bild ist seltsam und faszinierend. Man kann einen Stein sehen oder einen Menschen. Es ist, als könnte man in die Bilder reingehen. Wenn du das Bild mit dem Badezimmer siehst, musst du gleich ans Duschen oder Zähneputzen denken.

Zisch: Wie lange malen Sie schon?
Weißenberger: Ich male eigentlich so richtig, seit ich 18 bin, das ist schon wirklich lange, fast schon 40 Jahre.
Zisch: Was mögen Sie am Malen?
Weißenberger: Verschiedene Sachen. Ich male mit Ölfarbe, die hat einen bestimmten Geruch, den ich liebe. Ich mag, dass man auf einer Fläche etwas darstellen kann, bei dem man das Gefühl hat, etwas aus der Realität zeigen zu können, obwohl es trotzdem nur eine Fläche ist. Ich mag, dass Malerei also eine Illusion erzeugen kann und den Betrachter in diese hineinführt und im besten Fall fasziniert oder beschäftigt. Ich mag, dass man eintauchen kann in die Bilder und sich Gedanken ergeben: Was möchte ich darstellen, was für Erinnerungen lösen sie aus?

Zisch: Haben Sie Malen gelernt?
Weißenberger: Ich habe es mir eigentlich selber beigebracht, also nicht wirklich von jemanden gelernt, wie zum Beispiel auf einer Kunstakademie oder so.

Zisch: Haben Sie Vorbilder?
Weißenberger: Ich bin jemand, der sich sehr viele Bilder anschaut, Ausstellungen besucht und so. Und ich habe Kunstgeschichte studiert und kenne viel von dem, was es im Laufe der Jahrhunderte gegeben hat. Es gibt alte Maler und welche aus der Gegenwart, die mich faszinieren. Von früher ist das zum Beispiel Caravaggio, ein italienischer Barockmaler, der viel in hell und dunkel gemalt hat, sehr dramatische Figurendarstellungen. Und das ist bei mir auch so. Oder Hans Holbein, ein Maler, der in Basel gelebt hat und in London als Hofmaler fantastische Porträts gemalt hat – als ob die Menschen auf den Bildern leben. Das ist etwas, das ich in meinen Bildern auch darstellen möchte – dass die Personen etwas Lebendiges haben und sie jeden Moment mit den Augen zwinkern oder den Kopf drehen könnten. An modernen Künstlern fasziniert mich Francis Bacon, ein englischer Maler, der sich sehr mit den Menschen auseinandersetzt, auf eine ganz andere Art als ich. Er hat eigentlich was Brutales in seinen Bildern, stellt es aber auf eine ganz zärtliche Art dar. So etwas finde ich faszinierend. Solche Widersprüche, die in einem Bild zusammenfinden.

Zisch: Wie kommen Sie auf Ihre Motive?
Weißenberger: Es entwickelt sich im Laufe der Zeit, dass mich bestimmte Themen interessieren. Ab einem bestimmten Zeitpunkt habe ich begonnen, mich für Menschen zu interessieren, und ich fing dann an, Porträts zu malen. Vor ein paar Jahren hatte ich die Idee, dass ich gerne Innenräume malen möchte. Irgendwann fange ich dann einfach mal an und probiere es aus. Oder die Kinderbilder: Da hatte ich die Idee, dass ich gerne etwas machen möchte mit den Köpfen, aus denen die Gedanken sichtbar werden. Wenn ich dann das Gefühl habe, die Zeit ist reif und richtig, fange ich mit den Bildern an.

Zisch: Können Sie ein paar Tipps geben, für Kinder, die gerne malen möchten?
Weißenberger: Unbedingt dranbleiben und weiter malen, auch wenn es zuerst nicht gefällt. Manchmal mache ich auch Sachen und denke, das sieht jetzt nicht so toll aus. Aber, wenn ich später drauf schaue, denke ich: Das ist eigentlich gar nicht so schlecht. Manchmal muss man auch einfach Dinge liegen lassen und später mit einem neuen Blick wieder draufschauen, dann sieht man vielleicht, dass es doch ganz toll ist. Und ganz wichtig ist, dass man immer wieder malt, denn Übung ist ganz wesentlich. Dass man also einfach immer wieder etwas probiert und mit Farben umgeht. Und vor allen Dingen ist wichtig, dass man Freude dran hat.

Ausstellung "Zweite Tür links", Werke von Svenja Maß und Dieter Weißenberger, zu sehen im Depot K., Lehener Str. 30 in Freiburg, noch bis 18. Oktober, geöffnet Samstag und Sonntag, 14 bis 17 Uhr.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 17. Oktober 2020: PDF-Version herunterladen

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