Corona-Regeln

Das Ende der Maskenpflicht: Ab Sonntag ist ihr Tragen freiwillig

Zwei Jahre lang, seit April 2020, war die Maske unser Alltags begleiter. Nun hat die FDP den Wegfall der Maskenpflicht durchgesetzt . Was sagen Mediziner dazu? Wie wird die Pandemie weiter verlaufen?  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
1/3
Experten sind der Meinung, dass die Maskenpflicht sinnvoll ist. Foto: Wellnhofer Designs / stock.adobe.com
Ende April 2020, drei Monate nach dem ersten Corona-Fall in Deutschland, hatten die Bundesländer die Maskenpflicht im öffentlichen Personennahverkehr und auch beim Einkaufen eingeführt. Schrittweise wurde sie später auf viele andere Bereiche ausgeweitet. Nun wird sie fast überall wieder aufgehoben. Mit dem endgültigen Inkrafttreten des neuen Infektionsschutzgesetzes fallen aber auch weitere im Land noch verbliebene Corona-Maßnahmen.

Welche Regeln fallen ab dem 3. April weg?

Die zuletzt noch geltenden 2G- und 3G-Regeln werden gestrichen. Um Zugang etwa zu Veranstaltungen zu bekommen, muss man – außer der Veranstalter macht von seinem Hausrecht Gebrauch und verlangt es – keinen Immunitätsnachweis oder ein negatives Testergebnis mehr zeigen. Masken müssen in öffentlichen Räumen wie Supermärkten und Läden, in der Gastronomie, in kulturellen Einrichtungen oder Behörden keine mehr getragen werden. Auch in den Schulen gibt es keine Maskenpflicht mehr.

In Betrieben gelten bereits seit dem 20. März keine generellen Regeln mehr, die Unternehmen sollen selbst die Gefährdung an den Arbeitsplätzen in Innenräumen beurteilen und prüfen, ob sie ihren Beschäftigten Testangebote machen oder eine Maskenpflicht aufrechterhalten wollen.

Welche Regeln gelten weiterhin?

Es gilt noch eine Maskenpflicht in zwei Bereichen. Der erste ist der öffentliche Personennahverkehr. Der zweite ist der medizinische und Pflegebereich: Maskentragen ist weiterhin Pflicht in Arztpraxen, Krankenhäusern und vergleichbaren Einrichtungen, Vorsorge- Rehabilitations- und Dialyseeinrichtungen, bei ambulanten Pflege- und Rettungsdiensten sowie in stationären Einrichtungen für ältere, behinderte oder pflegebedürftige Menschen. Getestet werden soll in Baden-Württemberg weiterhin in Kindertagesstätten, Schulen und Krankenhäusern sowie in Pflegeeinrichtungen und bei Pflegediensten, in Gefängnissen und Asylbewerberunterkünften.

Wer ist für den Wegfall der Maskenpflicht?

Den Wegfall bisheriger Corona-Maßnahmen bis auf den sogenannten Basisschutz hat in der Bundesregierung die FDP durchgesetzt. Sie sieht in den Maßnahmen Freiheitseingriffe, die es abzuschaffen gilt. Christine Aschenberg-Dugnus, gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, betont auf Anfrage, es gehe ihrer Partei nicht um die Abschaffung der Maske. Sie halte besonders FFP-Masken für einen effektiven Schutz gegen das Coronavirus. Die "grundsätzliche Linie der Liberalen" aber sei, "nach zwei Jahren Pandemie den Bürgerinnen und Bürgern wieder mehr eigenverantwortliches Handeln zuzutrauen." Dies halte sie mit Blick auf eine "ausbleibende Überlastung des Gesundheitssystems" auch für sinnvoll.

Wer ist gegen den Wegfall der Maskenpflicht?

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat den Wegfall kritisiert. Am Dienstag appellierte er ebenfalls an die "Eigenverantwortung", versteht diese aber anders als die FDP: Die Menschen sollten "weiter Masken in sensiblen Bereichen, vor allem in Innenräumen, tragen. Dazu rufe ich ausdrücklich auf", sagte er. Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hätte die Maskenpflicht weiterhin "für sinnvoll gehalten", wie er am Montag sagte. Doch wie er immer wieder erklärt, sei es nicht möglich, sie bundesweit weiter in Kraft zu lassen. Eine nationale Maskenpflicht erfordere eine nationale Gefährdung, habe Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) dargelegt. Nach dem von Lauterbach und Buschmann verhandelten neuen Infektionsschutzgesetz können die Bundesländer eine Maskenpflicht nun in lokalen oder regionalen Hotspots anordnen. Wie diese zu definieren sind, ist allerdings umstritten.

Was sagen Virologen?

