Genf

Verhandlungen gegen die globale Plastikflut gescheitert

Auch Rund-um-die-Uhr-Verhandlungen für die Beschränkung des weltweiten Plastikaufkommens haben es nicht ändern können: Die Gräben zwischen ehrgeizigen Ländern wie Deutschland und den Ölförderländern sind tief.  

Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Plastikmüll in Pakistan  | Foto: K.M. Chaudary (dpa)
Plastikmüll in Pakistan Foto: K.M. Chaudary (dpa)
Der geplante globale Vertrag gegen die Plastikverschmutzung der Welt ist vorerst gescheitert. Von einem Scherbenhaufen wollte in Genf zwar niemand sprechen, aber was die Diplomaten aus gut 180 Ländern in zehn Tagen Abschlussverhandlungen zustande gebracht haben, ist dürftig. "Diese 5. Sitzung wird vertagt und zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt", sagte der Konferenzchef nach einem Verhandlungsmarathon durch die Nacht am Freitagmorgen. Ein Datum nannte er nicht.

"Die Welt braucht dringend eine Einigung", sagte die EU-Umweltkommissarin Jessika Roswall, die vorher ihre Enttäuschung über das Ergebnis zum Ausdruck gebracht hatte. Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium, sagte: "Ich hätte mir mehr gewünscht, und mehr wäre möglich gewesen. Die unterschiedlichen Interessen liegen aber noch immer weit auseinander." Es lohne sich aber, weiterzuverhandeln. Streit gab es unter anderem darüber, ob und wie die Plastikproduktion auf ein nachhaltiges Niveau begrenzt werden soll und wie Länder des Globalen Südens finanziell unterstützt werden sollen, um Recyclinglösungen umzusetzen.

Deutschland ist der größte Plastikproduzent in Europa. Die gesammelten Kunststoffabfälle werden laut Umweltministeriums aber nahezu vollständig verwertet, entweder als Grundstoff für neue Produkte oder zur Energieproduktion. Laut Bundesamt für Statistik wurden 2023 aber immer noch gut 694.000 Tonnen Kunststoffabfälle exportiert – acht Prozent weniger als im Jahr davor.

Plastik vermüllt Meere, die Umwelt an Land und vergiftet Ökosysteme, tötet Fische und andere Lebewesen und gefährdet die menschliche Gesundheit. Kleinste Partikel werden vermehrt in Organen und auch im Gehirn gefunden. Die Nano- und Mikroplastikpartikel beeinträchtigen Studien zufolge unter anderem das Immunsystem, können sich in Arterien absetzen und fördern Entzündungen.

Florian Titze von der Umweltstiftung WWF sagte: "Kein Abkommen ist in diesem Fall besser als eines, das den Status quo auf UN-Ebene zementiert, anstatt eine echte Lösung für die Plastikkrise zu sein." Ähnlich äußerte sich die Umweltorganisation Greenpeace: "Oberste Priorität muss eine effektive Lösung der Krise sein. Kein fauler Kompromiss, der den Status quo zementiert und der fossilen Industrie erlaubt, weiter Kasse zu machen, indem sie die Welt mit Müll flutet."
Schlagworte: Florian Titze, Jochen Flasbarth, Jessika Roswall

Weitere Artikel