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"Bleiben Sie im Gespräch!"

  • Rahel Kaiser, Klasse 8a, Lessing-Realschule (Freiburg)

  • Fr, 29. April 2022
    Schülertexte

ZISCHUP-INTERVIEW mit Karin Kaiser-Bock, Sozialarbeiterin in der Kinder- und Jugendpsychiatrie .

Karin Kaiser-Bock  | Foto: Privat
Karin Kaiser-Bock Foto: Privat

Zischup-Reporterin Rahel Kaiser aus der Klasse 8a der Lessing-Realschule in Freiburg hat ihre Mutter, Karin Kaiser-Bock, interviewt. Kaiser-Bock arbeitet als Sozialarbeiterin in der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Abteilung der Uniklinik Freiburg.

Zischup: Mit welchen verschiedenen Krankheiten kommen die Jugendlichen in die Klinik?
Kaiser-Bock: Es sind im Prinzip alle Krankheiten, die es auch im Erwachsenenbereich gibt, also Essstörungen, Depressionen, Zwangserkrankungen, Autismus, ADHS und manchmal sogar Schizophrenie. Oft kommen Jugendliche wegen einer Depression in die Klinik und wir stellen im Laufe der Behandlung fest, dass
die Depression aufgrund eines unentdeckten Autismus oder aufgrund von ADHS entstanden ist.
Zischup: Was kann man sich unter einer Schizophrenie vorstellen?
Kaiser-Bock: Der Patient oder die Patientin hört oder sieht Dinge, die nicht da
sind.
Zischup: Wie viele Stationen gibt es in der Kinder- und Jugendpsychiatrie?
Kaiser-Bock: Es gibt insgesamt drei Stationen: Unsere Akutstation, die gleichzeitig geschlossen ist, die offene Station, für die ich zuständig bin, und die Tagesklinik. In der Tagesklinik sind die jüngeren Kinder von sechs bis zehn Jahren. Sie verbringen den Tag in der Klinik, übernachten aber zu Hause.
Zischup: Wie sieht der Tagesablauf der Patientinnen und Patienten auf deiner Station aus?
Kaiser-Bock: In der Regel werden die Patienten morgens geweckt, einige haben vor dem Frühstück noch Frühsport und dann gibt es Frühstück. Anschließend gehen sie in die Klinik-Schule, die sich in einem Nebengebäude befindet. Nach der Schule gibt es Mittagessen und dann eine Ruhepause. Der Nachmittag eines Patienten läuft entsprechend seines individuellen Therapieplans ab.
Zischup: Und wie viele Patienten könnt ihr auf eurer Station aufnehmen?
Kaiser-Bock: Wir haben 14 stationäre und zwei teilstationäre Plätze.
Zischup: Wie erkennt der Psychologe, dass eine ambulante Behandlung nicht mehr ausreicht?
Kaiser-Bock: Sobald eine Eigen- und/oder Fremdgefährdung vorliegt oder wenn die Krankheit den Patienten daran hindert, seinen Alltag zu bewältigen.
Zischup: Was genau sind deine Aufgaben in der Kinder- und Jugendpsychiatrie?
Kaiser-Bock: Ich bin als Sozialarbeiterin im sozialen Dienst tätig. Meine Aufgabe ist, mich um alles zu kümmern, was nach dem stationären Aufenthalt passiert: Brauchen die Familie und der Patient oder die Patientin Unterstützung, und wenn ja, in welcher Form, und wer kann diese Unterstützung leisten? In dem Zusammenhang nehme ich auf Wunsch der Eltern auch Kontakt zum Jugendamt auf. Außerdem unterstütze ich die Patienten bei ihrer Perspektivplanung oder bei ihrer Installation von Freizeitaktivitäten.
Zischup: Wie hat sich die Pandemie bei euch in der Psychiatrie bemerkbar gemacht?
Kaiser-Bock: Wir haben seit der Pandemie einen deutlichen Anstieg von psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen.
Zischup: Was würdest du den Eltern von heute raten?
Kaiser-Bock: Bleiben Sie im Gespräch, nehmen Sie Ihr Kind ernst und verlieren sie Ihren Humor nicht.

Ressort: Schülertexte

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