Fremdenfeindlichkeit
Freiburger Soziologe: "Man will Angst haben"
In der Gesellschaft und in der Politik spielen Gefühle eine große Rolle. Oder anders gesagt: Mit Affekten wie Angst und Mitleid wird Politik gemacht, sagt der Freiburger Soziologe Ulrich Bröckling.
Sa, 12. Mär 2016, 0:00 Uhr
Deutschland
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Bröckling: Nein, Angst ist in der Regel diffus. Es gibt die alte Unterscheidung zwischen Angst und Furcht: Furcht hat man vor konkreten Objekten, Angst ist etwas Unbestimmtes. Das heißt nicht, dass sie kein Objekt hat, sondern dass die Angst sich ihre Objekte sucht und sie notfalls erfindet. Deshalb vermischt sie sich auch so leicht mit anderen Affekten und heftet sich an alles Mögliche. Es existiert so etwas wie ein gesellschaftlicher Fundus, vor was man Angst haben darf oder soll. Aus dem bedient man sich ganz intuitiv. Politisch richtet sich das oft gegen Menschen, die man als fremd oder anders identifiziert. Bei denen, die derzeit am lautesten ihre Ängste beschwören, sehe ich allerdings mehr Aggression als Angst am Werk. Angst ist das Argument, in das sie ihren Hass gegen die Flüchtlinge, ihre Wut gegen die etablierte Politik kleiden.
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