"Kinder sind die Zukunft der Erde"

ZISCH-INTERVIEW mit dem Bundestagsabgeordneten Matern von Marschall (CDU) über Adelige und Gespräche mit Angela Merkel.  

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Matern von Marschall mit seinem Marken...vor dem Deutschen Bundestag in Berlin   | Foto: Inga Haar (DBT)
Matern von Marschall mit seinem Markenzeichen, dem Apfel, vor dem Deutschen Bundestag in Berlin Foto: Inga Haar (DBT)

Luzia Pusler, Zisch-Reporterin aus der Klasse 4b der Grundschule Malterdingen, hat den Freiburger Bundestagsabgeordneten Matern von Marschall (CDU) über seinen Beruf, seinen Adelstitel und Kinder in der Politik befragt.

Zisch: Warum nennen Sie sich Matern von Marschall und nicht Martern Freiherr Marschall von Bieberstein, wie Sie eigentlich heißen?
von Marschall: Matern ist mein Vorname. Mein Nachname klingt schön, aber ist doch ziemlich lang. Deshalb nutzt die Familie seit einigen Generationen die Kurzform von Marschall. Das passt auch besser auf eine Visitenkarte.

Zisch: Sie sprechen viele Sprachen sprechen. Wie kommt das?
von Marschall: Meine Großmutter mütterlicherseits kam aus dem Elsass, wir haben schon als Kinder viel Französisch gesprochen. Ich bin dann in Freiburg aufs Friedrich-Gymnasium gegangen und habe dort Englisch gelernt, aber auch Latein und Griechisch. Das ist eine gute Grundlage für moderne Sprachen. Schließlich konnte ich in Spanien und Portugal studieren und dort vor Ort die Landessprachen lernen, das ist die beste Methode.

Zisch: Fühlt man sich als Adliger besonders für die Gesellschaft und die Menschen verantwortlich?
von Marschall: Sagen wir mal so: Man hat als Adliger aufgrund historischer Quellen meist einen ganz guten Überblick über die eigene Familiengeschichte. Es zeigt sich: Die eigenen Vorfahren haben manches gut, manches schlecht gemacht. Das nimmt einen in die Pflicht, die Dinge in Zukunft besser zu machen, Fehler also nicht zu wiederholen.

Zisch: Haben Sie noch genügend Freizeit? Für Familie, Hobbys und Anderes?
von Marschall: Die Zeit ist das knappste Gut in der Politik. Jede Minute muss man sich genau einteilen und dabei sehr genau darauf achten, dass Freunde und Familie nicht zu kurz kommen.

Zisch: Wie wird man Politiker? Muss man dazu auf das Gymnasium gehen?
von Marschall: Nein, jeder kann Politiker werden, ganz unabhängig von seiner Bildung. Das Parlament sollte ja möglichst repräsentativ sein, also alle Bevölkerungsgruppen abbilden. Einen gesunden Menschenverstand, der in der Politik nützlich ist, erlernt man ohnehin weniger auf der Universität, sondern durch Lebenserfahrung und Diskussionen am heimischen Küchentisch.

Zisch: War Politiker immer schon Ihr Kindheitstraum, oder wollten Sie etwas Anderes werden?
von Marschall: Ich bin ganz glücklich darüber, wie es bisher gelaufen ist. Nach meinem Studium habe ich in Freiburg bei Herder eine Ausbildung zum Verlagskaufmann absolviert und war dann bei einem internationalen Wissenschaftsverlag in Berlin. Da bin ich in der ganzen Welt herumgekommen. Politik hat mich immer interessiert, und es schadet nicht, vorher Lebenserfahrung zu sammeln, die man dann einbringen kann.

Zisch: Sind Sie oft in Berlin? Wenn ja – wie viele Tage in einer Woche?
von Marschall: Grob gesagt bin ich eine Hälfte des Jahres in Berlin, die andere im Wahlkreis. Die Sitzungswoche in Berlin geht von Montag bis Freitag. Am Wochenende bin ich im Wahlkreis, nehme dort Termine wahr – und versuche, ein paar Stunden mit meiner Familie und Freunden zu genießen.

Zisch: Müssen Sie auch am Sonntag als Politiker arbeiten?
von Marschall: Müssen ist wohl nicht das richtige Wort. Wir Abgeordnete haben ein freies Mandat, aber dazu gehört auch, viel Präsenz im Wahlkreis zu zeigen. Am Sonntag feiern zum Beispiel Kirchengemeinden ihr Patrozinium oder Vereine ihr Jubiläum. Da gehe ich gerne hin, aber es muss eben auch einen Rückzugsraum für Freunde und Familie geben. Das ist ein gewisser Spagat.

