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Angst vor Feuer

Warum bei immer mehr Laternenzügen echte Kerzen verboten sind

  • Mi, 09. November 2016, 11:19 Uhr
    Freiburg

     

"Da oben leuchten die Sterne, hier unten leuchten wir" – und zwar mit LED-Lämpchen: Die Martinsumzüge vieler Freiburger Kitas müssen in diesem Jahr zum ersten Mal ohne klassische Kerzen auskommen.

Wie gefährlich sind echte Kerzen?  | Foto: Arno Burgi
Wie gefährlich sind echte Kerzen? Foto: Arno Burgi
Sowohl die Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Freiburg als auch der Caritasverband Freiburg-Stadt haben entschieden, dass in den Laternen ihrer Einrichtungen keine Kerzen mehr brennen dürfen (Kommentar).

"Das ist ein schwieriges Thema", sagt Rainer Luithardt, Abteilungsleiter für Kitas bei der AWO: "Wie viel sollen wir verbieten? Wenn man immer nur auf den Sicherheitsaspekt schaut, ist Pädagogik nur noch erschwert möglich." Trotzdem habe sein Verband sich entschieden, Kerzen in diesem Jahr zu verbannen: "Das ist natürlich nicht romantisch, aber sicherer."

Kinderhandschuh in Flammen

Die Leiterin einer Einrichtung habe berichtet, dass im vergangenen Jahr der Handschuh eines Kindes Feuer gefangen habe. Es konnte zwar gelöscht werden, aber das Risiko wollte die AWO nicht noch einmal eingehen. Für Innenräume gelte ohnehin ein strenges Verbot von offenem Licht, die Brandkatastrophe in einer Behindertenwerkstatt in Titisee-Neustadt vor vier Jahren habe viel verändert, sagt Luithardt und räumt ein: "Vor fünf Jahren waren die Laternen noch kein Thema." Die Diskussion um die richtigen Abwägungen gehe sicher weiter, in diesem Jahr habe sich die AWO nun einmal so entschieden.

Auch der katholische Caritasverband Freiburg-Stadt setzt auf Batterie und Birnchen: Im vergangenen Jahr seien in einigen Kindergärten Kerzen verwendet worden, in anderen nicht, sagt Abteilungsleiterin Karin Moczygemba: "Das war uns Anlass, uns intern auszutauschen und es dieses Jahr einheitlich zu regeln."

Stimmungsvolles LED-Licht

Moderne LED-Beleuchtung "ermöglicht durchaus ein stimmungsvolles Licht", so Moczygemba. Wichtiger als die Kerzenfrage sei ohnehin, den Kindern die tiefere Bedeutung des Martinsfestes nahezubringen: "Anderen zu helfen, zu teilen, ein Licht in der Dunkelheit zu sein."

Andere Träger wie etwa das Jugendhilfswerk verzichten auf ein generelles Kerzenverbot. "Das entscheiden die Einrichtungen selbst", sagt Isabell Schäfer. Das Thema spiele allerdings keine große Rolle in den Einrichtungen: "Wir sind kein konfessioneller Träger und feiern deshalb gar kein Martins-, sondern nur ein Lichterfest."

Keine Auflagen von der Stadt

Von städtischer Seite gibt es keine Vorgaben für Kerzen und Laternen: "So genannte Aufzüge des Brauchtums müssen nicht angemeldet werden, wenn sie nicht den Verkehr blockieren", sagt Stadtsprecherin Edith Lamersdorf, "deshalb gibt es auch keine Auflagen. Kerzen gehörten bei einem Laternenumzug doch dazu, findet sie persönlich.

Für die 20 städtischen Kindergärten gebe es jedenfalls kein Kerzenverbot, sagt Lamersdorf: "Die Aufsichtpflicht liegt bei den Umzügen ohnehin bei den Eltern."

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Ressort: Freiburg

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