Wie sich die Moralvorstellungen der Deutschen entwickelt haben
Historiker Frank Trentmann hat mit "Aufbruch des Gewissens" eine Geschichte der Deutschen und ihrer Moralvorstellungen geschrieben. Wichtige Bereiche streift sie aber nur. In Freiburg hält er eine Lesung.
Schweres moralisches Vergehen: Gastarbeiter wurden in den 60er Jahren schäbig untergebracht und mussten oft viel dafür zahlen. Foto: Klaus Rose via www.imago-images.de
Er war 18, als er in den Zweiten Weltkrieg zog. Als Soldat führte Reinhold Reichardt ein Tagebuch. Am 15. Juni 1943 schrieb er, er müsse sich "dem Kampf dieser Welt um die Freiheit und geistige Reinheit des Vaterlandes stellen (...), um in mir mein Glück, meinen Seelenfrieden zu finden". Deshalb wolle er "das Wagnis der Schlacht" auf sich nehmen.
Reichardt kam aus einem bildungsbürgerlichen, protestantischen Elternhaus und war in der ...