Zisch: Welche Themen behandeln Sie im Bundestag?
von Marschall: Ich bin Mitglied im EU-Ausschuss, im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit und im Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung. Im Ausschuss werden fraktionsübergreifend die Bundestagsentscheidungen ausdebattiert, es findet also die eigentliche Arbeit statt. Dabei sind meine Schwerpunktthemen vor allem die Klima- und Energiepolitik, der Umweltschutz sowie das Thema Nachhaltigkeit. Darüber hinaus darf und sollte man sich als Bundestagsabgeordneter aber mit allen Themen beschäftigen, die die Menschen in Deutschland, Europa und auf der ganzen Welt bewegen. Globalisierung bedeutet: Alle Dinge hängen miteinander zusammen und auch voneinander ab. Wir können nichts isoliert betrachten, sondern müssen die Zusammenhänge verstehen und danach unser politisches Handeln ausrichten, also miteinander kooperieren – nicht gegeneinander kämpfen. Das ist die große Aufgabe der Zukunft.

Zisch: Arbeiten Sie viel mit der Bundeskanzlerin zusammen?
von Marschall: Die Bundeskanzlerin ist eine wirklich viel beschäftigte Frau. Dennoch gibt es immer mal wieder die Gelegenheit, sich mit Angela Merkel auszutauschen. Sei es im Rahmen der Fraktionssitzung oder bei einem Besuch im Kanzleramt. Sie steht auch jedem Abgeordneten für ein persönliches Gespräch zur Verfügung. Aber da sollte man schon sehr gut vorbereitet sein – die Bundeskanzlerin selbst weiß nämlich über jedes Thema auch im Detail Bescheid.

Zisch: Was machen Sie in der Politik für Kinder?
von Marschall: Für mich sind Kinder die Zukunft unserer Erde. Also müssen wir auch eine Politik machen, die den Kindern die Gestaltung ihrer Zukunft ermöglicht. Im Rahmen meiner Arbeit im Deutschen Bundestag engagiere ich mich dabei für die weltweite Umsetzung von Kinderrechten. Vor allem ist mir wichtig, dass Kinder die Möglichkeit eines Zugangs zu Bildung bekommen. Das ist die Nachhaltigkeit, die mir am Herzen liegt, denn es geht dort nicht nur um den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen, sondern etwa auch um solide Staatsfinanzen – wir dürfen nachfolgenden Generationen nicht einen immer größeren Schuldenberg hinterlassen. In meinem Wahlkreis bin ich regelmäßig an Schulen zu Gast, um mit Schülerinnen und Schülern aktuelle politische Themen zu diskutieren. Am UNICEF-Aktionstag Kinderrechte gehe ich in die Schulen und debattiere mit den Schülerinnen und Schülern über die Rechte von Kindern in Entwicklungsländern, in denen es immer noch Kinderarbeit gibt, oder wo Kinder als Soldaten missbraucht werden.

Zisch: Gibt es in Freiburg ein Kinder- und Jugendparlament?
von Marschall: Ein Kinder-und Jugendparlament gibt es in Freiburg direkt nicht. Jedoch bietet der Deutsche Bundestag jedes Jahr das sogenannte Planspiel "Jugend im Parlament" an, bei dem Jugendliche selbst einmal für vier Tage den Beruf des Politikers erleben können. In Freiburg gibt es aber den jährlich stattfindenden "Tag der Jugend" im Rathaus, dieses Jahr war dieser am 11. Juni. Bei diesem jugendpolitischen Forum wird Kindern und Jugendlichen viel Raum für Begegnungen, Informationen, Austausch und Unterhaltung geboten. Auch könnt ihr euch hier darüber informieren, wie und wo ihr euch politisch einbringen könnt.

Zisch: Wie kann ich mich als Kind in der Politik beteiligen?
von Marschall: Kinder und Jugendliche haben viele Möglichkeiten, sich zu engagieren. In meiner Partei ist das zum Beispiel in der Schülerunion sowie der Jungen Union möglich, die sich beide für die Interessen junger Menschen einsetzen. Um sich politisch einzubringen, muss man jedoch nicht zwingend in einer Partei sein. Das geht auch an eurer Schule. Ihr könnt euch in der Schülermitverwaltung, im Jugendtreff oder in euren Sport- und Kulturvereinen beteiligen. Ebenso können Kinder ihre Interessen bei Kinderbeteiligungsverfahren einbringen, wenn es zum Beispiel um die Gestaltung von Spiel- oder Bolzplätzen geht. Falls ein Kind eine Idee oder ein Problem hat, kann es sich auch jederzeit an den Gemeinderat, den Landtags-, Bundestags- oder Europaabgeordneten wenden: Ich freue mich immer über Besuche von Schulklassen im Bundestag. Das sind besonders schöne und lehrreiche Begegnungen mit Kindern und Jugendlichen, die oft einen ganz eignen, von Herzen kommenden und unbelasteten Blick auf die Dinge haben.

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