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Vom Tüftler zum Autoimperium: 150 Jahre Ferdinand Porsche

Mit der Geburt des Tüftlers Ferdinand Porsche nahm alles seinen Lauf. Seine Nachkommen kontrollieren heute einen der weltgrößten Autokonzerne. Wer steht künftig an der Spitze der Dynastie?  

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Ferdinand Porsche am 27. März 1950 vor...orsche vor seiner Stuttgarter Wohnung.  | Foto: dpa
Ferdinand Porsche am 27. März 1950 vor einem Porsche vor seiner Stuttgarter Wohnung. Foto: dpa

Viel hätte nicht gefehlt, und Ferdinand Porsche wäre Bauklempner geworden. Doch als junger Geselle begeisterte sich Ferdinand für die damals noch neue Wunderwelt der Elektrizität. Heimlich baute der Tüftler ein kleines Kraftwerk aus Dampfmaschine und Dynamo – und ließ das ganze Haus im Licht von Glühbirnen erstrahlen. Das waren die ersten Schritte zu einem der weltgrößten Autoimperien: Volkswagen. Vor 150 Jahren, am 3. September 1875, kam Porsche im Werkstatthaus seines Vaters Anton im heute tschechischen Vratislavice nad Nisou (Maffersdorf) zur Welt.

Damit soll Ferdinand dem Vater bewiesen haben, dass er zu Höherem berufen war. Porsche ging nach Wien und wurde zu einem Pionier des Elektroautos, das heute eine Wiederauferstehung erlebt. Sein Fahrzeug, dessen Räder einzeln angetrieben wurden, nannte er "Semper Vivus" (immer lebendig). Es ähnelte noch eher einer Kutsche. Mit dem "Mixte-Wagen" folgte wenig später das erste voll funktionsfähige Hybridfahrzeug.

Während diese frühen Innovationen bald in Vergessenheit gerieten, schrieb Porsche mit einer anderen Entwicklung Automobilgeschichte. Daran erinnert im rekonstruierten Geburtshaus, das seit 2016 ein Museum der VW-Tochter Skoda ist, ein chromverzierter Oldtimer: ein Volkswagen Käfer aus dem Jahr 1950 mit Kulleraugen und "Brezelfenstern". Mehr als 21,5 Millionen Käfer in diversen Variationen wurden bis zum endgültigen Produktionsende 2003 gebaut.

Autokonstrukteur Ferdinand Porsche wur...t. Seit 2016 beherbergt es ein Museum.  | Foto: Michael Heitmann (dpa)
Autokonstrukteur Ferdinand Porsche wurde als Sohn des Klempners Anton Porsche im heute tschechischen Vratislavice nad Nisou geboren. Die VW-Tochter Skoda hat das Geburtshaus nach Originalplänen rekonstruiert. Seit 2016 beherbergt es ein Museum. Foto: Michael Heitmann (dpa)

Der erste "Volkswagen" steht indes auch für die unrühmliche Schattenseite Ferdinand Porsches: seine Verquickung mit den Nationalsozialisten. Denn der Vorläufer des Käfers entsprang der Forderung Adolf Hitlers nach einem Kleinwagen, der nicht mehr als 1000 Reichsmark kosten durfte. Porsche entwickelte den sogenannten Kraft-durch Freude-Wagen, doch bis zum Kriegsende entstand nur eine Kleinserie. Die militärische Produktion von Kübel- und Schwimmwagen auf Basis des ersten "Volkswagens" ging vor.

Die Nationalsozialisten machten Porsche zum "Wehrwirtschaftsführer" und zum Vorsitzenden der einflussreichen Panzerkommission. Nach dem Krieg nahmen die französischen Besatzungsbehörden ihn 22 Monate in Haft. Sie warfen ihn vor, Zwangsarbeiter eingesetzt zu haben. Aber als Kriegsverbrecher angeklagt wurde er nie.

Ferdinand Porsche starb am 30. Januar 1951 in Stuttgart. Dort hatte er sich bereits 1931 aus der Arbeitslosigkeit heraus selbstständig gemacht – und mit der Gründung seines Konstruktionsbüros einen der Grundsteine für das spätere Familienimperium gelegt.

Adolf Hitler begutachtet auf der Rückb... gebaut wurde (undatiertes Archivfoto)  | Foto: DB (dpa)
Adolf Hitler begutachtet auf der Rückbank sitzend den ersten Wagen vom Typ Käfer, der 1936 bei der «Gesellschaft zur Vorbereitung des deutschen Volkswagens» in Stuttgart nach den Entwürfen des Automobilkonstrukteurs Ferdinand Porsche (Mitte ohne Kopfbedeckung) gebaut wurde (undatiertes Archivfoto) Foto: DB (dpa)

Heute kontrollieren die Nachkommen des legendären Käfer-Konstrukteurs über eine Holding die Mehrheit der Stimmrechte im VW-Konzern. Seit dem Jahr 2022 halten sie auch wieder eine Sperrminorität an dessen börsennotierter Tochter, dem Stuttgarter Sport- und Geländewagenbauer Porsche. Doch das war nicht immer so: Nach dem Krieg war Volkswagen im Staatsbesitz – und wurde erst im Jahr 1960 überwiegend privatisiert. In Stuttgart baute Ferry Porsche in dieser Zeit das Konstruktionsbüro seines Vaters zum Sportwagenhersteller aus.

Erst will Porsche VW übernehmen, dann läuft's anders herum

Beide Unternehmen blieben einander verbunden und entwickelten zum Beispiel Autos miteinander. Als VW-Eigner kam die Familie aber erst vor rund 20 Jahren ins Spiel. Damals stieg der Sportwagenbauer bei dem Wolfsburger Konzern ein – und verzockte sich bei der Übernahme. Letztlich drehte VW den Spieß um und schluckte die Stuttgarter. Daher ist Porsche eine von zehn VW-Konzernmarken – und nicht umgekehrt. Die beiden vom Käfer-Konstrukteur abstammenden Familienzweige Porsche und Piëch gelangten so jedoch in den Besitz der Mehrheit der entscheidenden VW-Stammaktien.

Neben Wolfgang Porsche (82), Enkel Ferdinands, gibt es eine weitere entscheidende Figur in der Familie: Hans-Michel Piëch. Der 83-Jährige führt seinen Familienzweig und sitzt wie sein Cousin in einer ganzen Reihe von Aufsichtsräten und Gremien. Auch viele andere Mitglieder der weit verzweigten Familie haben einflussreiche Posten in dem Autoimperium, das gleichfalls Lastwagen umfasst.

Wolfgang Porsche, Aufsichtsratsvorsitz...er Volkswagen AG (Berlin, 105.05.2023)  | Foto: Jan Woitas/Britta Pedersen (dpa)
Wolfgang Porsche, Aufsichtsratsvorsitzender der Porsche AG (links, Leipzig, 11.03.2024), und Hans-Michel Piëch, Aufsichtsratsmitglied der Volkswagen AG (Berlin, 105.05.2023) Foto: Jan Woitas/Britta Pedersen (dpa)

Machtkämpfe und Intrigen gab es in der Vergangenheit einige. Die Frage, wer im Eignerkreis künftig das Sagen hat, ist aktuell aber besonders wichtig. Denn sowohl Volkswagen als auch Porsche befinden sich derzeit in schweren Fahrwassern.

Schlagworte: Ferdinand Porsche, Wolfgang Porsche, Hans-Michel Piëch
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