Sieben Jahre danach

Die Auswirkungen der Landesgartenschau auf die Stadt Lahr und die Bevölkerung

Die Landesgartenschau 2018 in Lahr hat laut dem früheren Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller die Stadt nachhaltig verändert und zahlreiche dauerhafte Verbesserungen bewirkt. Das war sein Fazit bei einer Tagung in Freudenstadt.  

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Der Seepark der Landesgartenschau im Jahr 2018  | Foto: Christoph Breithaupt
Der Seepark der Landesgartenschau im Jahr 2018 Foto: Christoph Breithaupt 

Der Impuls der Landesgartenschau

Wolfgang G. Müller hat im Juli bei einem Erfahrungsaustausch der Landesgartenschauen und Gartenschauen 2025 in Freudenstadt gesprochen. Der Titel der Veranstaltung lautete: "Erbe Landesgartenschau - wie Orte und Menschen sich verändern. Was ist geblieben?" Laut Müller ist die Landesgartenschau (LGS) 2018 ein entscheidender Impuls als "Eckpfeiler, Hebel und Schwungrad für eine neue Zukunft" für die Entwicklung Lahrs gewesen, insbesondere nach dem Abzug der kanadischen Streitkräfte. Sieben Jahre nach der Veranstaltung gehörten die Daueranlagen und Begleitmaßnahmen zum festen Bestandteil der Stadt und des Stadtbildes.

Was dauerhaft geblieben ist

Müller zufolge bestimmt das ursprüngliche Konzept maßgeblich, welche Elemente einer Landesgartenschau dauerhaft erhalten bleiben. In Lahr sind im Kernbereich drei neue Parks entstanden: der Bürgerpark mit 11,3 Hektar, der Seepark mit 21 Hektar und der Kleingartenpark mit 4,1 Hektar. Diese Flächen bieten einen hohen Freizeitwert und eine hohe Publikumsfrequenz und werden von der Bevölkerung intensiv genutzt, betonte der frühere OB. Die Ortenaubrücke fungiere als neuer Stadteingang und als Bindeglied zwischen den Stadtteilen. Zudem seien ein Bade- und Landschaftssee als Naherholungsgebiet, moderne Sport- und Veranstaltungsstätten und weitere Einrichtungen geschaffen worden. Zu den begleitenden Maßnahmen zählen laut Müller unter anderem der barrierefreie Bahnhof mit Zentralem Omnibusbahnhof (ZOB), das neue Stadtmuseum, die Kindertagesstätte, das römische Streifenhaus sowie die Sanierung des komplett sanierten Wohngebiets Kanadaring.

Wie sich die LGS auf Dauer auswirkt

Sieben Jahre nach der Landesgartenschau gehören die Daueranlagen und Begleitmaßnahmen fest zum Stadtbild, sagte Müller. "Die Priorität von Politik und Verwaltung hat zu Recht auf den dauerhaften Einrichtungen gelegen." Die Lahrer Bevölkerung habe sich an die neuen Strukturen gewöhnt, und insbesondere die rund 5000 Neubürger, die seit 2018 nach Lahr gezogen sind, kennen die Stadt nur in ihrer heutigen Form. Baumängel an den Anlagen, etwa am See oder an der Multifunktionshalle, sind laut Müller inzwischen behoben, und Schadenersatzansprüche werden geltend gemacht. Nachjustierungen, wie zusätzliche Parkplätze am Seepark oder die Farbgestaltung der Ortenaubrücke, seien bereits erfolgt.

Wolfgang G. Müller (Zweiter von links) bei der  Tagung in Freudenstadt  | Foto: Privat
Wolfgang G. Müller (Zweiter von links) bei der Tagung in Freudenstadt Foto: Privat

Was von der LGS für die Bürger blieb

Im kollektiven Bewusstsein der Bevölkerung bleibt die Zeit der Landesgartenschau als eine "Hochzeit" in Erinnerung, geprägt von blühenden Parkanlagen, attraktiven Veranstaltungen, Ausstellungen und prominenten Besuchern, so Müller. Die Landesgartenschau diene als Referenzpunkt für viele Wünsche und Vorstellungen der Bürgerschaft in Gegenwart und Zukunft, wobei manche Erinnerungen auch verklärt werden. Die Kommunalpolitik sei bereit, an die Erfahrungen der LGS anzuknüpfen.

