Account/Login

"Dem Pferd tut das nicht weh"

  • Fr, 08. Juli 2011
    Zisch-Texte

ZISCH-INTERVIEWmit Klemens Schill: Der Hufschmied sorgt dafür, dass Pferde alle acht Wochen beschlagen werden.

So ein Hufeisen ist nicht nur  für Pfe...97;       | Foto: fotolia
So ein Hufeisen ist nicht nur für Pferde wichtig, es soll auch Glück bringen.           Foto: fotolia

Wir waren gerade beim Beschlagen unserer Pferde. Da bin ich, Lukas Bienen aus der Klasse 4 der GWRS Zweitälerland in Gutach auf eine Idee gekommen: Ich interviewe unseren Hufschmied Klemens Schill für Zisch. Es gibt nicht mehr viele Hufschmiede. Ich dachte, dass es auch andere Kinder interessieren könnte, was ein Hufschmied macht.

Zisch: Wie lange sind Sie schon Hufschmied?

Klemens Schill: Ich habe meine Ausbildung 1992 begonnen und 1994 beendet also seit 17 Jahren.

Zisch: Wie sind Sie zu ihrem Beruf gekommen?

Schill: Ich habe bei mir Zuhause meinem Vater geholfen und habe dabei einen Hufschmied kennengelernt und mich für den Beruf interessiert.

Zisch: Was gefällt Ihnen daran, Hufschmied zu sein?

Schill: Die Abwechslung, denn jedes Pferd hat einen anderen Hufstand. Und der Umgang mit den Tieren. Man hat jeden Tag mit anderen Leuten zu tun.

Zisch: Wie lange dauert die Ausbildung zum Hufschmied?

Schill: Als ich früher gelernt habe, musste man eine abgeschlossene Metalllehre, also Landmaschinenmechaniker oder einen Schlosserberuf haben. Dann konnte man ein Praktikum als Hufschmied machen. Heute ist es ein voller Lernberuf und die Ausbildung dauert drei Jahre. Früher waren es nur zwei Jahre.

Zisch: Gibt es noch viele Hufschmiede?

Schill: In unserer Gegend gibt es genug Hufschmiede. Es gibt aber auch Gegenden, da sind es zu wenige.

Zisch: Wie lange dauert es, ein Pferd zu beschlagen?

Schill: Eine gute Stunde.

Zisch: Machen Sie die Hufeisen selbst?

Schill: Nein, das könnte man nicht bezahlen. Um ein Hufeisen zu machen, wäre ich schon eine Stunde beschäftigt. Das würde dann zu lange dauern die Rohlinge zu machen. Ich kaufe die Rohlinge fertig im Großhandel.

Zisch: Was kostet ein Hufeisen?

Schill: Circa fünf bis sechs Euro.

Zisch: Was macht ein Hufschmied, außer Pferde zu beschlagen?

Schill: Hufe ausschneiden und sein Material richten.

Zisch: Tut es dem Pferd weh, wenn es Hufeisen bekommt?

Schill: Nein, wenn man nicht grob fahrlässig ist, tut es dem Pferd nicht weh.

Zisch: Sind alle Pferde beim Beschlagen brav oder ist das manchmal auch gefährlich?

Schill: Nein, es sind nicht alle Pferde brav beim Beschlagen, so wie auch nicht alle Kinder immer brav sind. Man muss dann schon aufpassen, dass einem nichts passiert.

Zisch: Wie oft muss ein Pferd beschlagen werden?

Schill: Alle acht Wochen.

Zisch: Brauchen Pferde unbedingt Hufeisen?

Schill: Das kommt darauf an, was man mit den Pferden macht. Zum Beispiel wie oft man reitet oder ob man Kutsche fährt. Aber Pferde brauchen nicht unbedingt Hufeisen.

Zisch: Was tun Sie genau, wenn Sie ein Pferd beschlagen?

Schill: Zuerst schaue ich mir an, wie das Pferd geht. Dann muss ich den Huf ausschneiden und korrigieren, damit er eine schöne gerade Stellung hat. Danach werden die Eisen gerichtet, heiß gemacht und dem Huf angepasst. Das Eisen wird immer der Form des Hufes angepasst, sonst passt es später mit dem Nageln nicht und dann hat das Pferd Schmerzen. Der Nagel muss exakt an die richtige Stelle, sonst wird es vernagelt. Das Eisen wird dann aufgenagelt. Danach werden die Nägel abgeknipst und umgenietet, damit niemand sich verletzt beim Hufeauskratzen und vor allem damit sich das Pferd nicht verletzt.

Zisch: Wie erkennt man, dass ein Pferd neue Hufeisen braucht?

Schill: Wenn sie abgelaufen, also ganz dünn sind. Zu Beginn sind sie acht oder zehn Millimeter dick, dann werden sie immer dünner. Wenn der Nagelkopf abgelaufen ist, fällt das Eisen ab.

Zisch: Ist Hufschmied ein anstrengender Beruf?

Schill: Ja, mit Sicherheit.

Zisch: Haben Sie selbst Pferde?

Schill: Nein, aber mein Bruder.

Zisch: Was war das Lustigste oder Spannendste, dass Ihnen bei ihrer Arbeit passiert ist?

Schill: Das ist schwierig, aber das Interessanteste war, als ich ein Pferd mit Hufkrebs behandelt habe. Das ist eine ganz schlimme Hufkrankheit, an der das Pferd sogar sterben kann. Wir haben es aber gerettet. Lustig war einmal, als ein Pferd beim Beschlagen so wild herum gesprungen ist, das es plötzlich auf einem neben ihm geparkten Anhänger gelandet ist. Es war etwas schwierig, es wieder herunter zu bekommen.

Zisch: Vielen Dank für das Interview.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 08. Juli 2011: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel