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Zischup-Interview mit Landwirt Aaron Krumm

"Ich empfinde diese Entwicklung als sehr beängstigend"

  • Evelin Pekarskij, Klasse 8d, Montfort-Realschule (Zell im Wiesental)

  • Fr, 02. August 2019, 00:00 Uhr
    Schülertexte

Was ist Gentechnik? Und was bewirkt sie in unserer Umwelt? Evelin Pekarskij aus der Klasse 8d der Montfort-Realschule in Zell im Wiesental hat mit Bio-Demeter-Landwirt Aaron Krumm vom Sunnehof aus Maulburg darüber gesprochen.

Zischup: Was ist Ihre eigene Definition für den Begriff Gentechnik?
Krumm: Gentechnik ist für mich, wenn man aktiv in die Gene von Lebewesen eingreift, Eigenschaften ausschneidet und dafür andere einfügt.
Zischup: Sie sind ein Demeter-Bauer, der gegen die Gentechnik ist. Warum sind Sie denn dagegen?
Krumm: Ja natürlich sind wir gegen Gentechnik aber grundsätzlich kann ich nur sagen, dass Gott ursprünglich alles perfekt gemacht hat und dass er alles perfekt aufeinander abgestimmt hat. Wenn dann die Menschen anfangen, in den Genen herumzuschnipseln, dann funktioniert das ganze System einfach nicht mehr. Ein Beispiel dafür sind zum Beispiel genmanipulierte Insekten, die unfruchtbar gemacht werden. Man lässt sie nach der Genmanipulation in die Natur, weiß aber nicht, was anschließend mit denen passiert, oder ob sich diese Gene auch auf andere Insekten übertragen lassen. Die ganze Insektenpopulation stirbt dann aus, wobei sie aber eigentlich die Nahrung verschiedener Vögel sind. Die Gentechnologie ist halt sehr unberechenbar und man kann im Voraus auch nie wissen, was die Folgen bestimmter Verfahren sind.

Zischup: Worin liegt für Sie der Unterschied zwischen Zucht und Gentechnik? Und was finden Sie besser?
Krumm: Zucht ist halt, wenn man zum Beispiel das beste Tier mit den gewollten Eigenschaften aussucht. Beispielsweise hat eine Kuh besonders fetthaltige Milch. Damit die nächste Generation die gewollten Eigenschaften besitzt, nimmt man einen erbgeprüften Bullen dazu. Diese vermehren sich dann anschließend auf ganz natürliche Art und Weise, und so hat man dann das gewünschte Produkt. Ja, ich finde Zucht besser, aber dennoch kann man auch hier zu weit gehen. Vor kurzem hat jemand erzählt, dass eine Kuh heute zehn Mal mehr Milch als früher gibt. Obwohl dies ganz gut für das Profit der Landwirte ist, ist das dann nicht mehr gesund für das Tier. Die Kuh ist dann nur noch auf die Milchproduktion gezüchtet – und so gehen dann meisten auch andere Eigenschaften verloren. So ist das auch bei dem Getreide. In Deutschland ist die Gentechnik im Getreide verboten, aber es wird viel Zuchtgetreide verwendet. So wird zum Beispiel der Ertrag gesteigert, dafür geht aber der Geschmack oder die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten verloren. Das kommt davon, dass man sich auf ein Merkmal fokussiert und dabei die anderen verloren gehen lässt. Aber es ist trotz allem natürlicher, als wenn man direkt ins Erbgut eingreift.

Zischup: Die Gentechnologie entwickelt sich ja immer weiter, es wird immer mehr erforscht und so. Was denken Sie über diese Entwicklung?
Krumm: Also ich empfinde diese Entwicklung als sehr beängstigend. Besonders weil es durch die neuen Methoden immer leichter wird, Gene zu manipulieren. Dies finde ich persönlich richtig heftig.
Zischup: Sehen Sie auch Vorteile in der Gentechnik, also zum Beispiel in der Medizin?
Krumm: Es kann schon sein, dass es in der Medizin gut ist, aber ich finde, dass grundsätzlich die Frage gilt, warum Leute überhaupt so krank sind, dass sie Antibiotika nehmen müssen. Da muss man dann wieder bei den Nahrungsmitteln anfangen. Also ich drücke das jetzt, obwohl es wahrscheinlich etwas anders ist, so aus: Man tut die Nahrungsmittel genmanipulierten, wodurch sie nicht mehr natürlich sind und uns krank machen. Dann müssen wieder Bakterien genmanipuliert werden, um Antibiotika herstellen, das uns wieder gesund macht.

Zischup: Was wissen Sie über Vor- und Nachteile der Gentechnik für die Umwelt und für die Landwirtschaft?
Krumm: Also in Amerika ist es ja so, dass sie das Glyphosat, welches alle wachsenden Pflanzen abtötet, verwenden. Den Mais haben sie so genmanipuliert, dass er gegen das Glyphosat resistent ist. Für die Landwirte ist dies eine großer Vorteil, da sie einfach den Mais anpflanzen und danach ein Spritzmittel für alles verwenden können und so den Acker sozusagen sauber halten. Das machen sie schon seit über zehn Jahren so. Aber jetzt stellt sich bei denen ein großes Problem ein. Einmal wird das Unkraut langsam resistent gegen das Glyphosat, und es gibt kein Mittel mehr, um es wegzubekommen. Zum anderen ist es so, dass der genmanipulierte Mais, wenn er zum Beispiel auf ein Weizenfeld gelangt, dann können sie diesen Mais nicht mehr wegspritzen, da er gegen das Glyphosat ja resistent ist. So wird die normale Kulturpflanze zu einem Unkraut, welches sie nicht mehr bekämpfen können. Im Endeffekt sieht man, wie nutzlos diese Genmanipulation eigentlich ist, da auch Schädlinge anpassungsfähig sind.

Zischup: Wissen Sie, ob bei genmanipulierten Pflanzen der Nährstoffgehalt sinken kann?
Krumm: Das kann ich jetzt nicht sicher sagen, aber es ist so, dass jede Pflanze so ihre Feinde hat. Also zum Beispiel Pilze, Insekten und so. Wenn eine genmanipulierte Pflanze keine eigenen Stoffe mehr erzeugt, um sich gegen sie zu wehren, dann bekommen wir als Verbraucher diese Stoffe auch nicht, obwohl wir sie zur Bekämpfung verschiedener Krankheiten ganz nötig haben.
Zischup: Sie haben mir jetzt viele Informationen, über die ich nachdenken muss, gegeben. Das waren alle meine Fragen, die ich mir notiert habe und dafür sage ich Danke.
Krumm: Bitte, ich freue mich immer, wenn ich anderen meine Meinung zur Gentechnik mitteilen kann.

Das Interview ist von Evelin Pekarskij, Klasse 8d, Monfort Realschule Zell im Wiesental

Ressort: Schülertexte

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