"Vielleicht habe ich das Bürgermeistergen"

Zisch-Interview mit Michael Benitz, dem Bürgermeister von Staufen über seinen Beruf, seine Wünsche und die Stadt Staufen  

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Interviewtermin im Rathaus: Laura mit ihrem Bürgermeister Michael Benitz  | Foto: Privat
Interviewtermin im Rathaus: Laura mit ihrem Bürgermeister Michael Benitz Foto: Privat

Im November hatte Laura Künstle aus der Klasse 4 b der Thaddäus-Rinderle-Schule einen Termin im Staufener Rathaus. Sie war sehr aufgeregt, weil sie dort den Bürgermeister Michael Benitz zum Interview getroffen hat.


Zisch
: Wie fühlen Sie sich als Bürgermeister nach Ihrer Wiederwahl?
Benitz: Nach einer Wiederwahl fühlt man sich natürlich immer gut. Wenn man das erste Mal gewählt wird, sagen die Leute, ja, das könnte der Richtige sein. Und nach acht Jahren haben sie ihren Bürgermeister und seine Arbeit kennengelernt. Durch die Wiederwahl fühle ich mich bestätigt in dem, was ich mache.
Zisch: Gefällt es Ihnen, Bürgermeister von Staufen zu sein?
Benitz: Ja, das gefällt mir. Als ich mir überlegt habe, für dieses Amt zu kandidieren, war Staufen in der engsten Wahl. Ich habe mich sehr gefreut, als es dann geklappt hat, weil Staufen einfach eine sehr schöne und interessante Stadt ist.
Zisch: Warum wollten Sie Bürgermeister werden?
Benitz: Das ist eine schwierige Frage. Vielleicht habe ich das "Bürgermeistergen" mitbekommen, denn mein Opa war nach dem Zweiten Weltkrieg auch 19 Jahre Bürgermeister. Ursprünglich wollte ich Medizin studieren und habe auch ein ganz gutes Abitur gemacht, aber ich gehöre zu den geburtenstarken Jahrgängen und ganz viele haben sich um Studienplätze für Medizin beworben. Ich habe leider keinen Platz bekommen.

Zisch: Was haben Sie dann gemacht?

Benitz: In meiner Heimatstadt Löffingen wurde eine Ausbildung im gehobenen Verwaltungsdienst angeboten, bei der man im Rathaus und im Landratsamt lernt. Später bin ich im Landratsamt auch für Schulen zuständig gewesen. Und als der ehemalige Bürgermeister von Staufen nicht mehr kandidieren wollte, habe ich beschlossen, es in Staufen zu probieren.
Zisch:
Was sind Ihre Aufgaben?
Benitz: Da könnte ich dir den ganzen Morgen davon erzählen. Es gibt in der Verwaltung keinen vielfältigeren Beruf. Man muss sich um so viele Dinge kümmern und jeder Tag ist darum anders und auch sehr interessant. Viele Vorhaben und Ideen werden in den kommenden Jahren wahrscheinlich auf der Strecke bleiben, denn uns wird für manches das Geld fehlen.
Zisch: Was ist im Moment Ihre schwierigste Aufgabe?
Benitz: In Staufen haben wir ein großes Problem, denn bei uns hebt sich der Boden unter der Altstadt. Das heißt, zwischen den beiden Rathäusern wurden Bohrungen für Geothermiesonden gemacht. Dabei ist Wasser in eine quellfähige Schicht im Untergrund gekommen. Jetzt quillt der Untergrund wie ein Hefeteig.

Der Boden ist unter der Altstadt schon 22 Zentimeter nach oben gekommen. Dadurch wurden sehr viele Häuser beschädigt. Das ist im Moment unser größtes Problem. Wir haben Schäden von über 40 Millionen Euro und versuchen jetzt, diesen Hebungsvorgang zu stoppen. Es gehört zu meiner Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die geschädigten Hauseigentümer Geld bekommen, dass sie ihre Schäden bezahlen können.
Zisch: Ist Bürgermeister sein anstrengend?
Benitz: Ja, es ist sehr anstrengend.
Zisch: Wie lange wollen Sie Bürgermeister sein?
Benitz: Bürgermeister möchte ich schon eine längere Zeit sein, es hängt aber davon ab, wie lange einen die Bürger haben möchten.
Zisch: Wie lange arbeiten Sie?
Benitz: Das ist unterschiedlich, es sind so etwa 60 Stunden in der Woche. Mal arbeite ich am Tag 15 Stunden oder manchmal acht Stunden. Es ist eine Aufgabe, bei der man auch viele Abendtermine hat oder auch oft am Wochenende arbeiten muss.
Zisch: Haben Sie einen Assistenten?
Benitz: Nein, ich habe eine Sekretärin, Frau Leimenstoll, die hilft mir ganz viel. Sie muss Termine abmachen, Dinge für mich schreiben und große Veranstaltungen vorbereiten. Sie muss Geschenke besorgen, wenn ich zum Beispiel bei einem Bürger, der 90 Jahre alt geworden ist, die Glückwünsche der Stadt überbringe. Man hat auch noch zusätzliche Mitarbeiter im Rathaus, so ungefähr 35, die haben alle Aufgaben und entlasten mich.
Zisch: Wenn Sie sich selbst eine Note geben müssten, welche wäre das?
Benitz: Das kann ich nicht beantworten. Man hat da eine bestimmte Selbstwahrnehmung. Ich würde sagen, ich mache meine Arbeit gut, aber die Bürger und Bürgerinnen müssen das beurteilen.Wenn sie nicht zufrieden sind, müssen sie sich melden. Dies drücken sie dann bei der Wahl aus, wenn sie den Bürgermeister nicht mehr wählen, dann sind sie nicht zufrieden gewesen.
Zisch: Haben Sie Kinder?
Benitz: Ja, ich habe zwei Töchter, die sind fast 16 und 13 Jahre alt.
Zisch: Ist Ihre Familie glücklich mit Ihren Beruf?
Benitz: Ich habe natürlich mit meiner Frau darüber geredet, ob ich diesen Beruf anstreben soll, denn da gibt es nicht nur Vorteile. Es hat auch viele Nachteile. Wie ich schon gesagt habe, ich bin oft unterwegs und es ist nicht immer einfach für die Familie. Ich bin sehr froh darüber, dass ich in meiner Familie den notwendigen Rückhalt habe.
Zisch:
Haben Sie ein Haustier?
Benitz: Ja, eine Katze. Es ist eine schwarz-weiße Katze. Die Katze heißt Mina. Wir hatten mal eine Katze, die hieß Tinka, sie war leider am Schluss krank. Tinka hatte etwas an der Wirbelsäule und konnte nicht mehr laufen. Sie musste eingeschläfert werden. Es war sehr traurig für die Familie.
Zisch: Was machen Sie in der Freizeit?
Benitz: Ich versuche, Sport zu machen. Ich spiele seit 33 Jahren in einem Tischtennis-Verein. Ich fahre gerne Rad, lese gerne und besuche auch kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte oder Theater.

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