Covid-19-Patient aus dem Elsass
"Die deutschen Ärzte haben mir das Leben gerettet"
Er ist dem Tod von der Schippe gesprungen: Ein Corona-Patient aus dem Elsass wurde nach Freiburg geflogen – wo er aus dem Koma erwachte und plötzlich deutsche Stimmen hörte.
Mi, 8. Apr 2020, 13:19 Uhr
Südwest
Thema: Coronavirus Freiburg, Coronavirus Elsass
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Als „Helden unserer Stadt“ feiert dieses Transparent die Mitarbeiter der Freiburger Uniklinik – und sie sind auch für unsere Nachbarn da. Foto: Patrick Seeger (dpa)
Rückblick: Baden-Württemberg nimmt schwerstkranke Corona-Patienten aus dem Elsass auf (21. März)
Mitte März war er mit Corona-Symptomen in das Krankenhaus in Mulhouse eingeliefert worden. Sein Zustand verschlechterte sich rapide und er wurde in ein künstliches Koma versetzt. Das Elsass aber ist einer der Corona-Schwerpunkte in Frankreich, die Krankenhäuser gerieten an ihre Kapazitätsgrenzen und können die eingelieferten Patienten kaum mehr versorgen. Die Ärzte entschieden sich schließlich, Jean-Michel Marsal mit einem Helikopter über die Grenze in eine Klinik nach Freiburg zu fliegen, wo es noch freie Betten für Corona-Patienten auf der Intensivstation gab. Insgesamt wurden rund 600 Patienten aus dem Elsass in andere Krankenhäuser verlegt. Davon sind 136 nach Deutschland gekommen.
"Das größte Dankeschön an alle Ärzte ist, in dieser Krise zuhause zu bleiben." Jean-Michel Marsal
"Als ich aufwachte, konnte ich zuerst nicht sprechen, nicht ein Laut kam aus meinem Mund", erzählt er in einem Interview mit dem Fernsehsender France2 von seinen ersten Erinnerungen. "Eine Frau stand neben meinem Bett und hat mir das Gesicht gewaschen." Nur langsam kam sein Bewusstsein zurück und er sprach schließlich eine Pflegerin auf Französisch an. "Die antwortete mir, dass sie kein Französische versteht," sagt Jean-Michel Marsal und schüttelt lächelnd den Kopf, als er sich die Szene ins Gedächtnis ruft. Er fragte dann, ob sie Deutsch spreche.Überzeugt, dass die Evakuierung ihm das Leben gerettet hat
Wirklich begreifen konnte er die Situation aber noch immer nicht. Erst als er aus dem Krankenhaus entlassen wurde, wurde Jean-Michel Marsal wirklich klar, wo er sich befand – und dass sein Leben über Tage an einem seidenen Faden gehangen hatte. Er ist überzeugt, dass die Evakuierung nach Freiburg ihm das Leben gerettet hat, weil er dort die bestmögliche Behandlung bekommen hat. "Ich kann mich gar nicht genug bedanken", sagt der Mann aus dem Elsass und gibt auch einen Rat an seine Mitmenschen: "Das größte Dankeschön an alle Ärzte ist, in dieser Krise zuhause zu bleiben."
Jean-Michel Marsal hat während seiner Krankheit nicht nur zwanzig Kilo abgenommen. Er hat sich auch entschieden, nicht mehr zu arbeiten. Er will das Leben, das noch vor ihm liegt, nun genießen.
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