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"Im Elztal bin ich der Reiner"

  • Fr, 16. Dezember 2016
    Schülertexte

ZISCHUP-INTERVIEW mit dem Schlagersänger Reiner Kirsten aus Elzach-Oberprechtal.

Reiner Kirsten mit  den Autorinnen Lena (links) und Milena    | Foto: privat
Reiner Kirsten mit den Autorinnen Lena (links) und Milena Foto: privat

Der Schlagersänger Reiner Kirsten, geboren als Reiner Jäkle, aus dem Oberen Elztal begann völlig unerwartet und von heute auf morgen durch den Sieg beim Schweizer Vorentscheid zum Grand-Prix der Volksmusik 1996 seine Solokarriere. Wie er es schafft, bodenständig zu bleiben, wollten die beiden Zischup-Reporterinnen Milena Eschle und Lena Limberger aus der Klasse 9a der Realschule des Schulzentrums Oberes Elztal in Elzach von ihm wissen.



Zischup:
Sie singen schon von klein auf. Wie sind Sie dazu gekommen?
Kirsten (lacht): Zum Singen gekommen bin ich durch meine Familie. Wir haben schon früh Musik gemacht. Da ich der Jüngste war, wollte ich immer das, was die Älteren machten. Ich hab gemerkt, dass Musik wahnsinnig schön ist.

Zischup: Warum haben Sie sich dazu entschieden, Schlager zu singen?
Kirsten: Früher haben wir, also die Schwarzwaldfamilie Jäkle, Heimatabende veranstaltet, zuerst im Schwarzwald und dann in ganz Deutschland. Wir haben Tanzmusik gespielt und haben festgestellt, dass Schlagermusik gute Stimmung macht! Volksmusik ist die Musik, die das Volk singt. Jeder kann mitsingen und das macht dann einfach richtig viel Spaß!

Zischup: Wann begann Ihre Solokarriere?
Kirsten: Vor 20 Jahren in der Schweiz. Zu dem Zeitpunkt war ich Studio- und Chorsänger. Nebenbei war ich Alleinunterhalter, um ein bisschen Geld zu verdienen. Irgendwann bekam ich dann das Lied "Der Schäfer von Monte Castello" von einer Schweizer Sängerin zum Einsingen im Studio, um es dann zu einem Autorenwettbewerb zu schicken – für den Vorentscheid zum Grand-Prix der Volksmusik. Dann hatten die aber keinen Sänger, und somit wurde ich gefragt, ob ich diesen Titel singen würde. Weil ich schon unter dem Namen Jäkle bekannt war, habe ich mir für den Grand-Prix einen neuen Namen überlegt. Zur Überraschung aller Beteiligten habe ich dann auch mit großem Abstand gewonnen.

Zischup: Was war das für ein Gefühl, da oben zu stehen und zu realisieren, dass Sie gewonnen haben?
Kirsten: Das war unbeschreiblich. Die Schweizer Bildzeitung hat dann gleich am nächsten Tag eine Riesenreportage über mich gedruckt.

Zischup: Was war Ihr erfolgreichster Hit?
Kirsten: Ich habe viele Titel selbst geschrieben und komponiert und wenn man SWR4 einschaltet, kommt so gut wie täglich Musik vom Reiner. Einer meiner größten Hits ist "Träumer wie du".

Zischup: Wie viele Auftritte haben Sie dann im Jahr?

Kirsten: In der besten Zeit hatte ich bis zu 250 Auftritte pro Jahr. Zurzeit mache ich etwas weniger, da ich Papa geworden bin. Zum Jahresende bin ich dann wieder viel unterwegs: Auf Weihnachtstournee – drei Wochen am Stück. Im Jahr 2017 bin ich über Weihnachten auch schon über drei Wochen ausgebucht, so geht das.

Zischup: Zu fast jedem Lied drehen Sie ein Musikvideo. Welcher Dreh hat am meisten Spaß gemacht?
Kirsten: Ich habe ja öfters mal das Sonntagskonzert vom ZDF gedreht und da mussten wir schon ganze Brücken sperren lassen. Ich habe eine eigene DVD herausgebracht, welche wir im Europa-Park gedreht haben. Ich mache einfach alles, was mit Musik oder Kunst zu tun hat, also Moderieren, Entertainern, Singen, denn das macht einfach am meisten Spaß!

