Rapper aus Lahr
Lahrer rappt über seine Depressionen
Aus Lahr auf die Bühne in Berlin: Der Rapper Maximilian 86, früher Maximum One, behandelt in seinen Texten das Thema Depression und möchte dadurch anderen eine Stimme verleihen.
Jona Tellechea
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Ursprünglich kommt Maximilian Eichner aus Lahr. Aufgewachsen in Neuried und später in Langenwinkel, musste er sich schon früh auf einem rauen Pflaster durchsetzen, wie er es beschreibt. Während seiner Jugend die er mit zwei suchtkranken Eltern verbrachte, entdeckte er mit etwa 13 Jahren die Musik als Hobby für sich. Eingebettet in das musikalische Umfeld in Lahr, das durch die Diskothek Universal Dog geschaffen wurde, fand er schnell seinen Weg zur Rap-Musik und hatte bereits mit 17 Jahren seine ersten Auftritte im Lahrer Schlachthof. Unter dem Namen Maximum One folgten Auftritte in der Region und bis 2008 habe er sich fest in der Szene etablieren können. Gerade in seinen früheren Liedern thematisiert er immer wieder seine Lahrer Herkunft und beschreibt sein Leben in Südbaden. Die Identifikation mit seiner Heimat spielt für ihn eine große Rolle. Mindestens einmal im Monat kommt er deshalb zurück. Vor allem, um seinen Sohn zu besuchen, der in Offenburg lebt. "Papa sein ist immer noch das Wichtigste", erzählt er.
Neben der Musik arbeitet Maximilian Eichner als Sozialarbeiter. Das war auch schon während seiner Zeit in Lahr so. Er hilft jungen Erwachsenen, die in die Obdachlosigkeit geraten sind, wieder ins Leben und in den Beruf zurückzufinden. Diese Tätigkeit führt er auch in Berlin aus, wo er mittlerweile lebt.
Laut eigener Aussage hat er sich dort musikalisch in der Untergrundszene etabliert und arbeitet mit national wie auch international bekannten Künstlern und Produzenten zusammen. Auch Kontakt zu Rapper Sido konnte der Badner schon knüpfen. Während eines Livestreams des Musikers schickte Maximilian 86 einen Songbeitrag ein. Die beiden traten in Kontakt, sodass er im Jahr 2024 mehrmals bei Konzerten auf die Bühne geholt wurde und mit seinem Jugendidol zusammen einen Song spielen durfte. Vergangenen Dezember holte ihn Sido dann sogar bei seiner Weihnachtsshow vor 3500 Menschen spontan auf die Bühne. "Das ist natürlich ein Ritterschlag gewesen", erzählt er.
Nach einem musikalisch sehr aktiven Jahr 2023 folgte eine lange Pause, in der Maximilian Eichner keine Musik veröffentlichte. Im April meldete sich der Musiker unter seinem neuen Namen Maximilian 86 mit einer neuen Single zurück.
Nach privaten Rückschlägen, und dem Hochkochen lange verdrängter Themen, sei er in ein Burnout mit Depression reingerutscht, aus dem er nur mit Therapie und viel Selbstreflexion wieder herausgekommen sei. Geholfen habe ihm dabei auch, dass er sich durch seine Tätigkeit als Sozialarbeiter beruflich oft mit dem Thema Depression befasst und daher die Gewissheit gehabt habe, aus diesem Tief irgendwann wieder rauszukommen. Und als er schließlich so weit war, wieder Musik machen zu können, habe ihm auch das geholfen, da er seine Sorgen und Gedanken so in seiner Kunst verarbeiten konnte. Musik sei schon immer seine Art gewesen, Sachen zu verarbeiten.
Nun veröffentlicht er seine Musik unter dem Namen Maximilian 86. Er hatte nach der Pause das Gefühl, sich so verändert zu haben, dass der alte Name nicht mehr passe. In seinen Songs behandelt er nun die Themen, mit denen er sich während seiner Auszeit beschäftigte: Depressionen, Suizid-Gedanken und die Trennung von seiner Ex-Frau sind keine Wohlfühlthemen. Darum geht es dem Lahrer auch nicht. Stattdessen möchte er anderen Menschen, die in ähnlichen Situationen sind oder waren, das Gefühl zu vermitteln, dass sie mit ihren psychischen Problemen nicht alleine sind. Auch ihm habe es geholfen, dass prominente Menschen wie Comedian Felix Lobrecht oder Schauspielerin Nora Tschirner offen mit ihren Depressionen umgegangen sind und diese öffentlich gemacht haben. Genau wie sie möchte er ein Vorbild sein, indem er offen mit seinen Problemen umgeht.
In der Rapszene gebe es zwar vereinzelt auch größere Künstlerinnen und Künstler, die ihre Probleme thematisieren, generell gebe es aber immer noch ein starkes Streben nach Stärke in der Szene, findet Maximilian Eichner. Schwäche zeigen würde sich nur schwer mit der Rap-Identität vereinen lassen. Auch er habe zu Beginn seiner Karriere so gedacht, doch er merkte, dass dieses Verdrängen von Problemen ihn irgendwann wieder einholte. Heute plädiert er für mehr Empathie, Offenheit und Differenzierung in der Gesellschaft und möchte zum Nachdenken anregen.
Während in seinen Liedern unter dem Namen Maximum One mehr ein klassischer Hip-Hop-Sound verwendet wurde, werden seine Songs als Maximilian 86 nun etwas poppiger. Inhaltlich werden die Titel, von denen monatlich jeweils einer erscheinen soll, nicht nur ernste Themen behandeln. Zwar habe er eine klare Message, die er permanent verbreitet möchte, dennoch gebe es auch fröhliche Themen, die er behandeln wird.
Gerade befinde er sich im Aufbau seiner Live-Show. Er habe große Lust schon dieses Jahr in Lahr wieder ein Konzert zu spielen um die Menschen mit neuen Songs zu überzeugen. Trotz aktuell noch relativ geringer Hörerzahlen ist er zuversichtlich, dass er mit seiner Musik in Zukunft erfolgreich sein kann.