Wichtige Hilfe kleiner Organisationen im Nordirak
Ein Land im Wandel haben Sigrid Leder-Zuther und Cornelia Bethäuser vom Vorstand des Kenzinger Vereins Zarok bei ihrer jüngsten Reise in den Nordirak vorgefunden. Projekte kleiner Hilfsorganisationen gewinnen dabei an Bedeutung.
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Ins Auge gefallen ist ihnen der Wassermangel – überall im Land ist es staubtrocken und heiß. Wasserreserven schrumpfen, Flüsse werden zu Rinnsalen. Alle Gesprächspartner vor Ort zeigten sich besorgt über die Folgen des Klimawandels, der den gesamten Irak stark in Mitleidenschaft ziehe. Sichtbar auf den Straßen waren die angekündigten Truppenverschiebungen des US-Militärs. Insgesamt habe die Sicherheitslage stabil gewirkt.
Die Kürzungen der humanitären Hilfen durch die US-Regierung hätten zu einem Rückzug fast aller großen Hilfsorganisationen aus dem Nordirak geführt, berichten beide. Teilweise wurden Programme innerhalb von zwei Wochen eingestellt, obwohl längere Laufzeiten vereinbart waren. So seien Kommunen wie die überwiegend von Jesiden bewohnte Stadt Shariya dazu übergegangen, das dortige Camp für Vertriebene aus dem Sindjar kurzerhand zu einem Stadtteil ohne weiteren Unterstützungsbedarf zu deklarieren. Das umzäunte Gebiet werde lediglich noch mit Strom versorgt, es gibt Wasserleitungen und eine Gesundheitsstation. Viele Vertriebene leben weiterhin in Notunterkünften rund um das Camp und in der Stadt. Wer kann, arbeitet als Tagelöhner auf den umliegenden Feldern, berichten die Reisenden. Umso wichtiger seien die Projekte kleinerer Organisationen wie Zarok, die von privaten Spenden getragen werden.
Erste Station der Kenzinger Vorstandsfrauen war das Girls and Women Empowerment Center im Domiz Camp für syrische Geflüchtete. Das Frauenzentrum bietet Alphabetisierungskurse und Hilfe bei Themen wie Frühverheiratung, Gesundheit oder Gewaltprävention. Betrieben wird es von der kurdischen Frauenorganisation The Lotus Flower, mit der Zarok zusammenarbeitet. Der Betrieb des Centers konnte für die nächsten Monate gesichert werden, heißt es. Spannende Erkenntnisse hätte eine Diskussionsrunde mit den geflüchteten kurdischen Frauen aus dem syrischen Gebiet Rojava ergeben. Keine konnte sich vorstellen, nach Syrien zurückzukehren. Großes Misstrauen herrsche gegenüber der neuen syrischen Regierung wegen schlechter Erfahrungen. So seien Häuser enteignet oder Söhne bei Grenzübertritten sofort in die Armee gezwungen worden, obwohl sie keinen syrischen Pass haben.
Im Old Shekdhre Village, einem kleinen Dorf mit Rohbauten, in das jesidische Vertriebene nach 2014 gezogen sind, findet aktuell die neunte Popup-Schule von Zarok mit der Panaga Organization for Education statt, denn im Dorf gibt es weder Kindergarten noch Schule. Die Angebote reichten von grundlegenden spielerischen Angeboten für Vorschulkinder über Englischunterricht, Tanz- und Bewegungsangebote bis hin zu Mütterkursen zu gesunder Ernährung und Erziehung.
Sigrid Leder-Zuther und Cornelia Bethäuser besuchten auch besonders belastete jesidische Familien. Psychologen der Panaga Organization for Education kommen zweimal pro Woche zu Beratungs- und Unterstützungsbesuchen. Ziel sei eine Stabilisierung besonders traumatisierter Familien. Im Programm befinden sich derzeit 15 Familien. Leder-Zuther und Bethäuser konnten sich erneut direkt bei den Bedürftigen, die teilweise Unvorstellbares erlebt haben,von der Wirksamkeit der Hilfen überzeugen.
Bis Ende 2024 habe Zarok insgesamt 294.000 Euro für Projekte im Nordirak eingesetzt, berichtet der Verein – schwerpunktmäßig für jesidische Vertriebene, aber auch für kurdische Flüchtlinge aus Syrien. Mehr als 13.000 Euro konnten ganz aktuell wieder in die Projekte im Nordirak fließen. Damit habe Zarok 2025 bei den eingesetzten Spenden die 300.000-Euro-Marke überschritten.