Zisch-Interview mit Großmama Hanna Sterzik

Schule vor 60 Jahren: "Ich hatte meinen Lehrer sehr, sehr gern"

Ich habe mein Homeschooling oft bei meiner Oma Hanna Sterzik gemacht, da meine Eltern arbeiten mussten. Sie hat dabei oft verwundert gesagt: "Zu meiner Schulzeit war das alles ganz anders". Das hat mein Interesse an Omas Schulzeit geweckt und ich habe sie interviewt.  

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Eine Schulbank aus alten Zeiten – in neueren Zeiten bekritzelt  | Foto: Ingo Schneider
Eine Schulbank aus alten Zeiten – in neueren Zeiten bekritzelt Foto: Ingo Schneider
Zisch: Oma, wann wurdest du wo eingeschult?
Sterzik: Ostern 1955 in Singen am Hohentwiel.
Zisch: Wie lange war dein Schulweg? Gingst du zu Fuß?
Sterzik: Wir gingen zehn Minuten zu Fuß.
Zisch: Wie waren deine Unterrichtszeiten?
Sterzik: Unterricht war von acht Uhr bis 13 Uhr. Die Stunde dauerte 60 Minuten.
Zisch: Welche Unterrichtsfächer hattest du?
Sterzik: Deutsch, Mathe, Religion, Heimatkunde und Leibesübungen, also Sport.
Zisch: Wie groß waren die Klassen?
Sterzik: Es waren zwischen 30 und 40 Kinder.
Zisch: Wie sahen deine Unterrichtsmaterialien aus? Sahen die anders aus als heute?
Sterzik: In den ersten zwei Schuljahren wurde mit einem Kreidegriffel auf eine kleine Tafel geschrieben.
Zisch: Wie verbrachtet ihr die Pausen und was hast du gevespert?
Sterzik: Es gab eine große Pause, in der wir Gummitwist und Hüpfspiele gespielt haben. Ein Pausenvesper war immer dabei. Es gab täglich eine Schulmilch.
Zisch: Welches Verhältnis hattest du zu deinen Lehrern?
Sterzik: Ich hatte meinen Lehrer sehr, sehr gern, aber ich hatte auch großen Respekt. Herr Baumann war der Größte!
Zisch: Welche Strafen gab es und wofür?
Sterzik: Es gab Strafarbeiten, in die Ecke stehen, Karzer – das war Arrest in einem kleinen Zimmer – und sehr selten Tatzen, also Schläge auf die Finger.
Zisch: Erinnerst du dich an Ausflüge oder einen Landschulheimaufenthalt?
Sterzik: Es gab Klassenausflüge, meist Wanderungen in die nähere Umgebung.
Zisch: Wie waren die Bedingungen in der Nachkriegszeit?
Sterzik: Alles war sehr streng geordnet. In der Schule und auch zu Hause. Meine Eltern haben sich sehr angestrengt, um mich und meine drei Geschwister zu ernähren. Kostspielige Hobbys waren nicht möglich.
Zisch: Wie war es im Winter?
Sterzik: Es hatte oft Schnee und wir sind durch die Kälte in die Schule gelaufen. Klatschnass und durchgefroren kamen wir nach Hause. Multifunktionsjacken und Skihosen gab es nämlich noch nicht.
Zisch: Erzähle mir doch eine schöne Erinnerung aus deiner Schulzeit.
Sterzik: Das Schönste an meiner Grundschulzeit war, dass ich einen richtig guten Freund hatte. Joachim und ich haben jeden Nachmittag zusammen gespielt.
Zisch: Hast du noch Zeugnisse aus dieser Zeit?
Sterzik: Nein, die sind leider verschwunden.
Zisch: Du bist selber Lehrerin geworden. Hat das etwas mit deiner eigenen Schulzeit zu tun?
Sterzik: Nein, ich wollte unbedingt Kunst studieren und Restauratorin werden. Das hat mein Vater, der das Studium bezahlen musste, verboten. Ich bin dann aber viele, viele Jahre mit Herz und Seele Lehrerin gewesen!

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