Wie sich die Parks entwickeln

Bei genauerer Betrachtung im Jahr 2025 zeigt sich laut Müller, dass alle geschaffenen Grün- und Freizeitflächen erhalten geblieben und in ihrer Funktion bewahrt worden sind. Bereits bei der Herstellung der Anlagen sei auf eine nachhaltige Nachnutzung geachtet worden, etwa durch die Integration von Versorgungsinfrastruktur und Zuwegungen. Die Wegeverbindung vom Lahrer Westen zum Stadtteil Mietersheim sei ebenfalls realisiert worden.

Was für Wirtschaft und Tourismus geblieben ist

Wirtschaftlich und touristisch hat die Landesgartenschau zu einem Anstieg der Übernachtungs- und Besucherzahlen geführt, auch wenn es ab 2020 pandemiebedingt einen Einbruch gegeben hat, sagte Müller. Inzwischen werden die Zahlen von 2018 wieder erreicht oder sogar überschritten. Der Bekanntheitsgrad Lahrs sei gestiegen, und es besteht eine gute Nachfrage nach Stadtführungen und Veranstaltungen. Das gastronomische Angebot auf dem ehemaligen LGS-Gelände habe Bestand, und zahlreiche Veranstaltungen finden regelmäßig statt.

Wie sich die Stadt baulich entwickelt hat

Im Bereich Stadtentwicklung und Wohnraum ist der Stadteingang laut Müller durch die Ortenaubrücke aufgewertet worden. Der gesamte Lahrer Westen, insbesondere die Römerstraße, der Kanadaring und Mietersheim, hat durch neue Grün- und Freizeitflächen an Attraktivität gewonnen. Die Immobilienpreise im Lahrer Westen seien nach langen Krisenjahren gestiegen.

Die Auswirkungen auf Verkehr und Mobilität

Im Bereich Verkehr und Mobilität habe sich das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs quantitativ kaum verändert, jedoch sind zwei neue Haltestellen hinzugekommen. Die Qualität habe sich aber durch einen barrierefreien Bahnhof, den ZOB und ein digitales Fahrgastinformationssystem verbessert. Der Radverkehr sei gestärkt worden. "Das Bewusstsein für klimafreundliche und nachhaltige Mobilität hat zugenommen, und Verkehrsplaner in der Stadtverwaltung begleiten diesen Prozess."

Besucher auf der Landesgartenschau in Lahr  | Foto: Wolfgang Künstle
Besucher auf der Landesgartenschau in Lahr Foto: Wolfgang Künstle 

Wie der Nutzen für die Gesellschaft und das Soziale ist

Gesellschaftlich und sozial hat die Landesgartenschau den Wohnwert, das Stadtimage und die Identifikation der Bewohner gestärkt, betonte Müller. "Die Zeit der LGS gilt als Referenz für eine Blütezeit des Bürgerengagements." Der Freundeskreis Landesgartenschau sei mit 192 Mitgliedern weiterhin aktiv. Das Gelände sei ein Treffpunkt für alle Bevölkerungsgruppen und die soziokulturelle Barrierefreiheit hoch. Der interkulturelle Garten werde erfolgreich genutzt und sei ein Treffpunkt für Einheimische und Migranten.

Erfahrungen und Fazit

Wolfgang G. Müller hebt hervor, dass die möglichen Erfolge einer Landesgartenschau das Risiko und den Mut, sich auf einen jahrelangen Prozess einzulassen, rechtfertigen. "Langfristige und umsichtige Planung sowie hohe Standards bei der Umsetzung sind entscheidend für den Erfolg." Die Einbindung der Stadtteile und der Bürgerschaft könne den Erfolg absichern. "Die Landesgartenschau hat Verantwortliche in Verwaltung und Gemeinderat zusammengeschweißt und als Stimulans gewirkt." Müller ließ aber nicht unerwähnt, dass der Unterhalt der neuen Anlagen und Gebäude auch langfristige Auswirkungen auf die Finanzen der Stadt Lahr und die Zahl der Mitarbeiter hat. Bei den Hausmeistern, im Bau- und Gartenbetrieb und in der Abteilung Grün & Umwelt musste der Personalbestand aufgestockt werden.

In seinem Fazit betont Müller, dass Lahr durch die Landesgartenschau "grüner", "urbaner", "ökologischer" sowie "sozialer und integrativer" geworden ist. "Die Bevölkerung ist stolzer auf ihre Stadt, hat höhere Erwartungen an Partizipation und Veranstaltungen und ist qualitätsbewusster geworden." Gleichzeitig gebe es nostalgische und verklärte Erinnerungen an die Zeit der Landesgartenschau.

Alle Berichte zur Landesgartenschau 2018 in Lahr stehen im Online-Dossier unter www.badische-zeitung.de/lgs-2018

Schlagworte: Wolfgang G. Müller
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