Gesundheit und Soziales
Mein Herz schlägt für die Altenpflege
Verlagsthema Interview mit Dagmar Brodacki, die seit ihrem FSJ im Wohnstift Freiburg arbeitet und heute stellvertretende Pflegedienstleiterin ist.
Mi, 29. Jun 2022, 9:52 Uhr
Verlagsthema
Thema: Stellenspezial Gesundheit
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Als Dagmar Brodacki 2004 ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Wohnstift Freiburg startete, ahnte sie noch nicht, dass sie in dieser Einrichtung Karriere machen würde und sie es sogar heute "mein zweites zu Hause" nennt.
Dagmar Brodacki: Mit 16 Jahren habe ich hier im Wohnstift Freiburg, dass damals noch die Kursana Residenz war, ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert. Ganz ehrlich: Am Anfang dacht ich noch, dass das nichts für mich ist. Aber schon bald habe ich gemerkt, dass mir die Arbeit mit alten Menschen richtig Spaß macht. Es stimmt gar nicht, dass alte Menschen langsam und langweilig sind. Ich habe das ganz anders erlebt. Man bekommt so viel von den Menschen zurück.
BZ: Und wie ging es nach dem FSJ für Sie weiter?
Brodacki: Man hat mir hier im Haus nach dem Jahr FSJ eine Stelle als Pflegehilfskraft angeboten. Das habe ich dann tatsächlich 13 Jahre lang gemacht und habe diesen Beruf wirklich lieben gelernt. Herr Siersch (Anmerkung der Redaktion: Tim Siersch ist der Direktor des Wohnstift Freiburg) hat mich immer wieder darauf angesprochen, dass ich doch eine Ausbildung zur Altenpflegerin machen soll. Aber ich hatte damals einfach kein Lust auf Schule und Lernen. Ich war zufrieden so wie es war.
Erst 2017 habe ich mich dann nach mehrfachen Aufforderungen doch entschlossen, die Ausbildung zu starten. Ich hatte zuerst Angst, dass ich in der Klasse mit Mitte 30 die Älteste bin. Das war aber gar nicht so, da waren auch viel Frauen, die schon über 40 und 50 waren. Und das Lernen ist mir auch leicht gefallen, weil ich wusste, mit welchem Ziel ich diese Ausbildung mache. Ich habe erst die einjährige Ausbildung abgeschlossen, um das sicher in der Tasche zu haben und dann die andere beiden Jahre noch durchgezogen.
BZ: Und wie kamen Sie dann zu der Stelle als stellvertretende Pflegedienstleitung?
Brodacki: Das war eine Weiterbildungsmöglichkeit innerhalb des Hauses. Die Voraussetzung dafür war, dass man zwei Jahre Berufserfahrung als Altenpflegerin hat. Dann habe ich die Teamleitung in der Pflege übernommen. Dieses Jahr will ich mir noch einen Kurs suchen und mich zur Pflegedienstleitung weiterbilden.
BZ: Was gehört zu Ihren Aufgaben als stellvertretende Pflegedienstleiterin?
Brodacki: Ich schreibe die Dienstpläne für den ganzen Monat für meine knapp 20 Mitarbeiter. Dazu mache die Tourenpläne. Unsere Pflegekräfte gehen ja zu den einzelnen Gästen in die Appartements als ambulanter Pflegedienst. Ich telefoniere sehr viel, muss bei kurzfristigen Krankheitsausfällen für Ersatz sorgen, Angehörige beraten, Gespräche mit Ärzten führen und die Dokumentation auf dem Laufenden halten. In den Coronajahren gab es zusätzliche Vorschriften, die wir im Haus umsetzen mussten. Mein Job ist abwechslungsreich und war bisher noch nie langweilig.
BZ: Fehlt Ihnen der Kontakt zu den Bewohnern nicht manchmal?
Brodacki: Ja, das stimmt. Als stellvertretende Pflegedienstleitung habe natürlich nicht mehr täglich Kontakt mit allen Bewohnern. Aber ich plane mich selbst immer mal wieder für eine Früh- oder Spätschicht ein. Manchmal springe ich auch spontan ein, wenn Not am Mann ist. Viele Bewohner erkennen mich schon an der Stimme, wenn ich reinkomme und freuen sich, dass sie mich wiedersehen. Über all die Jahre kennt man sich und ich brauche diesen Bewohnerkontakt auch. Außerdem arbeite ich auch gerne mal wieder mit den Händen und nicht nur am Computer im Büro.
Bei diesen Diensten verschaffe ich mir einen Rundumblick. Über meine Mitarbeiter weiß ich natürlich, wie es den einzelnen Gästen geht, aber so kann ich mir selbst ein Bild von ihrem Zustand machen und sehe, was sich verändert hat. Das hilft mit dabei, die einzelnen Prozesse besser nachzuvollziehen und bei Bedarf anzupassen.
BZ: Wie bekommen Sie den Kopf frei? Was machen Sie in ihrer Freizeit?
Brodacki: Ich bin sehr gerne in der Natur unterwegs und durch meinen Hund auch viel draußen an der frischen Luft. Im Sommer gehe ich gerne Schwimmen und treffe mich mit Freunden oder der Familie. Schön ist auch, dass ich meinen Hund mit ins Büro nehmen darf. Dann kann ich auch mal zwischendurch kurz mit ihm raus und eine Runde drehen.
BZ: Was sollte ein Mensch mitbringen, wenn er sich dazu entschließt, ein Ausbildung als Pflegekraft in einem Altersheim zu starten?
Brodacki: Als Pflegekraft sollte man unbedingt teamfähig sein und kein Einzelgänger. Man muss körperlich und psychisch belastbar sein, denn man erlebt viele Schicksale in diesem Beruf. Eine freundliche, offene und authentische Art macht es einem sicher leichter in diesem Job.
Mein Herz schlägt für die Altenpflege, ich bin jetzt 19 Jahre hier im Haus. Man kann eigentlich sagen, ich bin hier aufgewachsen. Es gab natürlich auch wie überall mal stressige Zeiten, aber ein einfaches Danke von den Patienten wiegt Vieles wieder auf. Für mich ist das hier nicht nur ein Job – ich habe hier wirklich meine Berufung gefunden. Das Betriebsklima hier im Haus hier ist ganz toll – für mich ist das Wohnstift Freiburg wie ein zweites zu Hause.
Und wenn es mal nicht so gut läuft, erinnere ich mich einfach an die netten Gesten unserer Gäste. Als ich meine Ausbildung bestanden habe, haben sie sich mit mir gefreut und mir sogar Geschenke gemacht. Von einem Bewohner bekam ich eine Flasche Sekt, aber auch eine schöne Karte mit netten Worten ist ein tolles Geschenk. Das Feedback der Bewohner motiviert mich am meisten. Aber mein Team ist auch super und wir verstehen uns gut.