"Das erste Bad war ein Weinbottich"

ZISCH-INTERVIEW mit Eberhard Stotz, Bürgermeister a. D. von Bad Bellingen, über die Geschichte der Bäderstadt.  

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Im Bädermuseum probiert Ronja Weh aus, wie es ist, in einer echten alten Badewanne zu sitzen. Im Hintergrund sieht man Bademode aus früheren Zeiten. Foto: Privat

Anlässlich des 60. Jahrestages der Quellenbohrung in Bad Bellingen in diesem Jahr hat Zisch-Reporterin Ronja Weh aus der Klasse 4b der Sonnenrainschule Bad Bellingen den Zeitzeugen Eberhard Stotz, Bürgermeister a. D., interviewt. Die beiden trafen sich hierfür im Oberrheinischen Heimatmuseum im Bad Bellinger Ortsteil Bamlach. Ronja Weh durfte das neu gestaltete Heimat- und Bädermuseum bereits besuchen, das erst am Samstag, 23. April, offiziell vorgestellt wird.

Zisch: Hier im Museum taucht man in eine Welt vor meiner Zeit ein. Wie kam man auf die Idee, gerade in Bellingen nach Erdöl zu bohren?
Stotz: Die Firma Wintershall aus Westfalen kam auf die Gemeinde zu und bat um die Erlaubnis für Probebohrungen. Ihre Geologen vermuteten zwischen Basel und Müllheim ein Erdölvorkommen. Diese Erlaubnis erteilte ihnen mein Vorgänger, Bürgermeister Markus Ruf.
Zisch: War es eine Enttäuschung, dass man statt Öl Thermalwasser fand?
Stotz: Für die Firma Wintershall war es natürlich eine große Enttäuschung. Sie verschlossen das Bohrloch nach kurzer Zeit wieder. Die Gemeinde erwarb dann das Bohrloch und musste den Verschluss wieder lösen lassen. Der Erwerb und die Öffnung kosteten damals eine Menge.
Zisch: Wie lange dauerte es, bis die Ersten in dem Wasser gebadet haben?
Stotz: Der damalige Bürgermeister Markus Ruf notierte zirka ein halbes Jahr später Folgendes: Am 28.11.1956 sprudelte in den Abendstunden Wasser aus dem Bohrloch. Es wurde ein in der Nähe befindlicher Weinbottich unter den Stutzen gestellt und dieser füllte sich mit dem warmen Nass. Einige der Zuschauer zogen sich an diesem kühlen Abend spontan ihre Kleider aus und gingen in der Unterwäsche im Weinbottich baden.
Zisch: Haben damals nur Bellinger in dem Wasser gebadet oder kamen gleich die ersten Badetouristen?
Stotz: Es wurde ziemlich schnell ein provisorisches Becken ausgehoben, welches mit Brettern stabilisiert wurde. Durch erste Berichte in der Zeitung kamen kurz darauf die ersten Badegäste aus der näheren Umgebung und der Schweiz, besonders aus Basel. Im Sommer 1957 wurde das erste betonierte Becken eröffnet. Der Eintritt betrug damals eine D-Mark. Als Parkplatz diente eine Wiese.
Zisch: Wann wurde das heutige Thermalbad eröffnet?
Stotz: Das Thermalbad, wie wir es heute kennen, wurde in zwei Etappen gebaut. 1979 wurden das Innen- und das Außenbecken eröffnet, im Jahr 2000 kam das zweite Außenbecken mit dem Strömungskanal dazu.
Zisch: 1999, mit Ihrem Ruhestand, wurden Sie Namensgeber einer Quelle, der Eberhard-Quelle. Wie fühlt es sich an, seinen Namen einer Quelle zu geben?
Stotz: Ich habe mich sehr gefreut, der Namensgeber der bis dahin dritten Quelle zu werden. Es war mir eine große Ehre.
Zisch: An was erinnern Sie sich besonders gerne zurück von dieser anfänglichen Zeit unseres Kurortes?
Stotz: Es war mir eine große Ehre, was Markus Ruf begonnen hatte, weiterzuführen. Als Kurdirektor durfte ich in den 80er-Jahren manchmal bis zu 200 Gäste bei den Gästebegrüßungen begrüßen. Die damit verbundenen Gästeehrungen bleiben mir immer in guter Erinnerung. Meine Arbeit als Bürgermeister und Kurdirektor bei der Realisierung der ganzen Infrastruktur war immer eine große Herausforderung.
Zisch: Gehen Sie auch im Thermalbad baden, und können Sie schwimmen?
Stotz: (lacht) Ja, und ja ich gehe ein bis zwei Mal in der Woche mit meiner Frau schwimmen. Da ich erst als Jugendlicher im Alter von 16 Jahren schwimmen gelernt habe, begrüße ich es sehr, dass ihr in der Sonnenrainschule schwimmen lernt, und dass ihr dies auch noch im Thermalbad machen dürft, freut mich besonders.

http://www.baedermuseum.dewww.baedermuseum.de

Das Museum im Internet: http://www.baedermuseum.de

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