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Schüler-Talkshow

Volker Finke bei "Nachgefragt" am Rotteck-Gymnasium

Daniela Frahm
  • So, 08. Dezember 2019, 12:57 Uhr
    Freiburg

Das Gespräch mit dem ehemaligen SC-Trainer bei der Schüler-Talkshow reichte weit über den Fußballplatz hinaus. Finke äußerte sich auch zu Klimastreiks und Doping – und brachte ein eigenes lokalpolitisches Anliegen unter.

Volker Finke erzählte den Moderatoren ...ubsfeeling an die Seitenlinie brachte.  | Foto: Michael Bamberger
Volker Finke erzählte den Moderatoren Reto Melder und Luzie Ott aus seinem spannenden Leben – im Hintergrund der Strandkorb, der zu Finkes SC-Zeiten Urlaubsfeeling an die Seitenlinie brachte. Foto: Michael Bamberger
Kurz vor dem Abpfiff wollte Volker Finke unbedingt noch ein "großes Kompliment" loswerden an die beiden Moderatoren Luzie Ott und Reto Melder, weil sie "toll recherchiert" hätten und es sein "bisher angenehmstes Interview" gewesen sei. Dabei hatten ihm die beiden Gymnasiasten auch einige unangenehmen Themen nicht erspart. Wie angekündigt ging es nicht nur um Fußball, und es dauerte auch länger als 90 Minuten – in etwa so lange wie ein Spiel mit Verlängerung, aber ohne Elfmeterschießen.

Damit sich der Gast wohlfühlt, wurde im Foyer des Rotteck-Gymnasiums der berühmte Langeoog-Strandkorb aufgestellt, der früher auch im Stadion stand. Darüber hingen Plakate der "Wir sind Finke"-Initiative, die zum ersten großen Thema des Abends passten, seinem wenig harmonischen Abschied nach 16 Jahren als Trainer des SC Freiburg. "Es war für alle Beteiligten keine leichte Situation, auch Achim Stocker ist das ganz schwer gefallen", blickte der heute 71-Jährige zurück auf sein letztes Jahr beim SC. Dass er ungehalten reagierte, als dessen früherer Präsident beim Abschied mit einem Blumenstrauß zu ihm kam, habe damit zu tun gehabt, dass er im Vorfeld darum gebeten hatte, "dass wir bitte keine Blumen verteilen".

Bei Fragen zu seinem seitdem zwiegespaltenen Verhältnis zum Verein und einem Teil der Verantwortlichen reagierte er ausweichend.

Wie steht Finke zu hohen Spielergehältern und der Kommerzialisierung im Fußball?

Dass die Schüler sich gut über die Hintergründe informiert hatten, bewiesen sie mit einer Spitze, als er seinen Getränkewunsch, einen Weißburgunder vom Kaiserstuhl, anmeldete. "Auch wenn er von Fritz Keller ist?", wollte Reto Melder von ihm wissen, was im Publikum für Lacher sorgte. "Beim Wein ist das problemlos", sagte Finke. Als es im Fragespielchen um einen möglichen Nachfolger für den zum DFB-Präsidenten aufgerückten Keller in seiner vorherigen Position als SC-Präsident ging, und als Antwort A "Dieter Salomon" genannt wurde, rief er sofort "B", und blieb auch dabei, als dort der ehemalige Rotteck-Schulleiter Eberhard Fugmann stand. Möglichkeiten C und D: Uli Hoeneß und Helene Fischer.

Neben einem Rückblick auf Finkes Trainerstationen, die ihn nach Freiburg auch noch nach Japan, Kamerun und zum 1. FC Köln führten, ging es auch um zu hohe Spielergehälter und die Kommerzialisierung im Fußball. Und die Schüler wagten sich auch an das Thema Doping, bei dem sie den 71-Jährigen geradezu in die Mangel nahmen. Zunächst ging es um den früheren Torwart Gerd Sachs, der nach Anabolika-Spritzen 1992 suspendiert wurde. Dann hakten sie in Bezug auf den früheren SC-Teamarzt Andreas Schmid nach, der Radprofis des Team Telekom gedopt hat. Finke war anzumerken, dass ihm das Thema unangenehm war, betonte aber gleich mehrfach, dass er sich sicher ist, "dass er bei uns keine verbotenen Mittel gegeben hat".

Politische Themen war unter anderem die Lage der SPD und die Klimastreik-Demos, an denen auch Finke teilgenommen hat ("Ich finde nicht, dass die Schüler schwänzen."). Wie Entwicklungshilfe in afrikanischen Ländern funktionieren kann, wollten Ott und Melder wissen, was sich aber als zu komplexes Thema im insgesamt ambitionierten Fragenkatalog herausstellte.

Adventliche Spezialvariante des Torwandschießens

Zur Auflockerung gab es statt des klassischen Torwandschießens einen durchlöcherten Papp-Tannenbaum, durch den mit einem Tischtennisschläger Christbaumkugeln geschlagen werden sollten, was sowohl den Moderatoren als auch Finke nur mäßig gelang – obwohl er sogar mal eine Tischtennis-Mannschaft trainiert hat. "Als Pädagoge hätte ich euch vorgeschlagen, ein Spiel mit größeren Gewinnchancen zu nehmen", gab der frühere Lehrer den Schülern mit auf den Weg.

Und ein eigenes Anliegen brachte er an einer Stelle auch noch unter, obwohl es da gar nicht zur Fragestellung passte. Er engagiere sich mit einer kleinen Gruppe gegen den geplanten Freiburger Stadttunnel (die BZ berichtete), weil es "so viele wichtigere Themen gibt, als für 300 Millionen einen Autobahnvollanschluss zu bauen", zum Beispiel den Klimaschutz, erklärte er.

Das rund zweistündige Gespräch zum Nachhören gibt es demnächst als Podcast, den die Schüler neuerdings zu ihrer Talk-Reihe erstellen.

Ressort: Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 09. Dezember 2019: PDF-Version herunterladen

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