Experten sind der Meinung, dass die Maskenpflicht sinnvoll ist. Das Robert-Koch-Institut (RKI) sieht sie, wie es auf seiner Internetseite schreibt, "als einen wichtigen Baustein, um die Übertragung von Sars-CoV-2 in der Bevölkerung zu reduzieren". Der Expertenrat der Bundesregierung hatte in einer Stellungnahme Mitte Februar geschrieben: "Das Tragen der Masken bietet eine hohe Wirksamkeit bei geringer individueller Einschränkung. Die Möglichkeit zur Anwendung der Maskenpflicht, insbesondere in öffentlichen Räumen, sollte grundsätzlich beibehalten werden". Bei niedrigen Infektionszahlen könne sie zeitweise aufgehoben werden. In die Tat umgesetzt wurde das Gegenteil: Die Maskenpflicht kann nach dem neuen Infektionsschutzgesetz nur temporär und lokal wieder eingeführt werden. Auch Hartmut Hengel, Ärztlicher Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Freiburg, schreibt auf Anfrage, vor allem FFP2-Masken seien ein "besonders wirksames Mittel" gegen die "Übertragung von Coronaviren, aber auch anderer Erreger. Das zeigt sich darin, dass mit der Maskenpflicht während der beiden Pandemiejahre Influenza- und Masernviren aus Deutschland verschwunden sind. Ganz klar: Masken wirken."

Wie groß ist das Risiko, sich ohne Maske anzustecken?

Forscher des Göttinger Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation haben im Dezember Ergebnisse einer Laborstudie veröffentlicht. Demnach liegt die Ansteckungsgefahr, wenn sich ein infizierter und ein gesunder Mensch, beide mit korrekt getragener, also enganliegender FFP2-Maske, in einem Innenraum auf kurzer Distanz begegnen, auch nach 20 Minuten nur bei gut einem Promille (0,1 Prozent). Im Gegensatz dazu steht das Ergebnis bei Begegnungen von zwei Personen, die keine Maske tragen: Wenn in diesem Fall ein gesunder Mensch mit drei Metern Abstand wenige Minuten in der Atemluft eines Infizierten stehe, werde er sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit anstecken, so die Forscher.

Wie viele Menschen wollen weiter Maske tragen?

So wie das Maskentragen die Menschen polarisiert hat, so polarisiert der Wegfall der Maskenpflicht. Die einen freuen sich, die anderen sind skeptisch. Das Institut Yougov hat die Ergebnisse einer Umfrage dazu am Montag veröffentlicht. Ein Großteil der Menschen in Deutschland will demnach auch weiter Maske in Innenräumen tragen. 41 Prozent der Befragten gaben an, dies etwa in Geschäften oder im Bahnverkehr auch ohne Maskenpflicht tun zu wollen. 27 Prozent sagten, sie würden dann hin und wieder Maske tragen, 9 Prozent selten. 17 Prozent der 714 Befragten gaben an, nie mehr eine Maske in Innenräumen aufsetzen zu wollen, wenn es keine Pflicht mehr gibt. Der Freiburger Virologe Hengel sagt zu der Frage: "Maskentragen ist (...) mehr als nur Selbstverantwortung, es ist auch Sozialverhalten. Ich hoffe, dass Maskentragen nicht stigmatisiert wird und als ein Zeichen gelebter Solidarität akzeptiert bleibt, besonders solange das Virus so prävalent unter uns ist wie zuletzt. Masken bleiben cool!"

Wie wird die Pandemie ohne Maskenpflicht weiter verlaufen?

Der Infektionsepidemiologe Hajo Grundmann von der Freiburger Universitätsklinik sieht die gegenwärtige Omikron-Welle "im Saturierungsbereich", sie habe ihren Höhepunkt erreicht und sollte bald wieder abklingen "Alle Indikatoren", so Grundmann, "sind zwar auf hohem Niveau, gehen aber zurück." Was nach dem Wegfall der Maskenpflicht passiert, könne er nicht vorhersagen. Das hänge vom Verhalten der Menschen ab, so Grundmann. Es könne sein, dass nun frisch Infizierte, die noch ohne Symptome sind und sich nicht nach Hause zurückgezogen haben, ohne Maske etwa in der Supermarkt-Schlange andere Leute ansteckten. Auch Grundmann hält die Maske "für die einfachste und schadloseste Art des Schutzes". Ob sie das aber tatsächlich ist, fügt der Wissenschaftler hinzu, werde sich nun erweisen. Sollten viele auf die Maske verzichten und stiegen dadurch die Ansteckungen, werde man das in zwei Wochen an den Zahlen sehen.

Mehr zum Thema:
PDF-Version herunterladen Fehler melden

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel