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Zischup-Interview

"Musik wirkt nicht so wie Hustensaft"

  • einer Schülerin der Klinikschule Freiburg

  • Mi, 23. November 2011, 10:39 Uhr
    Schülertexte

Renate Fervers ist Musiktherapeutin an der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Freiburger Uni-Klinik. Eine Schülerin der Klinikschule befragt sie zu ihrer Arbeit.

Renate Fevers, die Musiktherapeutin  | Foto: privat
Renate Fevers, die Musiktherapeutin Foto: privat
Zischup: Wie sind Sie dazu gekommen, Musiktherapeutin zu werden?
Renate Fevers: Vor meiner Ausbildung zur Musiktherapeutin habe ich zeitweise an der Hauptschule unterrichtet. Dabei war für mich spürbar, dass manche Kinder eine andere Art von Unterstützung benötigen, als die, die sie in der Schule finden.

Zischup: Was an Ihrem Beruf macht Ihnen am meisten Freude?
Renate Fevers: Dass man sich auf einer anderen, nichtsprachlichen Ebene begegnet, wenn man zusammen Musik macht.

Zischup: Arbeiten Sie unterschiedlich mit den Patienten, je nach Art der Erkrankung wie zum Beispiel Essstörung, Angststörung oder Depression?
Renate Fevers: Die Wünsche der einzelnen Patienten werden berücksichtigt. Trotzdem verfolge ich dabei auch meine Ziele. Ich versuche, Spielfreude zu entwickeln beziehungsweise zu fördern. Auch ist mir wichtig, dass sich die Ausdrucksmöglichkeiten erweitern. Wenn man sich musikalisch ausdrücken kann, kann man das möglicherweise auch auf andere Situationen übertragen.

Zischup: Hat die Musik in der Therapiestunde eine erkennbare Auswirkung auf die Patienten?
Renate Fevers: Ja, schon, aber das wirkt nicht so wie Hustensaft!

Zischup: Können Sie das näher erklären?
Renate Fevers: Die musikalische Erfahrung ist zwar unmittelbar spürbar, aber sie wirkt vor allem langfristig. Es ist nicht so, dass jemand, der sehr unruhig ist und zappelt, auf einmal die Ruhe in Person ist.

Zischup: Wie gehen Sie damit um, mit so viel Leid konfrontiert zu werden?
Renate Fevers: Im Vergleich zu den anderen Berufsgruppen hier im Haus werde ich am wenigsten mit Leid konfrontiert. Beim Musikmachen ist der gesunde Anteil da, den es zu fördern gilt. Ich sehe das Leid zwar, aber für mich ist spürbar: Trotz der Krankheit ist die Lebendigkeit da.

Zischup: Welche Bedeutung hat die Musik für Sie persönlich?
Renate Fevers: Musik ist mir sehr wichtig, denn mit ihr bin ich auch groß geworden. Für mich ist Musikhören und Musikmachen unverzichtbar.

Zischup: Glauben Sie, dass Musik die Kraft hat, einen Menschen zu verändern?
Renate Fevers: Nein, das glaube ich nicht. Musik kann nur etwas zum Klingen bringen, was im Menschen schon vorhanden ist.

Ressort: Schülertexte

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