BZ-Interview

Ökonom Mayer: "Das Unerwartete passiert andauernd"

Für den Ökonomen Thomas Mayer tragen falsche Annahmen der Wirtschaftswissenschaften und zu niedrige Zinsen eine große Mitschuld an der Finanzkrise. Im Interview erklärt er, warum.  

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Thomas Mayer.  | Foto: Verwendung weltweit, usage worldwide
Thomas Mayer. Foto: Verwendung weltweit, usage worldwide
BZ: Herr Mayer, südbadische Häuslebauer können heute ihr Haus zu einem Zinssatz von knapp über zwei Prozent finanzieren. Das ist so hoch wie die Inflationsrate. Was den Häuslebauer freut, beunruhigt die Bundesbank. Die sagt, dass alle Zutaten für eine Immobilienpreisblase vorhanden seien. Sind die Zinsen in Deutschland zu niedrig, droht uns schon bald das gleiche Schicksal wie den USA, die nach dem Zusammenbruch des Immobilienmarktes 2007/2008 einen wirtschaftlichen Einbruch erlebten?
Mayer: Die Zinsen sind in der Tat im historischen Vergleich sehr niedrig. Zum Teil haben wir sogar eine negative Realverzinsung, das heißt, die Zinsen sind niedriger als die Inflationsrate. All dies passt nicht zu einer Wirtschaft, die weiter wächst. Bei einer Wachstumsrate von einem Prozent müssten die realen Kreditzinsen (tatsächlicher Zins minus Inflationsrate) mindestens ein Prozent betragen. Hinzu kommen der Inflationsausgleich und ein entsprechender Risikozuschlag, weil man nicht mit Sicherheit weiß, ob der Schuldner die Schulden zurückbezahlt. Dann käme man auf einen Wert, der deutlich über drei Prozent liegt. Weil die Zinsen nicht angemessen sind, haben wir in einigen Ballungszentren übertriebene Immobilienpreise. Das ...

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