Zischup: Wie überlebt man im Musikgeschäft?
Kirsten: Ich habe eine normale Ausbildung als Fernmeldetechniker und wollte immer Elektrotechnik studieren und nebenher Musik machen. Mit 21 Jahren bin ich auf der Welt herumgereist und habe dabei Musik gemacht und das war eigentlich auch schön. Heute gibt es ja "Deutschland sucht den Superstar" und vieles mehr. Früher wollten alle in den Himmel, heute ins Fernsehen. Wenn man dann Erfolg hat, ist es wichtig, dass man die Bodenhaftung nicht verliert. Wenn man da keine Unterstützung von Freunden und der Familie bekommt, dann geht es schnell in die andere Richtung. Man sollte sich nicht so wichtig nehmen.

Zischup: In Oberprechtal war im Jahre 2005 ein großes Fest. Planen Sie so ein Fest in nächster Zeit nochmals?
Kirsten: Ich würde gerne jedes Jahr ein großes Fest veranstalten. Das Problem ist, dass die Vereine keine Zeit mehr für so etwas haben, und ich ein Fest aber nicht alleine organisieren kann.


Zischup: Sie sind schon mit vielen berühmten Personen auf der Bühne gestanden. Halten Sie Kontakt?
Kirsten: Ich kenne eigentlich alle, die Rang und Namen in der Schlagerbranche haben, wie Helene Fischer. Ich habe einen ihrer ersten Auftritte moderiert und obwohl sie eine Musicalausbildung hat, war sie wahnsinnig aufgeregt. Damals war sie noch unbekannt. Diesen Abend hat sie niemals vergessen. Wenn sie dann mal in Freiburg war, hat sie mich angerufen und dann haben wir uns getroffen. Mittlerweile ist das immer schwieriger geworden, da sie Polizeischutz braucht. Ich habe aber auch guten Kontakt mit Andrea Berg oder Andreas Gabalier.

Zischup: Sie sind ja auch viel unterwegs. Wie kommt ihre Familie damit klar?
Kirsten: Wenn man eine Familie gründet, sollte man auch für sie da sein. Zu einem früheren Zeitpunkt wäre es sehr ungünstig gewesen, aber jetzt könnte ich mir nichts Besseres wünschen, als Zeit mit meinem Sohn zu verbringen. Ich bin jetzt mehr zu Hause als früher.


Zischup: Werden Sie auf der Straße als Reiner Kirsten erkannt?
Kirsten: Im Elztal kennt man mich. Ich bin ein ganz Normaler – der Reiner, der froh ist, dass es seiner Familie gut geht. Ich bin ja kein ganz großer Superstar und führe auch ein ganz normales Leben. Bei Auftritten außerhalb unserer Region wissen nur die Wenigsten, dass ich eigentlich Jäkle heiß. Anfangs bekam ich sogar keine Hotels und Flugtickets mehr, da auf meinem Pass Jäkle und nicht Kirsten stand. Mittlerweile habe ich aber zwei Pässe und solche Probleme gibt es nicht mehr.

Zischup: In wie viel verschiedenen Ländern haben Sie Auftritte gegeben?
Kirsten: Oh, ich war schon auf Hawaii, in Hollywood, LA, aber auch in vielen Ländern Europas.In Amerika gaben Stefanie Hertel und ich dann zwei Livekonzerte für Deutschamerikaner. Es tut gut, auch mal etwas anderes zu sehen.

Zischup: Haben Sie jemals bei einem Auftritt den Text vergessen?
Kirsten: Ja, sehr oft! Das ist eben das Risiko, wenn man live singt.

Zischup: Bekommen Sie auch Fanpost?

Kirsten: Ja, ich veranstalte auch Fantreffen. Einmal sollte ich sogar ein nagelneues Auto mit einem Edding signieren.

Ressort: Schülertexte

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