"Wir haben in Caracas geheiratet"

ZISCH-INTERVIEW mit der Großmutter von Viertklässler Finn Hefner, Gudrun Hefner (75), über ihre Kindheit im Ausland.  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Finn wollte  wissen, warum seine Oma in Brasilien zur Welt kam.   | Foto: privat
Finn wollte wissen, warum seine Oma in Brasilien zur Welt kam. Foto: privat

Meine Oma heißt Gudrun Hefner. Sie ist die Mutter meiner Mutter und ist in Brasilien geboren. Sie ging in Portugal, Stuttgart, Venezuela und im Allgäu zur Schule. Heute lebt sie in Durbach. Zu ihrer aufregenden Lebensgeschichte habe ich ihr ein paar Fragen gestellt.

Zisch: Wo und wann bist du geboren?
Gudrun Hefner: Ich bin 1937 in der Hauptstadt Brasiliens, Rio de Janeiro, in Südamerika geboren.
Zisch: Warum bist du in Brasilien geboren?
Hefner: Mein Vater war Diplomat an der Deutschen Botschaft in Brasilien. Er wurde mit der ganzen Familie vom Deutschen Auswärtigen Amt beruflich ins Ausland geschickt .
Zisch: Was spricht man dort überhaupt für eine Sprache?
Hefner: Dort spricht man Portugiesisch. Übrigens: das ist das einzige Land Südamerikas, in dem man diese Sprache spricht. In allen anderen Ländern spricht man Spanisch.
Zisch: Warst du dort in einem Kindergarten?
Hefner: Nein, meine Eltern hatten ein Kindermädchen engagiert.
Zisch: Hast du in Brasilien eine Schule besucht?
Hefner: Nein, ich war damals noch zu klein.
Zisch: Konntest du deine Verwandtschaft besuchen?
Hefner: Eigentlich nicht. Aber 1939 brach der Zweite Weltkrieg in Deutschland aus und das Auswärtige Amt hat meinen Vater mit der Familie 1942 während des Krieges nach Deutschland zurückgeholt. Dort lernte ich dann meine Großeltern kennen.
Zisch: Wo bist du dann zur Schule gegangen? Hast du dort auch gearbeitet?
Hefner: Mein Vater wurde nach dem Krieg nach Portugal, geschickt. Dort ging ich in die Grundschule. Nach dem Krieg wurden wir wieder nach Deutschland geholt. Von 1945 bis 1952 ging ich in Stuttgart in die Schule. 1952 wurde mein Vater wieder nach Südamerika geschickt, diesmal nach Venezuela. Dort ging ich auf eine amerikanische Schule, lernte Spanisch und Englisch. Nach meinem Schulabschluss kam ich nach Deutschland ins Allgäu in ein Internat, eine Haushaltsschule. Danach kehrte ich 1957 nach Caracas in Venezuela zu meiner Familie zurück und begann dort meine Arbeit als Sekretärin.
Zisch: Kannst du denn noch Portugiesisch und Spanisch sprechen?
Hefner: Spanisch kann ich noch fließend sprechen. Portugiesisch nur noch wenige Worte.
Zisch: Wo und wann hast du deinen Mann kennengelernt?
Hefner: Ich habe deinen Opa 1957 in Caracas kennengelernt und 1959 dort geheiratet. Opa ist aus Deutschland ausgewandert und hat in Caracas gearbeitet.
Zisch: Wann und warum seid ihr nach Deutschland zurückgekehrt?
Hefner: 1962 wurde mein Vater pensioniert und die ganze Familie kehrte nach Deutschland zurück. Meine Eltern zogen nach Lindau an den Bodensee und ich mit Opa nach Durbach.
Zisch: Warum seid ihr ausgerechnet nach Durbach gekommen?
Hefner: Weil dein Opa hier Arbeit gefunden hat. Es war eine Stelle als Bankkaufmann frei und außerdem wurde ein Organist und Chorleiter für die Kirche gesucht.
Zisch: Lebst du gerne hier in Durbach?
Hefner: Es war eine große Umstellung von der Großstadt Caracas nach Durbach zu kommen. Durbach war vor 50 Jahren ein ziemliches Kaff und wir waren die ersten zugezogenen Fremden.

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel